10,5 Prozent: Höchste Inflation seit 70 Jahren drückt Konsumlaune

| Redaktion 
| 19.10.2022

Handelsverband warnt vor einer Insolvenzwelle und pocht auf eine Energiepreisbremse.

Im September liegt die Inflationsrate in Österreich laut Statistik Austria bei 10,5 Prozent und damit auf dem höchsten Wert seit 70 Jahren. Die starken Preissteigerungen würden sich mittlerweile auch auf das Konsumklima massiv auswirken, so der Handelsverband (HV) am Mittwoch. Untermauert wurde das durch eine Konsument:innenbefragung von Mindtake Research im Auftrag des HV. Laut dieser fürchten 86 Prozent der Österreicher:innen, dass das Preisniveau in den kommenden Monaten weiter ansteigen werde.

Pessimismus auf neuem Tiefststand

Einer Analyse von Eurostat zufolge stufen die privaten Haushalte in Österreich ihre wirtschaftliche Lage zurzeit noch pessimistischer ein als etwa zu Beginn der Corona-Pandemie. Der Vertrauensindex habe einen neuen Tiefststand von -32 Punkten erreicht. Dieser Negativtrend bei der Verbraucherstimmung manifestiere sich auch im jüngsten Konsumbarometer des Handelsverbandes, das im dritten Quartal 2022 erneut zurückgegangen sei.

Steigende Lebenshaltungskosten und explodierende Energiekosten würden die Konsumlaune der Verbraucher:innen erheblich dämpfen. Dadurch verringere sich auch der finanzielle Spielraum sowohl für Konsumausgaben als auch zum Sparen. Mittlerweile bewerten nur noch sieben Prozent ihre aktuelle Lebensqualität besser als vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges.

Steigende Kreditzinsen verschärfen Kaufkraftkrise

Darüber hinaus hätten die jüngsten Zinserhöhungen durch die EZB die monatlichen Tilgungsraten bei vielen Kreditnehmer:innen um über zehn Prozent verteuert. Kreditnehmer:innen mit längeren Laufzeiten zahlen also aufgrund der Leitzinserhöhung deutlich höhere monatliche Raten. In Verbindung mit den rasant steigenden Energiepreisen trete damit eine weitere Kostenlawine auf, die das finanzielle Überleben unzähliger privater Kreditnehmer sowie kleiner und mittlerer Unternehmen gefährde und die Krisenfestigkeit schmelzen lasse. Aktuell würden bereits vier von zehn Bürger:innen mit steigenden Schulden aufgrund der Teuerung (38 Prozent) kämpfen, rund ein Fünftel könne Kredite nicht mehr ordnungsgemäß bedienen (18 Prozent), so der HV.

"Die Konsumstimmung der Menschen ist im Keller, das schlägt sich jetzt immer stärker auf die Verkaufszahlen im Handel durch. Vor allem der Möbel-, Elektro-, Schmuck- und Modehandel sowie die Lebensmittelgeschäfte kämpfen inflationsbereinigt mit massiven Umsatzrückgängen. Die steigenden Kreditzinsen verschärfen die Lage zusätzlich", fasst Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will die aktuelle Lage zusammen.

HV pocht auf Energiepreisbremse

Die schlechte Verbraucherstimmung sei für die gesamte Handelsbranche eine Herausforderung. Nach 2,5 schwierigen Pandemie-Jahren und Financial Long Covid (sinkende Eigenkapitalausstattung) müssen die Unternehmen zudem mit stark steigenden Energie- und Beschaffungskosten zurechtkommen. Das gefährde tausende unternehmerische Existenzen und Jobs. Laut KSV1870 sind die Insolvenzen im Handel 2022 deutlich im Steigen, sie könnten gegenüber dem Vorjahr um 115 Prozent höher ausfallen. Bereits jetzt verzeichnet die Branche mehr Pleiten als in den Corona-Jahren 2020 und 2021 zusammen.

Der Handelsverband fordert deshalb ein rasches Handeln der Bundesregierung für eine Energiepreisbremse nach deutschem Vorbild. Zudem dürfe der Handel bei den staatlichen Unterstützungsleistungen nicht länger vergessen werden. Förderinstrumente müssten so ausgestaltet werden, dass alle Betriebe, die von den steigenden Energiekosten existenziell betroffen sind, umfasst sind. Immerhin stünden 600.000 Arbeitsplätze im Handel auf dem Spiel, warnt der HV.

www.handelsverband.at

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