ORF möchte 2024 mit neuen Formaten und neuer Streaming-Plattform punkten

| Tobias Seifried 
| 19.09.2023

Am Dienstag fand die Programmpräsentation für das kommende Jahr statt. Trotz Gesetzes-Novelle stehen den Konsument:innen vier TV- und zwölf Radiosender sowie diverse digitale Angebote zur Verfügung. Zu Letzteren zählt auch der "TVthek"-Nachfolger ORF On.

Im kommenden Jahr wird der ORF erstmals per Haushaltsabgabe finanziert (LEADERSNET berichtete). Deshalb müssen rund 400.000 Haushalte mehr als bei der bisherigen GIS-Gebühr für die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Medienunternehmens aufkommen. Davon sind freilich nicht alle "Zwangsbeglückten" begeistert. Beruhigen will der ORF seine Kritiker:innen mit einem Programm für alle Konsument:innen. Wie dieses genau aussehen wird, wurde am Dienstag im Rahmen der Programmpräsentation 2024 unter dem Motto "Programm für dich und mich und alle" gezeigt.

Trotz Gesetzesnovelle, die Einsparungen mit sich bringen soll, können die Seher:innen weiter aus dem Vollen schöpfen. Verfügbar im Jahr 2024 sind lineare TV-Angebote in ORF 1, ORF 2, ORF III, ORF Sport+, die Radiosender Ö1, Ö3, FM4 und die neun Regionalradios, die neue Streaming-Plattform ORF On, die Digitalangebote Topos, Sound, orf.at sowie der neue "Kids-Screen".

"Keine Marketing-Floskel"

Generaldirektor Roland Weißmann sagte im Rahmen der Präsentation: "Ein 'ORF für alle' liefert mit Überzeugung ein 'Programm für alle' – und genau das machen wir 2024. Die Einführung der Haushaltsabgabe ist kein Ruhekissen für uns – ganz im Gegenteil. Sie ist Ansporn und Verpflichtung, unseren Auftrag noch besser in Programmangebote zu gießen, die für möglichst viele Menschen in Österreich Identifikation und Anknüpfung bieten. Der Küniglberg mit dem ORF-Mediencampus ist mit seinen 261 Metern Seehöhe völlig ungeeignet für den oft zitierten Elfenbeinturm. Der ORF und seine Mitarbeiter:innen sind auf Augenhöhe mit den Menschen in Österreich. Das spiegeln die zahlreichen Innovationen, die wir im neuen Programmjahr starten, eindrucksvoll wider". Weniger Pro-Kopf-Beitrag für die Österreicher:innen, mehr ORF-Angebot sei keine Marketing-Floskel, sondern Ergebnis harter Arbeit einer topmotivierten Belegschaft, so Weißmann.  

Als "Rundfunk der Gesellschaft" möchte das Unternehmen 2024 ein Programm bieten, in dem sich alle Menschen in diesem Land wiederfinden. Dies würde mit großem Erfolg und Rückhalt gelingen. Denn 6,4 Millionen Menschen nutzen jeden Tag zumindest ein ORF-Angebot im Fernsehen, im Radio, Online oder auf Social Media. Im Rahmen der Programmpräsentation wurde auch der verbindende Charakter, die das öffentlich-rechtliche Medienangebot bieten soll, hervorgehoben.

Die Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz sagte: "Neue Dokuleisten für die jüngeren Zielgruppen, mehr Diskussionsformate denn je, frische Unterhaltung in herausfordernden Zeiten, Top-Fiction auf internationalem Niveau und ein runderneuertes Programmangebot für Kinder – all das bieten wir in der kommenden Saison unserem Publikum. Mit unseren neuen Formaten sind wir ganz nah an den Lebenswelten der Österreicher:innen und nutzen dabei gezielt die Möglichkeiten der neuen Mediathek."

Mit was der ORF 2024 punkten will

Wie nicht anders zu erwarten war, fällt das Programmangebot im nächsten Jahr vielfältig aus - es reicht von Shows zu den Themen Musik, Quiz oder Kabarett über Informationsangebote, neue Doku-Reihen, (Live-)Sportevents, Diskussionsformate und Magazine bis hin zu Klassikern, Krimis, Dramen, Komödien, Mystery-Thrillern und True Crime. Darüber hinaus wurden multimediale Storys auf ORF Topos, neue Formate für junges Publikum, zusätzlich zum Okidoki-Kinderprogramm der neue digitale Kids Screen und die Streaming-Plattform ORF On angekündigt. 

Da alle Formate, zu denen auch Publikumshits wie Dancing Stars (Casting startet im Herbst 2024), Die große Chance, Bürgerforum, Universum, Willkommen Österreich, Landkrimis, Soko-Serien, etc. gehören, einfach aufzuzählen wenig sinnvoll wäre, werden an dieser Stelle einige echte Neuheiten angeführt.

