So steht es um die Gleichberechtigung in der Kommunikationsbranche

| Tobias Seifried 
| 26.10.2023

Mehr als die Hälfte der Unternehmen haben zwar "Diversity, Equity & Inclusion"-Beauftragte, die Umsetzung ist laut einer Umfrage aber ausbaufähig. Drei Viertel empfinden, dass die Branche (zum Teil) ein Sexismusproblem hat.

Wie steht es um Diversity, Equity & Inclusion (DEI) in der heimischen Kommunikationsbranche? Antworten auf diese Frage soll der sogenannte DEI Stimmungsbarometer geben. Dabei handelt es sich um eine Onlineumfrage unter 208 heimischen Kommunikator:innen, in Auftrag gegeben vom Public Relations Verband Austria (PRVA) in Kooperation mit Observer und Ketchum, deren Ergebnisse am Mittwoch im Rahmen eines DEI-Wake-up-Brunchs im A1 Headquarter präsentiert wurden.

"Wichtiger erster Schritt"

Insgesamt lässt sich der Studie zufolge sagen, dass Diversity, Equity & Inclusion in der österreichischen Kommunikationsbranche Einzug hält. Knapp zwei Drittel (63 Prozent) der Befragten geben an, eine:n interne:n Diversitybeauftragte:n zu haben. In 73 Prozent der Fälle sei diese Zuständigkeit im Management angesiedelt und könne somit direkt auf das Geschäft einwirken. Allerdings gebe es in vielen Bereichen noch Aufholbedarf, so die Studienautor:inenn.

"Diese Umfrage innerhalb der Branche ist für uns ein wichtiger erster Schritt, um zum Thema Diversity-Management aktiv zu werden. Nur auf Basis von Daten sehen wir, worin derzeit die größten Herausforderungen liegen und an welchen Stellen Lösungen benötigt werden. Wir müssen als Branche einen Raum schaffen, in dem Diskriminierung keinen Platz hat. Dafür braucht es uns alle", so Ingrid Gogl, PRVA-Präsidentin.

Diskriminierung: Konsequenzen für Täter:innen selten

Laut dem Stimmungsbarometer empfinden 38 Prozent der Befragten Sexismus als ein bestehendes Problem und 37 Prozent als teilweises Problem in der Branche. 42 Prozent haben in den vergangenen zehn Jahren sexuelle Belästigung selbst erlebt oder bei Kolleg:innen miterlebt. 22 Prozent gaben dabei an, dass ihnen eine Person schon einmal zu nahegetreten ist. Fünf Prozent haben bereits körperliche Belästigung erlebt. Auch Rassismus (zehn Prozent) und Homophobie (sieben Prozent) sind Themen, die einige Kommunikator:innen bereits erfahren haben.

Die Frage, ob es Konsequenzen für die beteiligten Personen gegeben hat, beantworten 59 Prozent mit "Nein, nicht, dass ich wüsste". In 15 Prozent der Fälle habe es ein klärendes Gespräch gegeben, aber keine Veränderung. Häufig habe sich der Vorfall auf die diskriminierte Person ausgewirkt, indem sie gekündigt wurde (fünf Prozent) oder selbst gekündigt hat (drei Prozent). In nur einem Prozent wurde den Befragten zufolge die beschuldigte Person gekündigt.

"Die Umfrage zeigt, dass Diskriminierung in unserer Branche kein Einzelfall ist. Von Machtmissbrauch können alle Hierarchiestufen betroffen sein, außer die, die ganz oben stehen. Umso wichtiger ist es, als Führungskraft reflektiert und solidarisch zu sein. Jeder Vorwurf von Diskriminierung muss ernst genommen, untersucht und mit Konsequenzen sanktioniert werden. Ich will mit der Branche und deren Führungskräften einen Raum schaffen, in dem Diskriminierung keinen Platz hat", so Manisha Joshi, Business Director und Head of DEI bei Ketchum.

