DAX-Konzerne schütten immer mehr Gewinne an ihre Aktionäre aus oder bauen Finanzreserven auf, anstatt in den Klimaschutz zu investieren. Dabei hätten viele den Spielraum für Investitionen, die laut EU nötig sind, um bis 2050 klimaneutral zu werden. Das zeigt ein Bericht von Oxfam Deutschland und der Bürgerbewegung Finanzwende, der einen unternehmensrechtlichen Rahmen fordert, der sicherstellt, dass Konzerne Aktionärsinteressen nicht länger über das Gemeinwohl stellen.
Schäden an vielen Stellen
"In den Konzernetagen dominieren die Interessen der Aktionäre an steigenden Ausschüttungen", so der Bericht. Ein Grund sei die Vergütung von Top-Managern mittels Boni oder Aktienpaketen, was starke Anreize für Geschäftsentscheidungen setze. "Die Fokussierung auf die Interessen der Anteilseigner führt zu Schäden an vielen Stellen. Immer wieder werden Gewinne privatisiert und Schäden an Mensch und Umwelt sozialisiert", erklärt Michael Peters, Finanzmarktexperte von Finanzwende.
"Unsere Untersuchung zeigt deutlich: Gemeinwohl braucht Gestaltung. Die Unternehmen könnten andere Prioritäten setzen, wenn sie wollten. Doch die Politik lässt es zu, dass sie sich aus der Verantwortung stehlen. Das muss sich ändern", meint Barbara Sennholz-Weinhardt, Wirtschaftsexpertin von Oxfam Deutschland. Die kommende deutsche Bundesregierung sei deshalb gefordert, neue gesetzliche Regeln vorzulegen, die Unternehmen dem Gemeinwohl konkreter verpflichten würden.
Ausschüttungen legen stark zu
In ihrem Bericht haben Oxfam und Finanzwende 30 DAX-Konzernen genau auf die Finger geschaut, was ihren Umgang mit Gewinnen in den vergangenen Jahren betrifft. Ergebnis: Die Ausschüttungen haben zwischen 2009 und 2020 mit 85 Prozent fast doppelt so stark zugelegt wie die Gewinne, die um 48 Prozent stiegen. Einzelne Unternehmen wie RWE, E.On oder ThyssenKrupp hätten demnach sogar in Verlustjahren Geld an ihre Anteilseigner überwiesen. Zudem wuchsen die Finanzreserven von 122 Mrd. Euro im Jahr 2014 auf fast 200 Mrd. Euro Ende 2020.
"Gleichzeitig hapert es beim Klimaschutz", heißt es im Bericht. Oxfam und Finanzwende haben pro Sektor berechnen lassen, welche Investitionen die Konzerne jährlich tätigen müssten, um ihre Geschäftsmodelle bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Fazit: "Alle Unternehmen investieren zu wenig, dabei wären viele dazu problemlos in der Lage, und zwar ohne staatliche Subventionen oder Steuererleichterungen." (jw/pte)
www.oxfam.de
www.finanzwende.de
Kommentar schreiben