So werden auf ORF1 im kommenden Jahr einige neue Sendungen mit Publikumsteilnahme und Feedback-Formate zu sehen sein. Zu Letzteren gehören u.a. die von Ö3 bekannte Sendung "Frag das ganze Land", die unter dem Arbeitstitel angekündigte Sendung "Fightclub" "Europa und der Bürger". Ebenfalls neu sind das Unternehmerformat "You are hired ... vielleicht", eine Sendung für Rechtsberatung ("Kainz und Kamp") und das von Mirjam Weichselbraun moderierte Format "Ist das so?". Mit dem neuen "ZIB-Magazin XLarge" sollen junge Menschen gut und tagesaktuell informiert werden. Die neue Diskussionssendung "Brennpunkt live" möchte in Anlehnung an die Reportagereihe "Brennpunkt Österreich" Problemen im gesellschaftlichen Zusammenleben auf den Grund gehen. 

ORF2 wird sein Informationsangebot weiter ausbauen. So werden die Mittags-ZIB-Ausgaben am Wochenende verlängert, die Landesstudios werden ein neue Vorabendmagazin für den Samstagvorabend launchen und ferner steht ein neues Korrespondentenmagazin in den Startlöchern. Weiters werden die Mittags-ZIBs am Wochenende verlängert, hinzu kommt ein neues Samstag-Vorabendmagazin der Landesstudios. Mit via YouTube verfügbaren ZIBs möchte ORF2 wohl jüngeres Publikum ansprechen. Neu sind auch die Formate "Sagenjäger" mit Max Müller und das Tiermagazin "Tierische Augenblicke".

Zu den angekündigten Filmpremieren zählen unter anderem Streifen mit den beiden österreichischen "Tatort"-Stars: Harald Krassnitzer als "Engel mit beschränkter Haftung" oder Adele Neuhauser "Ungeschminkt".

Neue Streaming-Plattform

Auf die Ankündigung der neuen Streaming-Plattform ORF On haben wohl nicht nur viele Nutzer:innen gewartet, sondern auch private ORF-Konkurrenten. Bei der Präsentation wurde jedenfalls geklotzt und nicht gekleckert: "Programmqualität und inhaltliche Vielfalt zeichnen den digitalen Flagshipstore des ORF aus, der die beliebtesten TV-Inhalte des Landes online neu erlebbar macht – mit neuem Design, neuen Features und neuer User-Experience", so die selbstbewusste Beschreibung. Im Gegensatz zur aktuellen TVThek werden Videos bei ORF On künftig zumeist ein halbes Jahr, vielfach sogar zeitlich unbegrenzt, on demand abrufbar. Dadurch würde ein ein noch reichhaltigeres öffentlich-rechtliches Content-Angebot entstehen, so der ORF.

Die Videoplattform will auch ein spezielles Angebot für ganz junge Seher:innen bieten. Eingebettet in ORF On sollen ein durchgängiger Live-Streaming-Kanal für Kinder und das begleitende On-demand-Portal ein flexibel nutzbares und pädagogisch wertvolles Gesamtangebot bereitstellen. Letzteres setzt sich laut ORF aus exklusiven Neuproduktionen, dem aktuellen Kinderprogramm "Okidoki, Archivmaterial sowie sorgfältig ausgewählten internationalen Kaufprogrammen zusammen. Ziel sei es, mit altersgerechter Information und Unterhaltung Wissen und Bildung zu vermitteln, Service und Orientierung zu bieten, Neugierde und Kreativität zu fördern sowie zu ausreichender Bewegung und einem gesunden Lebensstil zu animieren.

Weitere Schwerpunkte

In der Politikberichterstattung werden u.a. die Nationalratswahl, die EU-Wahl, die US-Wahl sowie die Landtagswahlen in der Steiermark und in Vorarlberg Schwerpunkte darstellen. Kulturdokumentationen sollen sich Themen, Jubiläen und Anlässen wie dem Projekt Europäische Kulturhauptstadt "Bad Ischl Salzkammergut 2024", 100 Jahre Radio in Österreich, 150 Jahre Wiener Hochquellwasserleitung oder dem Bruckner-Jahr zum 200. Geburtstag des Komponisten widmen.

Zahlreiche Live-Übertragungen - vor allem im Kultur- und Sportbereich - wurden ebenfalls in Aussicht gestellt. Als kulturelle Highlights wurden u.a. "Turandot" aus der Wiener Staatsoper, das "Neujahrskonzert", das "Sommernachtskonzert Schönbrunn", die "Sommernachtsgala Grafenegg", der "Freischütz" von den Bregenzer Festspielen sowie ausgewählte Premieren von den Salzburger Festspielen angepriesen. Sportfans dürften sich auf die Herren-Fußball-EM in Deutschland, die Olympischen Sommerspiele und Paralympics in Paris, alle alpinen Ski-Rennen, Skispringen inkl. Vierschanzentournee, Weltcup und Skiflug-WM am Kulm oder Formel-1-Übertragungen freuen.

www.orf.at

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