Hohe Unzufriedenheit mit dem Gehalt befeuert Verhandlungsabsichten

| Tobias Seifried 
| 18.10.2023

Laut einer aktuellen Umfrage sind nur 50 Prozent der Dienstnehmer:innen mit ihrer Entlohnung zufrieden. Arbeitgeber:innen müssen sich auf eine Flut an Gehaltsverhandlungen einstellen.

Wie eine aktuelle Umfrage unter 1.050 Teilnehmenden von hokify zeigt, herrscht in Österreich eine große Unzufriedenheit mit dem Gehalt. Jede:r zweite Befragte ist laut der Job-Plattform unzufrieden mit dem eigenen Gehalt, nur ein knappes Drittel der Befragten hat im letzten Jahr eine Gehaltsanpassung bekommen. Das dürfte auch konkrete Auswirkungen haben. Denn hokify zufolge streben knapp 60 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen im nächsten Jahr eine Gehaltsverhandlung an. Auch bei der Jobwahl spiele das Gehalt eine Rolle: Neun von Zehn würden sich nur für einen Job bewerben, der ein höheres Gehalt bietet als die letzte Stelle.

Jede:r Zweite ist unzufrieden mit dem eigenen Gehalt

Wie sehen die zentralen Ergebnisse der Umfrage nun genau aus? Während 22 Prozent der Befragten mit ihrem derzeitigen Gehalt sehr zufrieden sind, ist knapp die Hälfte der Befragten unzufrieden. 23 Prozent aller Proband:innen gaben an, sehr unzufrieden mit ihrer Entlohnung zu sein. Ein Faktor, der diese Einschätzung beeinflusse, ist die anhaltende Teuerung: Hohe Lebenshaltungskosten führen zu einer stärkeren finanziellen Belastung für Arbeitnehmer:innen. Die Gehälter bleiben aber großteils auf demselben Niveau: Laut Umfrage haben nur 31 Prozent der Befragten 2023 eine Gehaltserhöhung bekommen, mehr als zwei Drittel gingen dieses Jahr also leer aus. Dabei zeigt sich auch ein Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während nur 29 Prozent der befragten Frauen eine Gehaltserhöhung bekommen haben, war das für 34 Prozent der befragten Männer der Fall.

Gehaltsstudie

Gegenmaßnahmen

Diese Unzufriedenheit dürfte den Vorgesetzten bzw. Budgetverantwortlichen eine regelrechte Flut an Gehaltsverhandlungen bringen. Um die eigene finanzielle Situation zu verbessern, streben nämlich 58 Prozent der Befragten 2024 Gehaltsverhandlungen an, obwohl 38 Prozent der Befragten angeben, dass sie sich dabei unsicher fühlen würden.

Die Alternative dazu ist meistens die Suche nach einem neuen Job, um das eigene Gehalt zu verbessern. Neun von zehn Befragten bewerben sich nur auf offene Stellen, die ein höheres Gehalt bieten, als ihr derzeitiger Job. Eine Herausforderung dabei: Oft werden besonders in großen Unternehmen Gehaltsklassen festgesetzt, in denen es wenig Spielraum für individuelle Verhandlungen gibt. Klassische Gehaltsverhandlungen sind dann weder beim Einstieg noch während des Arbeitsverhältnisses möglich.

Auch deshalb seien die Abschlüsse der KV-Verhandlungen wichtig für viele Arbeitnehmer:innen: "Ob man im nächsten Jahr mit einer Gehaltsanpassung rechnen kann und wie hoch diese sein wird, kann für viele Arbeitnehmer:innen den entscheidenden Anstoß zum Jobwechsel geben. Gibt es keinen Verhandlungsspielraum und ist keine Gehaltserhöhung in Sicht, kann die Konsequenz sein, sich einen besser bezahlten Job zu suchen um die erhöhten Kosten zu decken." kommentiert Karl Edlbauer, Co-Gründer und Geschäftsführer von hokify.

Mehrere Faktoren beeinflussen Jobsuche

Trotzdem ist das Gehalt nur einer von mehreren Faktoren, die einen Einfluss auf die Jobwahl haben. Zehn Prozent der Befragten können sich vorstellen, einen Job mit niedrigerem Gehalt anzunehmen, wenn dafür andere Faktoren, wie ein erfüllender Tätigkeitsbereich, eine gute Arbeitsatmosphäre und gute Work-Life-Balance gegeben sind. Gehalt sei aber oft der ausschlaggebende Faktor, wenn es um die Frage geht, ob der Job gewechselt wird oder nicht.

Unzufriedenheit mit dem Gehalt könne die Jobwechselbereitschaft, besonders in Zeiten der Teuerung, anfeuern und dazu führen, dass Jobsuchende noch stärker auf die Gehaltsangaben achten. Für Unternehmen sei es laut Edlbauer dementsprechend wichtig, klare und reale Gehälter in den Stelleninseraten zu nennen: "Das Mindestgehalt laut Kollektivvertrag kann einen falschen Eindruck vermitteln und hält hochqualifizierte Kandidat:innen oft von der Bewerbung ab."

www.hokify.at

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