"So könnten weitere Preisrallyes bei den Heizkosten verhindert werden"

Im LEADERSNET-Interview richtet Stefan Gubi, Geschäftsführer der Windhager Gruppe, klare Forderungen an die Politik und erklärt, weshalb er eine gesetzliche Verankerung der Bevorratungspflicht von Pellets für die Energiewende als entscheidend erachtet, wie er das Unternehmen durch die Turbulenzen am nationalen und internationalen Markt navigiert, auf welche aktuelle Technologien man setzt und in welches Millionen-Projekt aktuell investiert wird.  

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Gubi, der Energiemarkt erlebt seit letztem Jahr starke Turbulenzen. Derzeit scheint kein Stein auf dem anderen zu bleiben. Welche Strategie verfolgt die Firma Windhager aktuell?

Stefan Gubi: Anfang Juli haben wir 176 Produktionsmitarbeiter:innen zur Kurzarbeit angemeldet. Anfang Oktober haben wir für eine etwas niedrigere Anzahl an Mitarbeiter:innen Verlängerung der Kurzarbeit beantragt. Auslöser dafür war, dass die internationalen Märkte, allen voran Deutschland, wegen fehlender Rahmenbedingungen verrückt gespielt haben. Durch diese Maßnahme rücken wir aber als Firma noch mehr zusammen. Ziel ist, die Mitarbeiter:innen rasch wieder eingliedern zu können. Die Kurzarbeit hilft uns dabei, niemanden entlassen zu müssen, was wiederum die Gefahr des Verlusts von Know-how der Mitarbeiter:innen bedeuten könnte.

LEADERSNET: Was benötigt es, damit die Energiesysteme an Resilienz gewinnen, sich der Markt stabilisiert und die Wärmewende gelingt?

Gubi: Ich wünsche mir, dass es endlich ein vernünftiges Erneuerbares-Wärme-Gesetz (EWG) gibt, das vor allem den Konsument:innen Klarheit vermittelt. Wir appellieren ganz klar an die Politik, endlich die Verunsicherungen am Markt zu beenden. Das EWG, das bereits in mehr als hundert Gesprächen zwischen dem Bund und den Bundesländern verhandelt wurde, regelt den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe für die Raumwärme- und Warmwasserversorgung. Eine weitere Bitte an die Politik wäre eine gesetzliche Verankerung einer Pelletbevorratungspflicht, um bei steigendem Bedarf im Zuge der Energiewende Versorgungssicherheit und Preisstabilität gewährleisten zu können. Diese Maßnahme könnte weitere Preisrallyes bei den Pelletpreisen verhindern.

LEADERSNET: Und was raten Sie verunsicherten Kund:innen, die in Zukunft möglichst kostengünstig und klimaschonend heizen wollen?

Gubi: Natürlich kommt es darauf an, in was für einer Wohnung oder was für einem Gebäude man wohnt. Nicht umsonst werben wir mit dem Slogan 'die richtige Heizung für jedes Zuhause' – als Vollsortimentanbieter kümmern wir uns immer um die Lösung. Tatsache ist, dass wir in sehr naher Zukunft raus aus Öl und Gas müssen. Der aktuelle Entwurf des EWG sieht vor, dass bis 2035 alle Ölheizungen schrittweise durch erneuerbare Energieheizungen oder Fernwärme ersetzt werden sollen. In Österreich und Deutschland gibt es auch durchaus attraktive Fördermodelle bei der Umrüstung raus aus Öl und Gas.

LEADERSNET: Welche technischen Neuerungen prägen aktuell den Fortschritt?

Gubi: Das System einer Hybridheizung verbindet unterschiedliche Heiztechnologien in einem Heizsystem. Diese lassen sich sowohl einzeln als auch gemeinsam zum Heizen nutzen. Hier bieten wir drei verschiedene Systeme an, bei denen die Heizkessel entweder mit Holz und Pellets, Scheitholz und Wärmepumpe oder Wärmepumpe und Pellets funktionieren.

LEADERSNET: Was sind Ihre mittelfristigen Ziele und langfristigen Visionen für das Unternehmen?

Gubi: Derzeit investieren wir hundert Millionen Euro in das modernste Wärmepumpenwerk Österreichs im oberösterreichischen Pinsdorf. Die maximale Auslastung soll ab 2026 gegeben sein, und es werden rund 300 Mitarbeiter:innen dort arbeiten. Ziel ist, an diesem Standort rund 20.000 Stück Wärmepumpen pro Jahr zu erzeugen.

www.windhager.com

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV