Im Frühjahr 2020 wurde das renommierte und als Mercedes-Benz-Händler bekannte Autohaus Wiesenthal von der Schweizer Merbag-Gruppe übernommen. Das führt nun unter anderem dazu, dass das Unternehmen, das auf eine rund 100-jährige Geschichte zurückblicken kann, einen neuen Namen bekommt. LEADERSNET hat mit Geschäftsführer Martin Heger über die Umbenennung und über weitere innerbetriebliche sowie die gesamte Autobranche betreffende Themen gesprochen.
LEADERSNET: Warum hat sich das Autohaus Wiesenthal zur Namensänderung entschlossen?
Heger: Wiesenthal wurde im April 2020 von der Schweizer Merbag-Gruppe übernommen. Merbag ist ein Familienunternehmen mit einer über 100-jährigen Geschichte. Damit haben zwei Unternehmen zusammengefunden, die vieles gemeinsam haben: Eine sehr lange Tradition als Mercedes-Benz-Partner, geteilte Wert und einen starken Fokus auf Kundenzufriedenheit. Als logischer Schluss dieser Symbiose soll dies nun auch durch den Namen Merbag zum Ausdruck gebracht werden. Es ist enorm positiv, ein Teil der Merbag-Familie sein zu dürfen. Deshalb freue ich mich auch persönlich sehr auf die kommende Zeit.
LEADERSNET: Haben bei der Umbenennung noch weitere Gründe eine Rolle gespielt?
Merbag ist nicht nur Marktführer im Mercedes-Benz-Handel in der Schweiz, sondern befindet sich auch erfolgreich auf einem internationalen Expansionskurs. Europaweit ist Merbag mittlerweile an 50 Standorten mit rund 3.000 Mitarbeiter:innen in der Schweiz, Italien, Luxemburg, Österreich und seit Jahresbeginn auch in Deutschland vertreten. Der Name Merbag steht dabei für klare Werte. Mit dem Rebranding in Österreich wird nun der Markenauftritt überall einheitlich.
LEADERSNET: Was ist das oberste Ziel von Merbag (in Österreich)?
Unsere Kernwerte sind Qualität, Ehrlichkeit und Kompetenz. Damit schaffen wir die Basis für ein ganzheitliches Kauferlebnis und höchste Wertschätzung in unserer direkten Beziehung zu unseren Kund:innen. Der wichtigste Erfolgsfaktor und unser oberstes Ziel ist die Zufriedenheit unserer Kund:innen, und dass unsere Mitarbeiter:innen tagtäglich mit Engagement und Leidenschaft dieses Ziel verfolgen.
LEADERSNET: Wie hat sich die im Vorjahr von Mercedes-Benz Österreich durchgeführte Umstellung des Vertriebssystems auf ein Agenturmodell ausgewirkt und sehen Sie diesbezüglich Verbesserungspotenzial?
Heger: Eine solche Umstellung ist selbstverständlich für alle Beteiligten eine große Herausforderung, die nicht von heute auf morgen bis ins Detail funktioniert, sondern einer permanenten Optimierung sowohl auf Seite von Mercedes-Benz Österreich als auch bei uns als Agent bedarf. Wir arbeiten im intensiven Austausch mit dem Importeur stetig konsequent daran, mit diesem Vertriebssystem erfolgreich zu sein. Aber eines steht fest: Unser absolutes Ziel ist, unseren Kund:innen das bestmögliche Marken- und Kauferlebnis zu bieten
LEADERSNET: In der gesamten Autobranche gibt es derzeit einige, vor allem von außen herbeigeführte Probleme, mit der nahezu die gesamte Industrie zu kämpfen hat. Chip-Mangel, unterbrochene Lieferketten und fehlende Bauteile sorgen für lange Lieferzeiten bei Neuwagen. Wie gehen Sie diesbezüglich mit Ihren Kund:innen um?
Heger: Die insgesamt angespannte Situation der Lieferketten stellt für die Automobilhersteller und somit auch für die Mercedes-Benz-Group eine große Herausforderung dar. Tatsächlich ist es so, dass bei gleichzeitig hoher Nachfrage die Verfügbarkeit bei diversen Modellen und Ausstattungen eingeschränkt ist. Wir als Merbag gehen einerseits frühzeitig auf unsere Kund:innen zu, um das Bewusstsein für aktuell längere Lieferzeiten zu schaffen. Andererseits versuchen wir natürlich, für Kund:innen, die sofort einen Mobilitätsbedarf haben, individuelle Lösungen zu finden.
