Am 10. August wird der bzw. die neue ORF-Generaldirektor:in gewählt. Neben dem amtierenden ORF-Chef Alexander Wrabetz hat kürzlich ORF-1-Channel-Managerin Lisa Totzauer ihre Kandidatur bekannt gegeben (LEADERSNET berichtete). Am Donnerstag sind noch zwei weitere Anwärter dazu gekommen: Roiand Weißmann, der medial schon seit längerem gehandelt wurde, hat im Rahmen einer Pressekonferenz im "25hours Hotel" in Wien seine Kandidatur bekannt gegeben. Um einiges überraschender kam hingegen die Bewerbung des ORF-Journalisten Julius Kratky.
Weißmann skizzierte vor den anwesenden Medienvertretern die Eckpunkte seines Konzepts: "Auf den ersten Blick ist der ORF gut aufgestellt, auf den zweiten Blick werden die Herausforderungen deutlich. Wir verlieren an Relevanz bei den Jungen, haben zu wenig passenden Angebote." Zusätzlich veränderten Technologie und internationale Konzerne die Mediennutzung und setzten so die heimische Branche unter Druck.
"Digitaler, jünger und diverser"
Weißmann will Österreichs größtes Medienunternehmen jedenfalls modernisieren: "Der ORF muss in den nächsten Jahren digitaler, jünger und diverser werden. Für diese Veränderungen benötigen wir auch in der Unternehmenskultur einen Wandel, und der steht im Zentrum meiner Bewerbung." Er zeigt sich auch von der Sinnhaftigkeit des multimedialen Newsrooms absolut überzeugt. "Lasst uns endlich beginnen und sicherstellen: Die Unabhängigkeit der ORF-Information übersiedelt mit", so Weißmann.
Das Ziel des 53-Jährige sei ein "dynamischer und anpassungsfähiger ORF", der über ein breites Fernseh-, Radio- und Online-Angebot verfügt. Weißmann möchte hier vor allem die jungen Generationen verstärkt mit neuen Inhalten ansprechen und sieht speziell im regionalen Bereich Potenziale. In den nächsten Wochen will Weißmann sein Führungsteam zusammenstellen und Gespräche zu seinen Ideen und Vorstellungen führen. Seine konkreten Vorschläge diesbezüglich wolle er aber zuerst dem Stiftungsrat präsentieren.
Türkiser Favorit
Der gebürtige Oberösterreicher gilt als Favorit der ÖVP für den Generaldirektorenposten. Er hat laut APA-Informationen die besten Karten und kann sich große Chancen auf eine Mehrheit im Stiftungsrat ausrechnen. Denn türkisen Mantel wollte er sich aber bei der Pressekonferenz nicht umhängen lassen: "Ich bin nicht Kandidat einer Partei, ich bewerbe mich um eine Funktion und werbe um größtmögliche Unterstützung."
Weniger Chancen dürfte sich hingegen Julius Kratky ausrechnen. Der 54-Jährige ist seit 35 Jahren ORF-Journalist und -Redakteur. Derzeit ist er als Entwicklungsredakteur im Fernsehproduktionsbetrieb/Technische Direktion tätig und war zuletzt für die ORF-Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk/ARD-alpha verantwortlich.
600-seitige Bewerbung
Wie Kratky gegenüber derstandard.at bestätigt, hat er eine 600-seitige Bewerbung unter dem Titel "Transformation – Kooperation – Partizipation" abgegeben. Er wolle "mit Know-how den ORF und den Medienstandort Österreich/Europa weiterentwickeln bzw. die Weiterentwicklung forcieren und massiv unterstützen".
Kratky – der sich als "nicht unabhängig", sondern der "ORF-Partei" zugehörig, aber "überparteilich" und "bürgerlich" bezeichnet – sieht als eine der größten Herausforderungen für den ORF die US-Tech-Giganten und technikgetriebenen Content. (as)
Bilder von der Weißmanns Pressekonferenz finden Sie hier.
www.orf.at
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