Frauen haben 2023 bisher gratis gearbeitet

"Equal Pay Day" - Hierzulande werden die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern wieder größer.

Der Equal Pay Day rückt erstmals in der Geschichte seiner Berechnung nach hinten. Der Aktionstag fällt heuer auf den 16. Februar und zeigt auf, wie groß die Einkommensdifferenz zwischen Männern und Frauen ist, wenn sie die gleiche oder gleichwertige Arbeiten ausüben.

Das internationale Frauennetzwerk – Business and Professional Women (BPW) ist der Frage: "Zahlt es sich aus, ein Mann zu sein?" nachgegangen, um auch 2023 auf die besonderen Umstände und die Problematik aufmerksam zu machen.

Einkommensstatistik aus 2021

BPW berechnet seit 2009 den Equal Pay Day (EPD) für Österreich. Die Zahlen für den EPD 2023 basieren auf der Einkommensstatistik 2021.

"Auch 2021 war geprägt von Lockdowns, Schulschließungen, erweiterten Betreuungspflichten, Homeoffice und Kurzarbeit. Gegenüber 2020 hat sich die Situation zwar eingependelt, aber für Frauen nicht verbessert", sagt Cornelia Pessenlehner, Präsidentin von BPW Austria.

Die Corona-Pandemie habe viele Frauen entweder in die Teilzeit oder ganz aus dem Job gedrängt. Diese fallen aus der Statistik. In den Berechnungen und Vergleichen kommen ausschließlich ganzjährig vollbeschäftigte Arbeitnehmer:innen vor.

Pay Gap bei 13 Prozent

Laut Berechnungen belaufe sich der Gender Pay Gap im Moment auf 13 Prozent. Das seien 47 Kalendertage, die Frauen demnach rechnerisch unbezahlt arbeiten. Im Österreichschnitt sei das eine Differenz von zirka 6.000 Euro pro Jahr. Gleichzeitig reduziere das geringere Einkommen die Pensionsbemessungsgrundlage. Dadurch seien Frauenpensionen im Schnitt um 700 Euro geringer als die von Männern.

Im europäischen Vergleich bestehe in Österreich ein hohes geschlechterspezifisches Lohngefälle zwischen Frauen und Männern. Außerdem lassen die Zahlen der Statistik Austria auch regionale Vergleiche im Bundesgebiet zu. Laut denen zeige sich Einkommensunterschiede zwischen den Bundesländern. Während in Wien der Pay Gap mit drei Prozent verhältnismäßig klein sei, klaffe in Vorarlberg eine Lücke von 22 Prozent.

Gleichwertige Arbeit gleich bewerten

"Die Einkommensgerechtigkeit zwischen Frauen und Männern ist damit noch immer nicht erreicht. In Österreich ist die Gleichstellung noch in vielen Bereichen nicht vollzogen, daher müssen wir in Zukunft viele große Schritte setzen, um die Gleichheit der Geschlechter in allen Gesellschaftsteilen zu verankern", erklärt ÖVP Frauen Bundesleiterin Juliane Bogner-Strauß.

Versagen bei Frauenagenden

"Frauen verdienen immer noch bei gleicher Qualifikation und gleichem Stundenausmaß deutlich weniger als Männer. Wenn man die Teilzeitarbeit mit einbezieht, ist der Gender Pay Gap noch größer. Frauen sind es aber, die mit ihrer unbezahlten Care-Arbeit in vielen Fällen überhaupt erst ermöglichen, dass Männer Vollzeit arbeiten können", sagt Sandra Steiner, Frauenvorsitzende der Gewerkschaft GPA und fügt hinzu: "Man stelle sich eine Welt vor, in der die Betreuungs-, Haushalts- und Pflegearbeit durch Frauen plötzlich wegfällt. Für viele Frauen ist diese Mehrfachbelastung nur durch Teilzeit zu bewältigen. Diese Frauen noch bestrafen zu wollen, ist zynisch."

Deswegen fordert die Gewerkschafterin: "Was es wirklich braucht, ist der Ausbau ganztägiger leistbarer Kinderbildung und -betreuung, eine fairere Aufteilung der Care- und Haushaltsarbeit zwischen Frauen und Männern und eine Verkürzung der Arbeitszeit, damit sich alle Aufgaben unter einen Hut bringen lassen. Dazu braucht es mehr Transparenz bei Löhnen und Gehältern und eine finanzielle Aufwertung von Frauenbranchen. Die öffentliche Hand könnte etwa im Pflegebereich, wo 80 Prozent Frauen arbeiten, auf der Stelle eingreifen und die Situation verbessern. Stattdessen philosophiert der Arbeitsminister über Strafen für Teilzeit. Diese Bundesregierung hat bei Frauenagenden versagt."

Kritik an Bundesregierung

Kritik kommt auch von der SPÖ. "Wir setzen uns seit Jahren für eine ordentliche Einkommenstransparenz ein. Aber pünktlich – zwei Tage vor dem heutigen Equal Pay Day – zeigt die türkis-grüne Regierung, dass sie keinerlei Interesse an echter Gerechtigkeit bei Löhnen von Frauen hat: Der Vorschlag der SPÖ zur Einkommenstransparenz wurde von den Regierungsparteien vertagt. Somit wird die Lohngerechtigkeit von der Bundesregierung einmal mehr auf die lange Bank geschoben", sagt SPÖ-Frauensprecherin Eva-Maria Holzleitner und ergänzt: "Statt zu blockieren sollte die ÖVP endlich ins Tun kommen. Denn mit dem aktuellen Tempo erreichen wir echte Einkommensgerechtigkeit in Österreich erst im Jahr 2076."

www.bpw.at

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