"Menschen ziehen es zunehmend vor, energieautarke Immobilien zu beziehen"

| Redaktion 
| 30.11.2022

Heinz Fletzberger, Vorstand der SÜBA AG, spricht im LEADERSNET-Interview u.a. über den österreichischen Immobilienmarkt, aktuelle Wohntrends, Nachhaltigkeit in der Baubranche, Immobilien als Anlageobjekte und neue Projekte der SÜBA. 

LEADERSNET: Der Wohnbauträger SÜBA ist in den letzten Jahren durch einen Expansionskurs aufgefallen. Wie ist der Status Quo des Unternehmens SÜBA Österreich?

Fletzberger: Die SÜBA AG blickt auf eine mehr als 40-jährige Geschichte zurück, in der sie sich von einem kleinen Wohnbauträger zu einem auch international tätigen Immobilienunternehmen entwickelt hat, das besonderes Augenmerk auf ressourcenschonende Bauweise legt. Neben Wohnbau haben wir uns auf gewerbliche Immobilien sowie die Entwicklung von urbanen Quartieren mit gemischter Nutzung spezialisiert. Obwohl wir beim Bauen schon seit Jahren auf fossile Energieträger verzichten, ist das Plus-Energie-Quartier, das wir beim Floridsdorfer Spitz entwickeln, ein besonderer Meilenstein für nachhaltige Bauweise. Hier werden bereits bebaute Liegenschaften genützt und damit die wertvolle Ressource Boden geschont. Durch die Kombination modernster Technologien kann sich das Plus-Energie-Quartier zu 100 Prozent selbst mit Energie versorgen und produziert sogar mehr Energie als für die eigene Versorgung benötigt wird. Dafür bekam das Projekt dieses Jahr DGNB-Platin verliehen, die höchstmögliche DGNB-Auszeichnung. (Anm.: LEADERSNET berichtete)

LEADERSNET: Die Immobilienbranche war in der Pandemiezeit Krisengewinner. Wie entwickelt sich die Immobilien-Branche in Österreich in Anbetracht der Ukraine Krise?

Fletzberger: Die hohe Inflation und die steigenden Energiepreise wirken sich auf alle Bereiche der Wirtschaft aus und werden uns noch länger begleiten. Aufgrund der hohen Energiepreise achten Mieter:innen und Käufer:innen verstärkt auf die Energiebilanz ihrer Immobilien. Menschen ziehen es zunehmend vor, energieautarke Immobilien zu beziehen, um eine bessere Planbarkeit ihrer Ausgaben zu erreichen und unabhängiger von den Preisschwankungen auf dem Energiemarkt zu sein. Auf diesen Bedarf zu reagieren, ist auch eine Herausforderung für die Immobilienbranche.

LEADERSNET: Wohnen hat in den letzten Jahren einen noch höheren Stellenwert in unserer Gesellschaft bekommen. Wohin gehen hier die Trends?

Fletzberger: Die Pandemie hat uns die Bedeutung des eigenen Zuhauses wieder nähergebracht. Die Wohnung war nicht mehr nur Schlafstätte, sondern wurde zum Büro, zum Klassenzimmer und zum Ort für Freizeitaktivitäten. Der daraus entstandene Trend nach einem zusätzlichen Zimmer, das man als Büro nutzen kann und nach einer Freifläche wird weiter anhalten. Wo die Finanzierbarkeit für den Einzelnen an ihre Grenzen stößt, dort sind architektonisch gut durchdachte Wohnkonzepte gefragt, in denen Wohnen, Leben und Arbeiten auch auf engerem Raum möglich ist.

LEADERSNET: SÜBA setzt auf Nachhaltigkeit. Wie nachhaltig kann Bauen in Zukunft gestaltet werden?

Fletzberger: Wir verstehen uns als Pionier in der Entwicklung und Umsetzung ressourcenschonender Immobilienprojekte. Wir möchten die Integration moderner Technologien weiter vorantreiben und beschäftigen uns derzeit mit dem Einsatz von Wasserstoff und von Salzwasserbatterien in unseren Gebäuden, um die Umwelt weiter zu entlasten. Unser Anspruch bleibt daher auch für die Zukunft, Vorreiter bei klimafreundlicher Projektentwicklung zu bleiben und unseren Ansatz auf Projekte im Ausland auszuweiten. So setzt SÜBA aktuell zwei Projekte in Deutschland und Ungarn um, die dieses Jahr beide die DGNB-Gold Auszeichnung für nachhaltiges Bauen erhielten.

LEADERSNET: Die Immobilie als Anlageprojekt – ist dies aktuell zu empfehlen?

Fletzberger: Aufgrund der hohen Inflation und der restriktiveren Kreditvergabe durch Banken beobachten wir, dass die Nachfrage nach Eigentumsobjekten leicht zurückgeht, während jene nach Mietobjekten steigt. Wer über ausreichend Eigenmittel verfügt, liegt mit einem Immobilienerwerb langfristig aber weiterhin richtig. Denn, der steigende Bedarf nach Wohnraum wird vor allem in infrastrukturell gut erschlossenen Regionen weiter anhalten.

LEADERSNET: Mit dem Einstieg der Hallmann Holding hat die SÜBA "Investitionspower" am Immobilienmarkt erhalten. Welche aktuellen Projekte gibt es und welche Projekte werden kommen?

Fletzberger: Neben einer Reihe von Wohnimmobilien in sehr gefragten Lagen Wiens und Niederösterreichs entwickeln wir derzeit zwei Leuchtturmprojekte – das erwähnte Plus-Energie-Quartier im 21. Bezirk und das "Maximilium am Stadtpark" in Wiener Neustadt. Beide Projekte zeichnet aus, dass hier wohnen, leben, arbeiten und Freizeit ermöglicht wird. Das Prinzip dieser gemischten Nutzung bietet viele Vorteile für die künftigen Nutzer:innen: kurze Wege, sehr gute Infrastruktur sowie die Möglichkeit, alle verfügbaren Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energie einzusetzen um die Energieausgaben möglichst niedrig zu halten. Wir sehen in der urbanen Quartiersentwicklung viel Zukunftspotenzial.

LEADERSNET: Darf man sich auf die Zukunft freuen, oder muss man diese mit Respekt erwarten?

Fletzberger: Aller Herausforderungen zum Trotz darf man sich auf die Zukunft freuen. Schließlich gestaltet sie jeder von uns ein Stück weit mit. Eine große Herausforderung unserer Zeit, die wir gemeinsam meistern müssen, ist die Klimakrise. Was es braucht, ist ein Schulterschluss zwischen politischen Entscheidungsträgern, Unternehmen, aber auch den Konsument:innen, die den Prozess in Richtung Klimaneutralität nicht als einen Verzicht wahrnehmen, sondern als eine Chance auf einen besseren Lebensstandard durch saubere Luft, klimaneutrale Gebäude und einen bewussteren Konsum.

www.sueba.at

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