Die Wiener Börse hat die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2023 veröffentlicht. Dabei zeigt sich, dass nach den Sondereffekten der vergangenen drei Jahre die ersten sechs Monate dieses Jahres von einer Marktberuhigung geprägt waren. Die Aktienumsätze pendelten sich auf Vor-Pandemie-Niveau. Im Anleihen-Bereich habe sich der Wachstums-Kurs fortgesetzt, heißt es in der Zwischenbilanz für den ATX.
Mit der Austriacards Holding AG gab es im März Zuwachs im Top-Segment prime market, in dem aktuell 41 Werte notieren. Zudem hätten einige österreichische Unternehmen den Kapitalmarkt im ersten Halbjahr als Finanzierungsquelle genutzt und platzierten Kapitalerhöhungen, darunter Wolford AG (17,6 Millionen Euro), BKS Bank AG (37,8 Millionen Euro) und Lenzing AG, bei der sich der Bruttoerlös der vollständig garantierten Kapitalerhöhung auf rund 400 Millionen Euro belaufen soll.
Anleihen-Wachstum auf hohem Niveau
"Die multiplen Krisen haben in den letzten drei Jahren für sehr viel Bewegung an den Märkten gesorgt, doch mittlerweile kehrt wieder Beruhigung ein, wie die heurige Entwicklung der Aktienumsätze zeigt. Bei Börsengängen gibt es zwar europaweit noch Zurückhaltung, aber die Pipeline füllt sich. Das bemerken wir auch am gesteigerten Interesse an unseren IPO-Workshops. Die Unternehmen warten noch auf die idealen konjunkturellen Rahmenbedingungen, aber im Herbst könnten Börsendebüts folgen", zieht Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse AG, ein durchaus zufriedenes Fazit..
Der Anleihen-Bereich ist weiter auf Wachstumskurs: Im ersten Halbjahr 2023 kamen laut dem heimischen Finanzplatz mehr als 3.300 neue Listings im Vienna MTF hinzu – im börsenregulierten Segment habe sich die Wiener Börse somit als Anleihe-Listingplatz Nummer eins in Europa klar etabliert. Starken Zuwachs habe es etwa im Bereich der grünen Anleihen gegeben: Die Republik Österreich begab mit einem Volumen von drei Milliarden Euro ihren zweiten Green Bond im "Vienna ESG Segment", die Banca Comercială Română (BCR) emittierte als erste rumänische Bank einen grünen Eurobond mit einem Emissionsvolumen von 700 Millionen Euro im gleichen Segment. Zudem notiert mit dem Galápagos Marine Bond des Staates Ecuador (656 Millionen US-Dollar) die weltgrößte debt-for-nature Transaktion im Vienna MTF. In Summe seien über 14.300 Anleihen (1. HJ 2022: 12.300) mit einem Gesamtvolumen von 737 Milliarden Euro von über 800 aktiven Emittenten aus 38 Ländern an der Wiener Börse gelistet.
Aktienumsätze und Top-Performer
Die COVID-19-Pandemie und der russische Angriffskrieg führten laut der Wiener Börse in den vergangenen drei Jahren zu einer außergewöhnlich hohen Handelsaktivität. Im ersten Halbjahr 2023 haben sich die Aktienumsätze mit 29,95 Milliarden Euro in einem Bereich konsolidiert, der mit der präpandemischen Situation vergleichbar sei (1. HJ 2019: 31,64 Milliarden Euro). Im Schnitt betrugen die monatlichen Umsätze fünf Milliarden Euro (2019: 5,2 Milliarden Euro). Der Großteil des Umsatzes (86,4 Prozent) sei auf internationale Handelsteilnehmer entfallen.
Die umsatzstärksten österreichischen Aktien waren:
- Erste Group Bank AG (5,33 Milliarden Euro)
- OMV AG (4,46 Milliarden Euro)
- voestalpine AG (2,88 Milliarden Euro).
Mit einem Kursanstieg von 48,22 Prozent war die Aktie der Flughafen Wien AG der Top-Performer im ersten Halbjahr, gefolgt von Immofinanz AG (+46,30 Prozent) und DO & CO AG (+41,31 Prozent).
Österreichische Aktien würden für internationale Großanleger hochinteressant bleiben, wie die jüngste S&P Global Market Intelligence Studie zur Eigentümerstruktur des institutionellen Streubesitzes – also der frei handelbaren Aktien – im Jahr 2022 verdeutliche. Boschan dazu: "Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Bedeutung der Wiener Börse als internationaler Handelsplatz. Klar wird aber auch, dass es für eine Stärkung des heimischen Finanzmarktes und der österreichischen Investorenbasis Initiativen und Pläne braucht. Die Wiedereinführung der Behaltefrist, wie sie auch im Regierungsprogramm festgehalten ist, wäre hier ein wichtiger Schritt."
Marktkapitalisierung
Die im ersten Quartal aufgetretenen Unsicherheiten im Bankensektor hätten sich kurzfristig auf den Nationalindex ausgewirkt. Im Jahresverlauf gewann der ATX TR (inkl. Dividenden) 5,32 Prozent und hielt am 30. Juni 2023 bei 6.947,91 Punkten (ATX ohne Dividenden +0,91 Prozent, 3.154,91 Punkte). Bei einem Vergleich mit anderen Länder-Indizes sei auf den Schwerpunkt Banken und Rohstoffe in der ATX-Zusammensetzung zu achten. Die Marktkapitalisierung aller in Wien gelisteten Unternehmen betrug zur Jahresmitte 2023 117,61 Milliarden Euro.
www.wienerborse.at
Kommentar schreiben