Gendergerechte Sprache noch keine Norm

Die Umfrage zeigt außerdem, dass zwar bereits 76 Prozent der Unternehmen in der Schrift einheitlich mit Doppelpunkt oder Sternchen gendern, aber gerade in der verbalen Kommunikation noch Luft nach oben sei. Nur die Hälfte gibt an, gendergerechte Sprache auch in der verbalen Kommunikation zu verwenden. Die Ergebnisse würden deshalb Anlass zur Überlegung geben, wie die PR-Branche ein Arbeitsumfeld schaffen könne, das von Respekt und Gleichberechtigung geprägt ist.

"Gerade wir als Kommunikator:innen müssen bei einer gendergerechten Sprache Vorreiter:innen sein. Sprache schafft Bewusstsein, und daher gilt es, Frauen in unserer Sprache aktiv Raum zu geben. Es freut mich, dass wir unsere Idee vom Anfang dieses Jahres umsetzen konnten und jetzt ein aktuelles Stimmungsbild zum Thema DEI erhalten haben. Wir unterstützen gerne alle weiteren Schritte, um Diversität, Gleichstellung und Inklusion als selbstverständliche Parameter zu platzieren", so Stephan Ifkovits, Head of Communications und DEI Beauftragter bei Observer Brand Intelligence.

Kommunikationsexpert:innen diskutieren Ergebnisse

Im Rahmen des PRVA DEI-Wake-up-Brunchs wurden die Ergebnisse mit Kommunikator:innen diskutiert, darunter Verena Binder-Krieglstein, Head of Employee Experience (A1 Telekom Austria AG), Manisha Joshi, Business Director & Head of Diversity, Equity & Inclusion (Ketchum Austria), Lisa Kulmer, Anwältin und Expertin für Arbeitsrecht (DORDA Rechtsanwälte), Hermann Sporrer, Co-Founder (Sheconomy & WEconomy) und Irmgard Wetzstein, Academic Director Management & Digital Business (FH St. Pölten). Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Ingrid Gogl.

Der PRVA legt laut eigenen Angaben großen Wert auf ein faires und gleichberechtigtes Arbeitsumfeld. Deshalb soll Vorstandsmitglied Elisabeth Dal-Bianco ab sofort verstärkt ihre Expertise zum Thema Diversity, Equity & Inclusion einbringen und fungiert als erste Anlaufstelle im Verband.

"Wir setzen uns für eine diskriminierungsfreie Kommunikationsbranche ein, wollen Bewusstsein für das Thema schärfen, den konstruktiven Dialog fördern und Best Practices vor den Vorhang holen. Darüber hinaus haben wir Maßnahmen wie die Überarbeitung des PRVA-Ehrenkodex und einen PR-Radar geplant", ergänzt PRVA-Präsidentin Ingrid Gogl.

LEADERSNET war beim DEI-Wake-up-Brunch. Fotos sehen Sie in der Galerie.

www.observer.at/diversity

www.prva.at

www.ketchum.at

Über den DEI Stimmungsbarometer

An der Umfrage haben sich 208 PRVA-Mitglieder und weitere Personen aus Agenturen und Kommunikationsabteilungen in Unternehmen beteiligt. 136 Befragte haben den gesamten Fragebogen ausgefüllt. Der Stimmungsbarometer will u. a. aktuelle Erkenntnisse zur Frage liefern, wie weit die österreichische Kommunikationsbranche im Bereich Diskriminierung ist.

Die Teilnehmer:innen sind zu 75 Prozent weiblich, 23 Prozent männlich und zwei Prozent divers. Der Großteil der Befragten arbeitet in Agenturen (47 Prozent) und in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden (15 Prozent). 

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Über den DEI Stimmungsbarometer

An der Umfrage haben sich 208 PRVA-Mitglieder und weitere Personen aus Agenturen und Kommunikationsabteilungen in Unternehmen beteiligt. 136 Befragte haben den gesamten Fragebogen ausgefüllt. Der Stimmungsbarometer will u. a. aktuelle Erkenntnisse zur Frage liefern, wie weit die österreichische Kommunikationsbranche im Bereich Diskriminierung ist.

Die Teilnehmer:innen sind zu 75 Prozent weiblich, 23 Prozent männlich und zwei Prozent divers. Der Großteil der Befragten arbeitet in Agenturen (47 Prozent) und in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden (15 Prozent). 

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