Das seit 2017 stattfindende "Internationale Hagleitner-Hygieneforum" gilt als Plattform für Hygiene- und Desinfektionsexpert:innen, Ärzte sowie Pflegefachkräfte. Gemeinsam beleuchten sie die wichtigsten Gesundheitsthemen. Dabei richtet sich die Veranstaltung an das gesamte Gesundheitswesen: Akut-, Arbeits- und Präventivmedizin, Rehabilitation sowie Langzeitpflege.
Über 120 Teilnehmer:innen
Vor einigen Tagen tagten mehr als 120 Teilnehmer:innen am diesjährigen Forum beim Hygieneunternehmen Hagleitner in Zell am See. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Forschungsfrage "Hygiene, quo vadis?". Im Fokus stand also die Zukunft der Hygiene. "Es geht um Erkenntnisgewinn: Hygiene will Menschen Sicherheit geben, deshalb richtet Hagleitner die Veranstaltung aus", so Martin Streitberger, Leiter der Hagleitner-Gesundheitsdivision.
Klimawandel begünstigt Erreger
"Aufgrund des Klimawandels ist mit neuen Erregern in Europa zu rechnen. Steigt die Temperatur, werden fremde Tiere heimisch; sie bringen auch Erreger, die wir bisher nur aus südlicheren Urlaubsländern kennen. In der Gesundheitsprophylaxe ist deshalb ein Umdenken gefragt. Das Zika-Virus etwa kommt in Europa aktuell noch selten vor, übertragen wird es von der Asiatischen Tigermücke. Sobald sich dieses Insekt hierzulande ausbreitet, wächst das Infektionsrisiko", das schilderte der Epidemiologe Jens Gieffers, der auf dem Hygieneforum gesprochen hatte.
Hygienerevolution durch künstliche Intelligenz
Thema war auch die Technologie und die Künstliche Intelligenz. "Künstliche Intelligenz wird die Hygiene revolutionieren. Eine App sagt der Pflegefachkraft im Krankenhaus dann beispielsweise: Jetzt ist es Zeit, sich die Hände zu desinfizieren. Zugrunde liegen mehrere Datenpools: hier das nationale Infektionsradar, da die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Gesundheitseinrichtung", so Gesundheitsökonomin Kathrin Mann.
Zwar handle es sich teils noch um Zukunftsmusik, die Informationsbasis dafür aber bestehe bereits. Auf dem Internationalen Hagleitner-Hygieneforum 2023 hat Kathrin Mann auf mehr digitale Offenheit gepocht – Hygienelücken ließen sich digital generell schneller erkennen, Maßnahmen zuverlässiger evaluieren: "Bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen hinkt Mitteleuropa leider hinterher, der Nachholbedarf ist gewaltig – besonders in der Bundesrepublik Deutschland. Ganz anders verhält es sich etwa in skandinavischen Ländern: Hier wird Hygiene großzügig digital ausgewertet, das bricht Infektionsketten und steigert die Patientensicherheit", sagt Mann.
Augenmaß bei Hygiene
Künstliche Intelligenz könne perspektivisch auch helfen, den Hygienefokus von Situation zu Situation richtig zu setzen. Denn Maßnahmen sollten dann geschehen, wenn es sie wirklich brauche. Das ergänzte der Hygienesachverständige Arno Sorger: "Desinfizieren zum Beispiel ist nicht immer erforderlich, oft reicht Waschen und Reinigen. In bestimmten Fällen aber muss desinfiziert werden – wenn sich Mikroorganismen anders nicht eliminieren lassen."
Hygiene also habe Augenmaß nötig: "Primum non nocere, zuerst nicht zu schaden: Diese hippokratische Tradition muss die Hygiene in Zukunft mehr denn je hochhalten", resümiert der Infektiologe Markus Hell, als wissenschaftlicher Leiter hütet er seit Anbeginn den Forschungsauftrag des Internationalen Hagleitner-Hygieneforums.
www.hagleitner.com
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