Einer aktuellen Analyse zufolge messen ATX-Unternehmen der Nachhaltigkeit immer mehr Bedeutung zu und bündeln das Thema inzwischen bei einem Chief Sustainability Officer (CSO). Allerdings variiert der Einfluss des CSOs innerhalb der 20 im Prime Market der Wiener Börse gelisteten Firmen stark. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie "An organizational setup fit for ESG transformation – the need for a Chief Sustainability Officer with impact" von Strategy&.
Vor drei Jahren ging es richtig los
Laut der Analyse sind rund drei Viertel (75 Prozent) der derzeitigen ATX-CSOs in den vergangenen drei Jahren eingestellt oder in die Rolle befördert worden. Aktuell haben demnach insgesamt alle 20 ATX-Unternehmen (100 Prozent) die CSO-Rolle besetzt. Dies zeige sowohl das Engagement der Unternehmen, die ESG-Transformation zu beschleunigen, als auch die Widerstandsfähigkeit der CSO-Rolle in einem anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeld, teilte die globale Strategieberatung von PwC mit. Bislang seien allerdings nur 35 Prozent der österreichischen ATX-CSOs auf Vorstandsebene angesiedelt – und haben damit auch eine entsprechende Entscheidungsmacht, die ESG-Transformation umfassend vorantreiben zu können.
"Die ESG-Transformation ist inzwischen in der Wirtschaft angekommen: Alle 20 ATX-Unternehmen haben bereits eine CSO-Position geschaffen, in denen die vielfältigen Nachhaltigkeitsaspekte zusammenlaufen", sagt Willibald Kofler, Country Head von Strategy& Österreich. Das Schaffen einer solchen Position sei allerdings lediglich der erste Schritt. Genauso wichtig sei die Integration des CSOs ins Kerngeschäft. Kofler dazu: "CSOs sollten in strategische Entscheidungen eingebunden und mit ausreichend Ressourcen ausgestattet sein. Nur so können sie den nötigen Wandel innerhalb ihrer Organisation vorantreiben und durchsetzen."
Größtenteils wenig Entscheidungsmacht
Insgesamt unterteilt sich das Feld der ATX-CSOs laut der Studie in zwei ungleich große Gruppen: CSOs mit Anbindung ans Top-Management, die über die notwendige Schlagkraft verfügen, um ESG-Ziele eigenständig in der Unternehmensstrategie zu verankern und interne Prozesse sowie Geschäftsmodelle anzupassen ("CSOs with impact") und CSOs, denen dieser Zugang zur obersten Führungsebene fehlt und die nur ein limitiertes Mandat haben ("CSO lights"). Fast zwei Drittel (65 Prozent) der ATX-Unternehmen haben Strategy& zufolge derzeit "CSO lights" – sie berichten nicht zwangsläufig direkt an den Vorstand – und hätten somit wenig Einfluss, um transformative Veränderungen auch tatsächlich umsetzen zu können.
"Viele Unternehmen scheinen die steigende Bedeutung von ESG für ihre langfristige finanzielle Zukunft und Wertschöpfung bereits erkannt zu haben. Allerdings muss noch mehr getan werden, um die CSO-Rolle und ihre Relevanz innerbetrieblich weiterzuentwickeln", erklärt Harald Dutzler, Partner bei Strategy& Österreich. Dies gelte insbesondere für die meisten ATX-Unternehmen, die einen "CSO light" beschäftigen und dadurch nur begrenzten Einfluss auf die ESG-Transformation des Unternehmens haben. Der Bedarf scheine daher groß zu sein, das Mandat des CSO in Österreich gezielt zu stärken, um eine ganzheitliche Nachhaltigkeitstransformation vorantreiben zu können, so Dutzler.
Bei CSOs zählt vor allem Erfahrung
Die Analyse hat sich auch mit der Demographie der ATX-CSOs beschäftigt. Diese zeige, dass die Unternehmen bei der Besetzung der CSO-Position besonders großen Wert auf langjährige Unternehmenszugehörigkeit, eine entsprechend große Kenntnis der Unternehmensstrukturen sowie ein belastbares internes Netzwerk legen würden. So wurden 70 Prozent der ATX-CSOs intern auf ihre Stelle befördert. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) besitze einen wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund. Bei der Geschlechterverteilung herrsche noch ein deutliches Ungleichgewicht: Nur 30 Prozent der ATX-CSOs seien weiblich – davon wiederum nur 14 Prozent "CSOs with impact".
Kofler schließt aus den Ergebnissen der Studie, dass sich die Rolle des CSOs in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und dabei rasant an Bedeutung gewonnen habe. Um notwendige Anpassungen des Business-Modells und der Prozesse vorantreiben zu können, müsse die Rolle vielmehr für jede Organisation individuell zugeschnitten werden. "Entscheidend ist dabei, dass die CSO-Position zu den spezifischen ESG-Herausforderungen des Unternehmens passt und die Organisationsstrukturen sowie die Kultur des Unternehmens berücksichtigt," so Strategy&-Experte abschließend.
www.strategyand.pwc.com
Kommentar schreiben