In diesem Jahr kommen zahlreiche interessante Elektroautos auf den Markt (LEADERSNET berichtete). Für so viel Aufsehen wie das neueste Modell von Volkswagens ID.-Serie dürfte aber keines sorgen. Schließlich wird mit dem ID.Buzz, der am Mittwochabend von VW-Markenchef Ralf Brandstätter und VW-Nutzfahrzeugchef Carsten Intra enthüllt wurde, eine echte Ikone elektrifiziert. Denn der neue "Elektro-Bulli" erinnert optisch tatsächlich an das Original (T1), das vor über 70 Jahren seine Weltpremiere feierte und stark zur Massenmobilität in der Nachkriegszeit beigetragen hat. Seit der Präsentation der Studie im Jahr 2017 hat sich kaum noch etwas geändert.
Für Privat- und Firmenkund:innen
Bis auf die Optik hat der ID.Buzz aber nichts mit seinem legendären Urahn gemein. Er nutzt wie der ID.3, der ID.4 und der ID.5 den modularen Elektrobaukasten (MEB). Los geht es mit zwei Versionen – dem ID. Buzz (Fünfsitzer) für Privatkund:innen und dem ID. Buzz Cargo (Transporter) für Firmen. Beide Versionen starten 2022 mit einer Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie, die einen Bruttoenergiegehalt von 82 kWh bietet (netto: 77 kWh). Die Reichweite soll zwischen 400 und 450 Kilometer betragen - eine finale Homologation steht noch aus. Als Antrieb fungiert ein 150 kW (204 PS) starker Elektromotor, der in die Hinterachse integriert ist und diese auch antreibt - noch eine Parallele zum T1. Die Höchstgeschwindigkeit wird zugunsten der Reichweite bei 145 km/h elektronisch abgeregelt. Trotz seiner Größe und dem Gewicht von über zwei Tonnen soll der ID. Buzz laut VW agil zu bewegen sein. So steht das maximale Drehmoment von 310 Nm wie bei allen Elektroautos ab der ersten Umdrehung bereit. Und da sich die schwere Batterie im Sandwichboden befindet, ergibt sich ein niedriger Schwerpunkt. Praktisch für den Stadtverkehr: Der Wendekreis des elektrischen Bulli beträgt nur knapp über elf Meter.
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Viel Platz auf halbwegs kompakter Fläche
Die in diesem Jahr startenden Versionen des ID. Buzz und ID. Buzz Cargo mit Normalradstand (2.988 mm) sind 4,71 Meter lang, 1,98 Meter breit und 1,94 Meter hoch – später werden noch Langversionen nachgereicht. Der Radstand der Normalvariante entspricht bis auf zwei Millimeter Differenz dem des T6.1, der aber 4.904 mm in der Gesamtlänge misst. Damit bietet der Elektro-Bulli eine ähnliche Innenlänge, kann aber kleinere Parklücken nutzen. Mit Felgen in den Dimensionen 18 bis 21 Zoll rollt die neue Baureihe auf ziemlich großen Rädern. Dank der MEB-Plattform bieten beide Versionen eine gute Raumausnutzung. So nimmt der fünfsitzige ID. Buzz mit allen Passagieren an Bord bis zu 1.121 Liter Gepäck auf. Das maximale Stauvolumen des mit einer Trennwand hinter der ersten Sitzreihe ausgestatteten ID. Buzz Cargo beträgt über 3,9 Kubikmeter.
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"Plug & Charge" und bidirektionales Laden
Bei den Ladelösungen hat sich Volkswagen ebenfalls einige Verbesserungen einfallen lassen. So wird die völlig neue Baureihe mit der aktualisierten ID.-Software künftig auch die Funktion "Plug & Charge" bieten. Dabei authentifiziert sich der ID. Buzz per Ladestecker an den Schnellladesäulen (DC/Gleichstrom) vieler Anbieter und tauscht so alle erforderlichen Daten mit dem Ladepunkt aus. Wie bei Tesla braucht man also keine Ladekarte oder -App mehr. Im Bestfall verspricht VW an Schnellladestationen eine Ladezeit von fünf auf 80 Prozent in unter 30 Minuten - einer maximalen Ladeleistung von bis zu 170 kW sei Dank. Darüber hinaus wird es ein für die Marke weiteres neues Feature geben: das bidirektionale Laden, das beispielsweise Hyundai und Kia bereits anbieten. Die Technik macht es beispielsweise möglich, überschüssige Energie aus der eigenen Photovoltaik-Anlage tagsüber im ID. Buzz zu speichern und am Abend wieder in das Haus einzuspeisen, um auch ohne Sonne autark zu sein.
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Cockpit, Software und Assistenzsysteme
Im Cockpit teilt sich der ID.Buzz einige Merkmale mit seinen Brüdern. Dazu zählen u.a. das kleine Informationsdisplay hinterm Lenkrad und der 12 Zoll große Touchscreen auf der Mittelkonsole. Darunter befinden sich vier Kurzwahltasten für Navi, Klima & Co. Es gibt aber auch Eigenheiten, wie den Gangwahlhebel, der nun wie bei Mercedes als Lenkstockhebel ausgeführt ist. Der Scheibenwischer lässt sich dafür am Blinkerhebel links über ein Drehrad steuern. Rechts neben dem Lenkrad gibt es eine Ablage, in der das Smartphone induktiv aufgeladen werden kann. Software-Updates können Over-the-Air an Bord geholt werden. Dazu zählen Aktualisierungen des Infotainmentsystems wie Updates im Bereich des Ladens oder der Fahrerassistenz. Das Spektrum der Assistenzsysteme beinhaltet Technologien wie das erstmals realisierte "Trainierte Parken" (automatisches Ein- und Ausparken), "Car2X" (Warn- und Gefahrenmeldungen im lokalen Nahbereich) und die neuste Version des "Travel Assist" mit Schwarmdatennutzung. Laut VW ermöglicht das System über den gesamten Geschwindigkeitsbereich die teilautomatisierte Quer- und Längsführung.
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Zweifarbig und nachhaltig
Der ID. Buzz wird in sieben Einfarb- und vier Zweifarblackierungen bestellbar sein. Die Kombination aus Weiß und diversen Farbtönen, die mit dem Exterieur korrespondieren, zeigt sich auch im Interieur. Eine Ambientebeleuchtung ist ebenfalls verfügbar. Hinzu kommen nette Details wie mehrere kleine ID. Buzz Motive, die den Innenraum an verschiedenen Stellen zieren. Auf Nachhaltigkeit wird nicht nur beim Antrieb gesetzt. So wird etwa auf Leder und andere Materialien tierischen Ursprungs komplett verzichtet, sie werden durch Ersatzstoffe mit ähnlichen Eigenschaften und Haptik ersetzt: Der Lenkradkranz besteht aus Polyurethan, sieht aber wie Leder aus und soll eine ähnliche Haptik bieten. Bei Sitzbezügen, Bodenbelägen und dem Innenhimmel kommen unter anderem Rezyklate zum Einsatz – Materialien aus recycelten Produkten.
Markteinführung
Kurz nach dem Produktionsstart des ID. Buzz in der ersten Jahreshälfte steht im Herbst (voraussichtlich September) die europäische Markteinführung an. Die Preise werden pünktlich zum Bestellstart im Sommer verraten. Der Elektro-Bulli soll zudem auch in den USA auf den Markt kommen. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten haben der T1 und der T2 nach wie vor eine riesige Fangemeinde. Ob der Stromer bei den Amis ähnlich gut ankommt, werden die Verkaufszahlen zeigen. (ts)
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