"Mit jeder Modelleinführung verteidigen wir unsere Position"

Thilo Schmidt, Generaldirektor Renault Österreich, im Interview über die Marktführerschaft bei E-Autos, was die neuen Fahrzeuge für Gewerbetreibende alles können, wie es um Hybridantriebe steht und über das günstigste Elektroauto Österreichs.

LEADERSNET: Renault stellt im Juni die neue Kangoo-Familie den Medien vor. Kangoo ist ja bei Gewerbetreibenden sehr beliebt: Was hat sich seit der letzten Generation des Kangoos verändert?

Schmidt: Richtig, wir lancieren gerade die dritte Generation des Kangoo, von dem in 22 Jahren weltweit schon mehr als 4,2 Millionen Exemplare verkauft wurden. Die neue Generation sieht moderner aus, ist außerordentlich komfortabel und verfügt über die aktuelle Multimedia-Technologie wie eine Google-basierte Suchfunktion und vollständige Smartphone-Anbindung über Apple CarPlay und Android Auto. Vor allem aber ist der neue Kangoo ein noch besserer Transporter geworden: mit bis zu 3,9 m3 Ladevolumen in der Basisversion, bis zu 4,9 m3 in der Langversion, wirtschaftlichen Motoren mit geringen Verbrauchs- und CO2-Werten, einem breiten Spektrum an Assistenzsystemen und einem Innenraum, der sich im Handumdrehen zu einem mobilen Büro umbauen lässt.

LEADERSNET: Wird der Kangoo auch als PKW auf den Markt kommen?

Schmidt: Eine PKW-Variante des Kangoo wird es natürlich auch geben, die sich durch ihren vollständig flachen Kofferraum und 775 Liter Ladevolumen, ihren innovativen, integrierten Dachträger und jeder Menge Platz und klug angeordneten Stauraum im Inneren auszeichnet.

Zeitgleich mit dem Kangoo startet der Renault Express – das jüngste und völlig neue Nutzfahrzeug-Modell der Kangoo-Familie, das sich an alle Unternehmer, Behörden und Gemeinden richtet, die das beste Preis-Leistungs-Verhältnis auf dem Nutzfahrzeugmarkt suchen.

LEADERSNET: Wie sieht es bezüglich Verbrauch und NOVA beim neuen Kangoo und Express aus?

Schmidt: Der Kangoo und das Einstiegsmodell Express sind beide NOVA-befreit, da ihre CO2 Werte unter dem Grenzwert liegen. Die Motoren sind effizient und sparsam. Der 1,3 L Turbobenzinmotor wird mit 100 PS oder 130 PS angeboten und verbraucht ab 6,7 l/100 km (ab 151 g CO2/km), der 1.5 Blue dCi Diesel steht mit 75, 95 oder 115 PS zur Auswahl und verbraucht ab 5,4 l/100 km (ab 140 g CO2/km). Der Nachfolger des rein elektrisch betriebenen Kangoo Z.E., der nach wie vor europäischer und österreichischer Marktleader ist, wird Anfang 2022 auf den Markt kommen.

LEADERSNET: Der Kangoo ist nicht das einzige Modell, das eine Erneuerung erhalten hat, auch der neue Trafic wird in der ersten Jahreshälfte lanciert?

Schmidt: Genau, unser 9-sitziger Personen-Transporter Trafic wird ab Juni verfügbar sein. Er zeigt sich außen und innen gründlich überarbeitet und ist mit dem Easy Link Multimediasystem mit 8-Zoll Touchscreen, induktivem Smartphone Laden sowie Android Auto und Apple Car Play auch technologisch auf dem neusten Stand. Wir werden ihn in drei Varianten anbieten: erstens als Trafic Passenger, der sich perfekt für komfortables Chauffieren größerer Personengruppen oder Familien eignet, zweitens als SpaceClass, die mit großer Modularität und höchstem Komfort die Erwartungen der anspruchsvollsten Kunden erfüllt, und drittens als Escapade, deren Sitzbank in ein 1,90 Meter langes Bett verwandelt werden kann und der perfekte Begleiter für die spontane Flucht aus dem Alltag ist.

LEADERSNET: Im Bereich der PKW wird dieses Jahr ein komplett neues Modell erscheinen: Der Renault Arkana. Was können die Kunden von diesem Modell erwarten?

Schmidt: Der Arkana verbindet das Beste aus zwei Welten: er bietet sowohl die hohe Sitzposition eines SUV, gleichzeitig auch die Aerodynamik und Eleganz eines Coupés. Und er ist ein Raumwunder: trotz abfallender Hecklinie sind die Platzverhältnisse auf der Rückbank und im Kofferraum sehr großzügig. Bisher gibt es SUV Coupés nur im Premiumsegment, Renault macht diesen beliebten Fahrzeugtyp nun für neue Kundengruppen attraktiv und erschwinglich.

LEADERSNET: Konkret gefragt: was wird der Arkana kosten? Und wie sieht es mit Hybridantrieben aus?

