"Die beste Förderung, die es für uns geben kann, ist die Mehrwertsteuersenkung"

Hotelier Franz Pierer, 4-Sterne-Superior Almwellness Hotel Pierer, im Interview über die herausfordernden Zeiten, die Vorteile eines Familienbetriebes und was er von der Politik fordert.

Bereits 1893 setzte Familie Pierer mit dem "alten Delefantenhaus" auf der Teichalm den Grundstein für eine bewegte Hotelgeschichte. Durch Investitionen und viel Herzblut entwickelte sich das einstige 20-Betten-Haus zum 4-Sterne-Superior Almwellness Hotel Pierer, das heute in vierter Generation von den beiden Brüdern Alfred und Franz Pierer geführt wird. LEADERSNET hat Franz Pierer zum Talk gebeten.

LEADERSNET: Wie haben Sie im steirischen Almenland die Corona-Zeit erlebt?

Pierer: Die Pandemie war und ist natürlich ein sehr großes Thema für uns in der Steiermark und auch im schönen Almenland. Unser Vorteil war es, dass wir zu 98 Prozent österreichische Gäste haben. Wir waren nie vom deutschen Markt abhängig.

Wir haben mit hundert Prozent zugesperrt und mit hundert Prozent wieder aufgesperrt. Das war in dieser Zeit überaus wichtig, dass man regionale Gäste bekommt. Bei uns am Berg bieten sich enorme Möglichkeiten und Chancen, einen sehr zukunftsträchtigen Tourismus zu machen. Wir setzen aktuell auf eine Kombination von Natur, Wellness und Kulinarik. Das ist ein tolles Angebot.

LEADERSNET: Mussten Sie sich eigentlich in Sachen Personal neu aufstellen?

Pierer: Mitarbeitertechnisch war es für uns ein Glück, dass es die Kurzarbeit gegeben hat. Wir haben 125 Personen auf Kurzarbeit geschickt, fast alle sind wieder zurückgekommen. Ohne das Modell der Kurzarbeit, hätten wir nicht wieder so schnell durchstarten können. Der Facharbeitermangel ist aber natürlich überall ein großes Problem

LEADERSNET: Gab es während dieser Zeit auch Investitionen?

Pierer:  Ja, wir haben 24 Zimmer neu, zwei Speisesäle adaptiert und den Poolbereich erweitert. Dabei haben wir bemerkt,  dass es die großen Firmen ganz ordentlich schleudert. Es gibt viele Aufträge, aber zu wenig Facharbeitskräfte.
Bei uns ist ein großer Vorteil, dass wir ein Jahresbetrieb sind. Wir können bei Bedarf die Mitarbeiter auch im Juli und August auf Urlaub schicken.

LEADERSNET: Im März 2020 wurde verkündet, dass wir in einen Lockdown gehen. Haben Sie sich gleich gedacht, dass die Hilfen der Bundesregierung funktionieren werden?

Pierer: Natürlich waren wir anfangs unter Schock. Ich habe mir schon gedacht, dass das irgendwie möglich sein wird und dann sind die Förderungen tatsächlich gekommen. Jedoch später, als erwartet. Aber die Hauptsache ist, dass es funktioniert hat.

LEADERSNET: Wir haben es in Österreich wirklich schön, jedoch aber auch EU-weit eine der höchsten Steuerlasten. Was würden Sie sich denn für die Zukunft wünschen?

Pierer: Die beste Förderung, die es für uns geben kann, ist die Mehrwertsteuersenkung. Das funktioniert aber nur, wenn man Umsatz macht. Der Stadthotellerie hat das naturgemäß weniger gebracht.

Die Steuerlast ist generell ein großes Thema, vor allem im Hinblick auf die Mitarbeiterkosten. Wenn hier etwas gesenkt werden könnte, könnten wir sehr viel mehr weitergeben. Das Problem ist, dass ja das Bier am Wochenende gleich viel kostet wie unter der Woche. Man soll finanziell spüren können, dass sich Wochenendarbeit auszahlt.

LEADERSNET: Sie sind ein Familienbetrieb. Hat das in so einer Ausnahmesituation Vorteile?

Pierer: Ja, ich glaube, dass wir den Vorteil haben, dass alle zusammen an einem Strang ziehen. Jeder deckt einen Bereich ab, arbeitet mit den Mitarbeitern auf Augenhöhe: Das große Ganze funktioniert. Ich denke schon, dass wir uns in schwierigen Zeiten leichter tun, als ein großer Konzern oder eine Kette.

LEADERSNET: Was sind denn Ihre Erfolgsgeheimnisse und  Zukunftsvisionen?

Pierer: Man darf nie stehen bleiben, man muss  immer wieder was Neues bieten können. Der Gast ist ja auch sehr kritisch und die Zeit ist sehr schnelllebig geworden. Ein Zimmer, das 15 Jahre alt ist, lässt sich kaum noch verkaufen. Kurz gesagt: Man muss mit der Zeit gehen, weiter denken und vor den anderen sein. (red)

www.hotel-pierer.at

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