LEADERSNET: Die langen Lieferzeiten von Neuwagen haben auch immense Auswirkungen auf den Gebrauchtwagenmarkt (Stichworte: hohe Preise, geringes Angebot). Wie haben Sie sich mit ihren Betrieben darauf eingestellt?
Heger: Am Gebrauchtwagenmarkt befinden wir uns in einer Situation, wie ich sie noch nicht erlebt habe. Bedingt durch Lieferengpässe stockt die Neuwagenproduktion und Fahrzeuge werden einerseits länger gefahren, andererseits ist das Angebot an Jungwagen, seien es eigene Vorführfahrzeuge oder Ex-Mietwagen, de Facto nicht vorhanden. Wir begegnen dieser Herausforderung weiterhin aktiv durch selektiven Zukauf und haben es bislang geschafft, auch in dieser Zeit ein breites und attraktives Fahrzeugangebot zu bieten.
LEADERSNET: Derzeit sind die Auftragsbücher bei den Herstellern und Händlern noch prall gefüllt. Merken Sie aufgrund der hohen Inflation und den enorm gestiegenen Energiekosten bereits eine Abschwächung der Nachfrage? Und wenn ja, gibt es dabei Unterschiede zwischen Privat- und Firmenkund:innen?
Bis dato bemerken wir weder im Privatkund:innen, noch im Gewerbekundensegment einen Rückgang der Nachfrage. Wir rechnen aber damit, dass die angeführten Punkte, zwar in abgeschwächter Form, durchaus auch Auswirkungen auf den Premium-Fahrzeugmarkt haben werden.
LEADERSNET: Elektromobilität ist in aller Munde. Mit seiner EQ-Reihe hat Mercedes-Benz ein ziemlich breites Angebot an Elektrofahrzeugen. Zudem bietet die Premiummarke mehrere Plug-in-Hybridmodelle an. Sind sie mit diesem Angebot zufrieden und welche Neuheiten stehen unmittelbar vor dem Start?
Heger: Es hat sich herauskristallisiert, dass die unmittelbare Zukunft im Bereich PKW von batterieelektrischen Antrieben geprägt sein wird. Diese Entwicklung schreitet deutlich rascher voran, als viele von uns das noch vor einigen Jahren für möglich gehalten hätten. Als Vertragspartner von Mercedes-Benz sind wir in der glücklichen Lage, dass hier mit hoher Geschwindigkeit an der Entwicklung von herausragenden Fahrzeugen unter dem Label Mercedes-EQ gearbeitet wurde und wird. Bereits jetzt umfasst das Portfolio im Bereich PKW inklusive Smart zahlreiche Modellreihen. Nach den Markteinführungen des Flaggschiffs EQS, welches klar als reichweitenstarkes Luxusmodell positioniert ist, und den EQE, der aktuell insbesondere im oberen Management große Nachfrage verzeichnet, erfolgte jüngst die Bestellfreigabe für den EQS SUV. Demnächst können wir somit in jeder Fahrzeugklasse ein vollelektrisches Fahrzeug anbieten. Darüber hinaus verfügen wird über ein Angebot an Plug-in-Hybridmodellen, bei denen Elektromotoren mit Benzin- und Dieselmotoren kombiniert sind. Besonders Letztgenannte werden bevorzugt von Firmenwagen-Nutzer:innen, die vielfach Langstrecken fahren, stark nachgefragt.
LEADERSNET: Viele Autokäufer:innen sind bezüglich der Wahl der richtigen Antriebsart derzeit massiv verunsichert. Wie reagieren Ihre Verkäufer:innen auf diese Situation?
Heger: Das Thema der individuellen Bedarfserhebung und Beratung ist hierbei sicher noch wichtiger geworden. Wir besprechen mit unseren Kund:innen das konkrete Nutzungsverhalten und zeigen dann die dafür geeigneten Modelle mit den passenden Antriebsvarianten auf. Die Beratung bei Elektroautos geht dann deutlich über das eigentliche Fahrzeug hinaus und umfasst auch die Themen der Ladeinfrastruktur und –möglichkeiten zuhause bzw. bei weiteren Fahrtstrecken sowie Fördermöglichkeiten. Da wir schon heute fast für jede Fahrzeugkategorie Verbrenner, Plug-in-Hybride oder auch rein batterieelektrische Modelle anbieten können, erfolgt unsere Beratung faktenbasiert und neutral, was sehr geschätzt wird.
www.merbag.at
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