Machtkampf um den Flughafen Wien spitzt sich zu

| Tobias Seifried 
| 24.01.2023

Investor IFM bekam Freigabe für sein (Übernahme-)Angebot. Das Flughafen-Management rät Aktionär:innen, dieses nicht anzunehmen.

Die Airports Group Europe S.à r.l., eine indirekte Tochtergesellschaft des IFM Global Infrastructure Fund, hält derzeit 40 Prozent plus neun Aktien an der Flughafen Wien AG (FWAG). Im August 2022 wurde bekannt, dass der Investor ein Teilangebot für den Erwerb von weiteren bis zu ca. 9,99 Prozent (insgesamt bis zu 50 Prozent minus einer Aktie) abgegeben hat (LEADERSNET berichtete). Mit der Angebotslegung wurde auch ein Machtkampf angezettelt - das Flughafen-Management riet den Aktionär:innen das Offert nicht anzunehmen. Nun geht es in die nächste Runde.

Ministerium erteilte Freigabe

So hat IFM am Dienstag mitgeteilt, dass das österreichische Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und das National Foreign Direct Investment Screening Office von Malta den Aktienerwerb gemäß dem von Airports Group Europe abgegebenen freiwilligen öffentlichen Teilangebot ("Angebot") für rund 9,99 Prozent der Aktien der Flughafen Wien AG zu einem Preis von 34 Euro (cum dividend) je Aktie genehmigt haben.

Behördliche Genehmigungen betreffend kritische Infrastruktur werden fast ausschließlich unter bestimmten Auflagen erteilt. Dies ist auch hier der Fall. Gemäß den vom BMAW erteilten Auflagen darf Airports Group Europe nicht mehr als zwei Kandidat:innen zur Wahl in den Aufsichtsrat der Flughafen Wien AG und keine Änderungen der Satzung vorschlagen. Weiters bestehen gewisse Berichtspflichten gegenüber dem zuständigen Ministerium. Hier geht es vor allem um die Einhaltung der Auflagen. Mit diesen erteilten Genehmigungen seien die aufschiebenden Bedingungen unter dem Angebot erfüllt und das Angebot sei unbedingt verbindlich geworden, heißt es von IFM. Aktionär:innen könnten nun das Angebot in der verlängerten Annahmefrist von zehn Börsetagen annehmen. Alle Infos gibt es auf einer eigens eingerichteten Website (Link unten).

Flughafen rät zur Ablehnung

Der Vorstand der Flughafen Wien AG, bestehend aus Julian Jäger und Günther Ofner, bekräftigte am Dienstag in Bezug auf die Freigabe für das Angebot von IFM die von Vorstand und Aufsichtsrat am 17. August 2022 veröffentlichte Stellungnahme, in der den Aktionär:innen von der Annahme des Angebots abgeraten wird. Der Angebotspreis erscheine angesichts der guten Entwicklungsaussichten des Unternehmens zu niedrig. Das werde von der zuletzt veröffentlichten Ergebnisprognose für 2023 unterstrichen, die ein Nettoergebnis von über 150 Millionen Euro prognostiziert (LEADERSNET berichtete).

Überdies betont der Vorstand, dass die Flughafen Wien AG erstmals seit Jahrzehnten schuldenfrei sei. Auch ein möglicherweise drohendes Ausscheiden vom Aktienhandel (Delisting) werde als nicht im Interesse des Unternehmens eingeschätzt. Die Stellungnahme mit den vom Gesetz aufgetragenen Pro- und Kontra-Argumenten zum Angebot von Vorstand und Aufsichtsrat ist ebenfalls auf einer eigenen Website einsehbar (Link unten).

Aktionär:innen am Zug

In einigen Tagen wird sich zeigen, welcher Empfehlung die Aktionär:innen folgen. Bis dahin bleibt der Machtkampf rund um den Flughafen Wien spannend.

www.Flughafen-Wien-Aktien-Angebot.at 

www.viennaairport.com/teilangebot_ifm_2022

www.viennaairport.com

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