VÖZ kündigt Kollektivvertrag für Journalisten

| Redaktion 
| 26.09.2023

Die Gewerkschaft spricht von einem "Affront gegenüber den Beschäftigten" und fordert dies umgehend zurückzunehmen. Der Verband Österreichischer Zeitungen weist die Kritik zurück.

"Der Vorstand des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) hat einstimmig den Beschluss gefasst, als Kollektivvertragspartei auf Arbeitgeberseite von seinem sozialpartnerschaftlich vereinbarten Recht Gebrauch zu machen und den Kollektivvertrag für Redakteur:innen und den Gesamtvertrag für Ständig Freie Mitarbeiter:innen mit Wirkung zum Jahresende 2023 zu kündigen", heißt es am Dienstag vonseiten des VÖZ.

"Affront gegenüber den Beschäftigten"

"Die Kündigung des Kollektivvertrages durch den VÖZ ist ein Affront gegenüber den Beschäftigten und wird dazu führen, dass noch mehr Journalist:innen die Branche verlassen. Sie wird die Krise der Zeitungen weiter verschärfen und ist kein Zukunftskonzept. Qualitätsjournalismus braucht gesicherte Rahmenbedingungen, deshalb ist die Anwendung des Kollektivvertrags auch Voraussetzung für die zukünftige Journalismus-Förderung", so die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA Barbara Teiber als Reaktion auf die Ankündigungen des VÖZ.

Reform des Kollektivvertrags

VÖZ-Präsident Markus Mair erklärt den Schritt so: "Medien verlegerischer Herkunft sehen sich seit mehr als 20 Jahren angesichts der digitalen Transformation mit einer dramatischen Veränderung des Marktumfelds konfrontiert. Durch die zunehmende Umstellung auf das digitale Zeitungswesen befinden wir uns einerseits in einer direkten Konkurrenzsituation mit den internationalen digitalen Plattformen wie Google, Meta und Co. Andererseits erschwert das digitale Gratisangebot des künftig mit rund 810 Millionen Euro beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks die Transformation der Werbeerlöse."

Parallel dazu gelte es, massive Kostensteigerungen in allen Unternehmensbereichen zu bewältigen, die aufgrund der sinkenden Gesamtumsätze die Medienhäuser verlegerischer Herkunft zusätzlich belasten würden. Zum Erhalt der Pressevielfalt in Österreich brauche es eine Reform des Kollektivvertrags, damit dieser künftig den Anforderungen des heutigen globalen, digitalen Medienmarkts entspreche und den Medienhäusern verlegerischer Herkunft die fortschreitende digitale Transformation ermögliche.

Vorerst keine Veränderung

"Die Journalist:innengewerkschaft in der GPA war und ist immer verhandlungsbereit und hat bereits im Jahr 2012 die Reform des Kollektivvertrags mitgestaltet. Die Kündigung des Journalisten-KV erfolgt überfallsartig und ohne, dass der VÖZ das Gespräch mit uns gesucht oder irgendwelche Forderungen erhoben hätte. Die schwierige Situation der Zeitungsunternehmen kann und wird nicht auf dem Rücken der Kolleg:innen bewältigt werden. Wir fordern den VÖZ auf, die Kündigung umgehend zurückzunehmen und in ordentliche Verhandlungen mit uns einzutreten. Das Beharren auf der KV-Kündigung wäre ein Bruch der Sozialpartnerschaft und der endgültige Abgesang des VÖZ auf die gesamte Branche", so der Vorsitzende der Journalist:innengewerkschaft in der GPA, Eike-Clemens Kullmann.

Im Kündigungsschreiben an die Gewerkschaft bietet der Vorstand des Verlegerverbands der Gewerkschaft GPA als Vertreterin der Arbeitnehmer:innen jedoch verbindlich an, die Laufzeit aus Arbeitgebersicht vollumfänglich bis 30. Juni 2024 zu verlängern, um entsprechende Verhandlungen zu einer Neugestaltung des KV zu ermöglichen. Das bedeutet, dass sich für die einzelne Dienstnehmer:innen zunächst nichts ändert.

www.voez.at

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