Ist Volkswagen das neue Tesla?

Jüngste Börsenhöhenflüge des deutschen Automobilbauers erregen Aufmerksamkeit: Seit November legte die Aktie um mehr als 80 Prozent zu.

Lange Zeit schien es, als ob in den börsennotierten Kreisen der Automobilbranche nur noch das Motto "It's all about Tesla" galt. Elon Musks Elektroautokonzern fuhr im vergangenen Jahr tatsächlich einen Börsenrekord nach dem anderen ein, und ließ damit die Konkurrenz weit hinter sich. Keiner schien auch nur im Ansatz den nötigen Rückenwind aufwirbeln zu können, um die Verfolgung aufzunehmen – bis jetzt.

Höhenflug seit November 2020

Denn in den vergangenen Monaten tut Volkswagen genau das, und sammelt nun selbst einen (unternehmenseigenen) Börsenrekord nach dem anderen ein: Bereits seit November 2020 legten die VW-Aktien um mehr als 80 Prozent zu. Aktuell liegen die Aktien des deutschen Autobauers bei jeweils bei 221,45 Euro, und in den letzten sechs Tagen allein stieg ihr Wert um fast 14 Prozent. Das erregt Aufmerksamkeit: "Volkswagen ist das neue Tesla", so titelte vor kurzem die Financial Times, und wenn man beobachtet, wie rasant die Aktie des VW-Konzerns in jüngster Zeit zulegt, dann erinnert der Erfolgskurs der Anteile tatsächlich an die Börsenhöhenflüge eines gewissen amerikanischen E-Auto-Unternehmens.

135 Milliarden Euro – das ist der aktuellste Wert, auf den sich alle im Umlauf befindlichen VW-Wertpapiere (Marktkapitalisierung) mittlerweile belaufen. Noch im Sommer 2020 war es knapp die Hälfte. Auch wenn es noch mehr als einige Milliarden braucht, um den Abstand auf Tesla (517 Milliarden Euro) einzuholen, lassen Analysten und Börsianer die Aktie momentan nicht aus den Augen. So gelang es Volkswagen auch erst vor Kurzem, den Softwareriesen SAP als wertvollstes Dax-Unternehmen zu überholen.

Do it like Tesla

Diese Entwicklungen rufen auch den  zum Zeitpunkt seiner Präsentation von vielen als Illusion angesehenen Plan von VW-Finanzvorstand Frank Witter ins Gedächtnis: Witter hatte Ende 2019 in einem internen Newsletter eine Marktbewertung von 200 Milliarden Euro für Volkswagen angestrebt. Ein ambitioniertes Ziel, das plötzlich in greifbare Nähe rückt.

Ironischerweise liegt der Grund für den rasanten Aufwärtstrend, der so sehr an Teslas Aktien-Höhenflüge erinnert, bei einer Mimikry-Technik: Tatsächlich eifert Volkswagen Elon Musks Unternehmen nach. Demnach will VW mit seinen Plänen zum Ausbau der E-Mobilität und dem Aufbau eigener Batteriezellwerke Konkurrenzspirit zeigen und Tesla den Kampf ansagen.

Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess erklärte im Rahmen des "VW Power Day" am Montag, dass der in seiner Anmutung mit Sicherheit nicht zufällig den üblichen Tesla-Präsentationen ähnelte: "Die Batteriezelle rückt bei VW ins Zentrum von Entwicklung und Produktion, sie wird das, was bisher der Verbrennungsmotor war." Am Dienstag legte Diess dann noch nach und kündigte an, dass VW im Jahr 2021 werde VW eine Million E-Fahrzeuge ausliefern werde.

Milliardengewinn für VW trotz Corona

Ebenso mit in die Karten spielt Volkswagen die Tatsache, dass der Autobauer im vergangenen Jahr der Pandemie und allen Branchentrends zum Trotz wieder einen Milliardengewinn erwirtschaften konnte. Während VW sich im Aufwind befindet, kann Tesla seinen Wachstumstrend an der Börse jedoch nicht fortsetzen: Seit Januar gab der Aktienkurs von Musks Unternehmen leicht nach (wobei angemerkt werden muss, dass dieser Trend, welcher seit Anfang 2020 beinahe in einer Verachtfachung des vorherigen Wertes kulminierte, auch schwer zu halten ist – Anm. d. Red.). Allein am Börsenwert gemessen können selbst alle großen deutschen Autokonzerne (VW, Daimler und BMW) zusammengerechnet nicht mit Tesla mithalten, und das obwohl sie um ein Vielfaches mehr an Autos verkaufen als Tesla.

Insidergerüchten zufolge sollen sich jüngst neue Investoren bei VW eingekauft haben, die vor allem aus den Vereinigten Staaten von Amerika stammen, und auch bei US-Privatanlegern ein größeres Thema sein. Etliche organisierten sich laut Medienberichten in Foren von Reddit – wem das bekannt vorkommt: Ja, dabei handelt es sich um eben jene Foren, die auch schon dem kriselnden Videospielhändler Gamestop einen wilden Ritt auf dem Börsenbarometer bescherten (LEADERSNET berichtete). (rb)

www.volkswagen.at

www.tesla.com

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