LEADERSNET: Was macht die zweimalige Olympiasiegerin, zweimalige Weltmeisterin und Siegerin des Gesamtweltcups Michaela Dorfmeister heute?
Dorfmeister: Momentan bin ich im Landesskiverband Niederösterreich als Vizepräsidentin tätig. Abgesehen davon biete ich im Winter Skitage für Firmen an, wo ich unter anderem auch einen Einblick ins Leben als Spitzensportlerin gebe. Das ist unter den derzeitigen Umständen natürlich nicht so einfach, da die Firmen verständlicherweise sehr zögerlich sind. Bei den Unternehmen, die dieses Angebot bisher wahrgenommen haben, ist es aber sehr gut angekommen. Darüber hinaus bin ich seit fast einem Jahr im Präsidium von Rapid Wien tätig. Auch für den Fußball ist die Situation momentan sehr schwierig. Wir leiden beispielsweise sehr darunter, dass keine Zuschauer ins Stadion dürfen.
LEADERSNET: Als Spitzenathletin im Skisport mussten Sie nicht nur an Ihre körperlichen, sondern auch die mentalen Grenzen gehen. Hilft Ihnen das jetzt in Ihrem Berufsleben?
Dorfmeister: Auf alle Fälle! Ich glaube, das, was man im Sport lernt, kann man immer anwenden, egal ob das jetzt in einem Unternehmen oder im Privatleben ist. Man lernt, sich Ziele zu setzen und wie man diese Ziele erreicht – beispielsweise in dem man lernt Geduld zu haben, Situationen so zu nehmen, wie sie sind und das Beste draus macht sowie nicht zu sudern, da das nur Energie kostet, aber nichts bringt. Das sind Dinge, die man auch im Alltag anwenden kann.
LEADERSNET: Skifahren und Corona: Geht das zusammen?
Dorfmeister: Da es ein Einzelsport ist, auf jeden Fall. Beim Skifahren ist der zusätzliche Vorteil, dass man dabei auch noch an der frischen Luft ist. Ich denke, es ist auch richtig, dass die Leute raus an die frische Luft und in die Natur gehen, weg vom Corona-bestimmten Alltag. Ich glaube, dass es gerade jetzt wichtig ist, dass die Leute frei werden im Kopf. Corona bringt auch die Gelegenheit, mehr Sport zu machen, weil sehr viele Leute mehr Freizeit zu Hause haben oder im Home Office sind und sich den Tag besser einteilen können.
LEADERSNET: Eine Kritik, die der Regierung gemacht wird, ist dass sie beim Thema Corona mit Angst arbeitet. Verhindert diese Angst, die in Teilen der Bevölkerung herrscht, dass Menschen rausgehen, um Sport zu betreiben?
Dorfmeister: Ich glaube, dass jeder seinem Bauchgefühl folgen und den gesunden Menschenverstand einschalten sollte. Es gibt verschiedene Regeln, die uns vor die Füße gelegt wurden und es wäre natürlich gut, wenn man sich an diese hält – egal ob es jetzt die Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden oder das Abstandhalten ist. Ich habe das Privileg, dass ich am Lande wohne. Ich gehe vor die Tür und es herrscht nicht die Gefahr, dass ich sofort in eine Menschenansammlung laufe. Ich glaube, dass wir jetzt zusammenhalten müssen. Wir brauchen Geduld, um diese Phase zu überstehen. Das ist natürlich für niemanden leicht, weil wir gewohnt sind, in Freiheit zu leben.
LEADERSNET: Würden Sie Menschen, die in der jetzigen Zeit negative Gedanken haben oder wo sich möglicherweise eine Depression anbahnt, empfehlen rauszugehen und zu sporteln?
Dorfmeister: Unbedingt. Ich glaube, wir sind in Österreich so begnadet, dass wir in die Natur rausgehen können, und dabei problemlos den notwendigen Abstand halten können. Auch in einer Stadt wie Wien ist das in vielen Fällen möglich. Man muss einfach nur den inneren Schweinhund überwinden, die Turnschuhe anziehen und in die Natur oder ins Fitnessstudio fahren. Der eine geht lieber in den Wald, der andere setzt sich lieber aufs Ergometer im Fitnessstudio. Das kommt immer auch ein bisschen auf die Möglichkeiten an, die man hat. Und ich kann es nur jedem empfehlen: Wenn man geschwitzt hat, ist das Duschen herrlich und das Essen schmeckt noch viel besser (lacht).
www.m-dorfmeister.at
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