Schmidt: Der Arkana wird in Verbindung mit dem 140 PS starken Micro-Hybrid Benzinmotor und umfangreicher Basisausstattung ab 28.990 Euro erhältlich sein, die sportliche Topversion R.S. Line gibt es ab 33.590 Euro. Einen Vollhybrid bieten wir ebenfalls an: Als E-TECH Hybrid mit 145 PS Systemleistung wird der Arkana rund 80 Prozent der Zeit im Stadtverkehr rein elektrisch fahren können, damit lassen sich bis zu 40% des Benzinverbrauchs und der Emissionen einsparen, er verbraucht dann nur 4,9 Liter auf 100 km. Möglich macht das die neuartige Konstruktion des Hybridsystems, das konsequent im Elektromodus startet, eine besonders hohe Energierückgewinnung in den Rekuperationsphasen erlaubt und mit innovativem Multi-Mode-Getriebe für die perfekte Kraftverteilung sorgt.

LEADERSNET: Sie haben erwähnt, dass Renault seit Jahren europäischer Marktführer bei den Elektrofahrzeugen ist. Jetzt kommen neue Mitbewerber auf den Markt, wie werden Sie die Marktführerschaft verteidigen? Sind Sie mit dem Absatz der EVs und Hybrid-Fahrzeuge in Österreich zufrieden?

Schmidt: Der Zoe hat sich lange Zeit als Nummer eins der Elektroautos behauptet – auf europäischer Ebene ist er übrigens noch immer Marktführer – in Österreich freuen wir uns auch über den hervorragenden zweiten Rang in einem sehr stark gewachsenen Marktsegment. Mit dem Kangoo Z.E. sind wir nach wie vor Marktführer unter den Elektro-Nutzfahrzeugen, österreich- und europaweit. Das zeigt, wie ausgereift unsere Produkte sind und wie richtig unsere Entscheidung war, schon vor über zehn Jahren an die massentaugliche Elektromobilität zu glauben.

Heute haben wir fünf rein elektrische und sieben elektrifizierte Modelle im Angebot, bis 2025 folgen sieben weitere rein elektrische Renault Modelle und einige Hybridversionen. Mit jeder Modelleinführung verteidigen wir unsere Position: Anfang des Jahres kam der neue Twingo Electric auf den Markt, der nicht nur wegen seines elektrischen Antriebs, sondern auch aufgrund seiner Agilität und Wendigkeit das perfekte Auto für die Stadt ist. Bis zur Einführung des Dacia Spring, der im Herbst starten wird, bleibt der Twingo auch das günstigste Elektroauto Österreichs. Und mit dem Megane E-TECH Electric bringen wir Anfang 2022 dann unser erstes Elektroauto in der Kompaktklasse auf den Markt, auf das viele Kundinnen und Kunden gewartet haben, auch ich selbst (lacht).

LEADERSNET: Wie wird sich der Markt weiter entwickeln? Glauben Sie, dass uns in naher Zukunft wirklich nur mehr emissionsfreie Fahrzeuge auf der Straße begegnen werden?

Schmidt: Wir sind in Österreich schon bei über zehn Prozent Elektro-Mix bei den Neuwagenverkäufen im aktuellen Jahr. Das wird weiter stark ansteigen. Mit der Marke Renault streben wir an, im Jahr 2025 den grünsten Antriebs-Mix aller Marken anzubieten – wir schätzen, dass bis dahin rund 65 Prozent der Renault PKW-Neuwagenverkäufe elektrifiziert sein werden, 2030 bereits rund 90 Prozent.

LEADERSNET: Welche Rolle wird eigentlich das Luxussegment in der zukünftigen Entwicklung spielen?

Schmidt: Das Luxussegment wird ebenfalls voll elektrisch. Wir haben das für Alpine bereits angekündigt. Bis 2025 wird Alpine drei neue Modelle auf den Markt bringen, alle mit voll elektrischem Fahrvergnügen. Der Nachfolger der A110 wird mit Lotus zusammen entwickelt. Ich kann mir zum Beispiel auch vorstellen, dass durch den Ausbau des Carsharings mehr Menschen Zugang zu Luxusautos erlangen, da solche dann für besondere Anlässe oder Momente einfach gebucht werden können.

LEADERSNET: Wie hat sich die Corona-Krise auf das Unternehmen ausgewirkt?

Schmidt: Die Corona-Krise stellte uns – und die gesamte Wirtschaft – vor große Herausforderungen. Letztes Jahr standen die Werke für mehrere Wochen still und dieses Jahr kam mit der Halbleiterkrise eine weitere Einschränkung auf uns zu. Die Verkaufsräume mussten 2020 und 2021 für mehrere Monate geschlossen bleiben. Wir haben aber auch vieles gelernt, die digitale Customer Journey nochmals verbessert und sogar eine eigene Plattform für sofort lieferbare Neufahrzeuge aufgelegt. Wir sind zuversichtlich, dass wir im Zuge der Öffnungsschritte eine zunehmende Nachfrage spüren werden. Das Niveau von 2019 werden wir vielleicht erst in einigen Jahren wieder erreichen. Aber als Pioniere und Marktführer bei den Elektrofahrzeugen, deren Markt sich dynamisch entwickelt, sind wir sehr gut aufgestellt. (jw)

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