Wegen Chats mit Schmid: Nowak entschuldigt sich bei "Presse"-Leser:innen

| Tobias Seifried 
| 06.11.2022

Herausgeber bestreitet, dass es einen Deal rund um den ORF gab. Der Redakteursausschuss beruft dennoch eine Versammlung ein. Darüber hinaus sind Chats zwischen Ex-Vizekanzler Strache und ORF-Chefredakteur Schrom aufgetaucht.

Nachdem Mitte der Woche Chats zwischen  Ex-Öbag-Chef Thomas Schmied und Presse Herausgeber Rainer Nowak aufgetaucht sind (LEADERSNET berichtete), hat sich Letzterer zu Wort gemeldet. In einem Online-Beitrag entschuldigt sich Nowak bei den Leser:innen. Eingeleitet wird sein Statement mit folgenden Worten: "Die aktuellen Vorwürfe betreffen mich als Person, und nicht die Redaktion der Presse. Die Unabhängigkeit und Resilienz der Redaktion gegenüber Interventionen aller Art wurden bestätigt."

In einem Bericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) zeigte sich, dass Nowak in einem Chat mit Schmid Ambitionen auf den ORF-Chefposten formulierte. Weiters ging es auch über einen Job für seine Frau. Im nun veröffentlichten Schreiben verweist der Presse-Herausgeber, dass die Untersuchungen der WKStA nun mit einem umfassenden Bericht endeten und die anonyme Anzeige laut Auskunft seines Anwalts zurückgelegt werde. 

Unabhängigkeit und Resilienz der Redaktion

"In dem Bericht werden allerdings wieder ausführlich private Chatverläufe zitiert, für deren Tonalität und unangemessene Nähe ich mich schon vor einem Jahr nach Bekanntwerden eines Teils solcher Chats bei Ihnen und der Redaktion ausdrücklich entschuldigt habe", schreibt Nowak. Keiner der untersuchten Interventionsversuche habe in der Berichterstattung der Presse ihren Niederschlag gefunden. Zudem seien die Unabhängigkeit und Resilienz der Redaktion gegenüber Interventionen aller Art, von denen es viele gebe, in dem WKStA-Bericht bestätigt worden.

Ob sich die Redaktion mit dieser Entschuldigung zufrieden gibt, wird sich am Montag zeigen. Denn am 7. November um 13:00 Uhr hat der Redakteursausschuss der Presse zu einer Redaktionsversammlung geladen. 

Chats zwischen H.C. Strache und Matthias Strom

Neben den Chats zwischen dem Presse-Herausgeber und Schmid haben die jüngsten Auswertungen des WKStA-Berichts einen weiteren brisanten Chatverlauf, der in der Medienbranche für Aufruhr sorgt, zu Tage gebracht. Hier stehen der damalige Vizekanzler Heinz-Christian Strache und der jetzige ORF-TV-News-Chefredakteur Matthias Schrom im Mittelpunkt. Letzterer war im Zeitraum der Chats (Frühjahr 2019) für die Berichterstattung auf ORF 2 verantwortlich.

In der Konversation zwischen Strache und Schrom ging es um die inhaltliche Ausrichtung der ORF-Berichterstattung sowie Personalwünsche der FPÖ beim öffentlich-rechtlichen Sender. Strache missfiel ein Bericht in der ZIB24, die damals auf ORF 1 lief. Der Standard hat Passagen der Chats veröffentlicht. So schrieb Schrom über die Kritik von Strache: "Das ist natürlich unmöglich," und weiter: "Du weißt, ich bin ja nur für ORF 2 zuständig. ORF 1 (das noch viel linker ist) gehört ja Lisa Totzauer (und Wolfgang Geier)." Letztere war 2019 Channelmanagerin von ORF 1, Geier der Chefredakteur.

Schrom hat sich mittlerweile per Mail sowie in einem ZIB-Interview bei der ORF-Redaktion entschuldigt. Er gibt zu, dass die Chats "keine glückliche Außenwirkung" hätten. Ihm sei es jedoch um die "Aufrechterhaltung einer Gesprächsbasis zu einer Regierungspartei, die dem ORF nicht nur kritisch, sondern ablehnend gegenüberstand", gegangen. Den Personalwünschen der FPÖ wurde laut Schrom nie Rechnung getragen.

Der ORF-Redaktionsrat hat - ähnlich wie seine Kolleg:innen von der Presse - nun ebenfalls eine "ordentliche Aufarbeitung" der Chats gefordert.

Link zum Schreiben von Nowak

www.diepresse.com

www.orf.at

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