"Für einen erfolgreichen Exit braucht es auch eine gehörige Portion Glück"

Im LEADERSNET-Interview spricht Hermann Futter, Geschäftsführer der Compass-Gruppe, über seine Rolle als "Business Angel", unter welchen Bedingungen er in Startups investiert und mit welchen Themen er sich in naher und ferner Zukunft auseinandersetzen wird.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Futter, Sie sind Business Angel. Wie wird man das eigentlich und welche Motivationen haben Sie dazu bewogen?

Futter: Die Motivationen ein Business Angel zu werden, sind vielfältig. Bei mir waren und sind es die Menschen, die mich interessieren. Es motiviert ungemein, Geschäftsentwicklungen zu ermöglichen und mitzuhelfen, innovative Ideen von kreativen Köpfen auf den Weg zu bringen. Nicht nur mit Kapital sondern auch mit Know-how, persönlichen Erfahrungen und Kontakten unterstütze ich und habe immer ein offenes Ohr. Und es freut einen auch, wenn man manchmal den einen oder anderen (Stolper) Stein aus dem Weg räumen kann.

LEADERSNET: Sie wurden 2022 zum "Business Angel of the Year" gewählt: Wie viele (Startup-)Unternehmen unterstützten Sie im Moment finanziell und mit Ihrer Expertise und aus welcher Branche kommen die?

Futter: Es ist eine schöne Auszeichnung zum Business Angel of the Year gewählt worden zu sein. Danke der Jury und den Mitwirkenden, die mir ihre Stimme gegeben haben! Im Moment sind es rund 50 Startups, denen ich als Angel zur Seite stehe. Die Unternehmen kommen aus unterschiedlichen Branchen, wobei mein persönlicher Schwerpunkt im B2B-SaaS-Umfeld liegt, da fühle ich mich wohl und kann, wenn dies gewünscht wird, auch inhaltliche Expertise einbringen.

LEADERSNET: Nicht alle Ihre Investitionen in Unternehmen sind auf Exit angelegt, welche sonstigen Motive verfolgen Sie?

Futter: Ein erfolgreicher Exit ist für Gipfelstürmer natürlich ein Highlight, doch einen Gipfel stürmt man nicht oft, da braucht es auch eine gehörige Portion Glück. Langfristige, strategische Partnerschaften hingegen, in denen man win-win-gemäß voneinander profitiert, stehen ebenso auf meiner Agenda. Insbesondere auch in meiner Rolle als Geschäftsführer der Compass-Gruppe steht das Ermöglichen von zukunftsträchtigen, neuen, nachhaltigen Geschäftsideen für mich im Mittelpunkt und ist mir ein Anliegen.

LEADERSNET: Wie entscheiden Sie wo und wie viel Sie investieren? Welche Kriterien sind für Sie dabei auschlaggebend und welche Rolle nehmen Sie selber im Zusammenspiel mit den Gründer:innen ein?

Futter: Die Frage der Kriterien ist ganz einfach mit einer Gegenfrage zu beantworten: Wer sind die Menschen, wer ist das Team, das dahintersteckt? Das heißt, welche Potenziale bringt jeder einzelne und jede einzelne mit und wie agieren diese Personen als Team miteinander? Mit einem Wort – es geht in erster Linie um die Menschen. Erst in zweiter Linie kommt das "Wieviel" und zu welcher Bewertung. Da ich sehr frühphasig investiere, geht es im Normalfall darum, dem Team das erste Jahr zu ermöglichen. Da genügen oft schon 100.000 Euro. Die Bewertung ist dabei sekundär, es muss einfach jede Seite das Gefühl haben, dass es fair ist. In diesem Schritt fließt auch das Kriterium der Idee ein, d.h. welche Marktchance gibt man dem Produkt. Kurz zusammengefasst: Ein Frühphaseninvestment ist immer ein Investment in ein Team und nicht in die Idee.

LEADERSNET: Wie schauen grundsätzlich die Beteiligungen der Compass-Gruppe aus?

Futter: Betrachtet man die Start-ups, dann sind es zumeist relativ kleine Beteiligungen zwischen einem bis zehn Prozent. Wenn das Start-up jedoch einen strategischen Mehrwert für das eigene Geschäft und unsere Kund:innen darstellt, dann gehen wir auch strategische Beteiligungen ein, die höher liegen können als 25 Prozent. Hervorzuheben ist hier zum Beispiel die Beteiligung an der DataScience Service, ein Unternehmen, das mit "ImmAzing" auf Immobilienbewertungen spezialisiert ist. Diesen Service haben wir in unserem Kernprodukt – dem Wirtschafts-Compass – integriert. Er bietet Mehrwert für unsere Kund:innen und schafft erfolgreiche, innovative Synergien für alle Beteiligten.

LEADERSNET: Welche Ratschläge und Empfehlungen können Sie Menschen geben, die ein Startup gründen möchten?

Futter: Das ist nicht so einfach zu beantworten. Es kommt natürlich immer darauf an, in welcher Phase der Gründung sich ein Unternehmen befindet. Meine Empfehlungen: Wenn du eine Idee hast, dann beginne von Anfang an ein Team zu formen. Schaffe ein Team, das möglichst viele verschiedene Bereiche abdeckt. IT-Wissen beispielsweise ohne Sales-Power wird nicht funktionieren. Und: Schaue zuerst auf jene Dinge, die du beeinflussen kannst. Das sind vor allem die Kosten. Umsätze wirst du erst dann generieren, wenn das Produkt funktioniert. Die Kosten fallen jedoch ab dem ersten Tag an.
Und dann suche dir einen erfahrenen Angel und frage ihn/sie um Ratschläge und Empfehlungen.

LEADERSNET: Wie schaut die Startup-Szene in Österreich aus und kann der Standort im internationalen Vergleich mithalten?

Futter: Österreich ist im Frühphasen-Bereich gut aufgestellt. Wir haben sehr viele, gut ausgebildete, kreative, fleißige Menschen in diesem Land. Frühphasenkapital und Förderungen sind in ausreichendem Maß vorhanden, um die ersten Schritte zu gehen. Danach wird es schwieriger. Da gibt es noch Aufholpotenzial.

LEADERSNET: Welche Maßnahmen von Seiten der Politik wären wünschenswert, um die Gründung von Startups zu erleichtern und Investitionen in dem Sektor anzukurbeln?

Futter: Die wünschenswerten Maßnahmen sind hinlänglich bekannt und können auf der Website der AAIA nachgelesen werden. Der Forderungskatalog besteht seit rund zehn Jahren, umgesetzt wurde von der Politik wenig. Als Angel-Investor bleibe ich aber optimistisch und hoffe, dass sich in Zukunft die eine oder andere politische Rahmenbedingung verbessert und Maßnahmen umgesetzt werden.

LEADERSNET: Mit welchen Themen werden Sie sich in naher und ferner Zukunft als Geschäftsführer der Compass-Gruppe auseinandersetzen müssen?

Futter: Die Digitalisierung ist in Österreich angekommen, jetzt gilt es, den Fokus auf automatisierte Geschäftsprozesse zu legen und diese zu etablieren. Als Compass-Gruppe unterstützen wir unsere Kund:innen dabei, ihre Geschäftsprozesse zu optimieren, um Zeit und Ressourcen zu sparen. Verlässliche und aktuelle Daten sind das A und O bei geschäftlichen Entscheidungen sowie bei Compliance- und KYC-Prüfungen. Viele unserer Großkund:innen beziehen bereits tagesaktuelle Daten über die Wirtschafts-Compass API direkt in ihre Systeme. Bei mittelständischen Unternehmen wird der Boden gerade aufbereitet, da gibt es auch in Zukunft noch einiges zu tun.

www.compass.at

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