"COVID-19 hat ein Bewusstsein fürs Plasmaspenden und Leben retten geschaffen"

Monika Wiesner, Head Communications von BioLife Europe, erklärt wie die Coronakrise das Bild von Pharmaunternehmen in der Öffentlichkeit verändert hat und warum Plasmaspenden Leben rettet.

LEADERSNET: Die Diskussionen und Berichterstattungen zu Pharmakonzernen sind nicht immer positiv, oft kritisch? Hat die Coronakrise geholfen, dieses Bild zu verändern?

Wiesner: Wir haben in den vergangenen Monaten wirklich Erstaunliches erlebt. Erstmals in der jüngeren Geschichte der Menschheit haben wir als Gesellschaft große Einschnitte in Kauf genommen, um bestimmte Personengruppen besonders zu schützen. Menschen mussten erleben, was es heißt, wenn passende Therapien nicht unmittelbar vorhanden sind und welche Auswirkungen das hat. Plötzlich werden Pharmaunternehmen in der öffentlichen Wahrnehmung als wichtiger Teil der Lösung gesehen. Das ist gewissermaßen ein Paradigmenwechsel, auch wenn wir immer schon führend bei der Suche nach neuen Medikamenten und Therapien vorangegangen sind, wurde diesem Wirken nicht immer Beachtung geschenkt, beziehungsweise wurde es allzu oft als selbstverständlich gesehen.

LEADERSNET: Wie kann dieser Image-Boost langfristig genutzt werden?

Wiesner: Indem wir verstärkt unsere Aktivitäten und unseren Beitrag für die Gesellschaft aufzeigen. Pharmaunternehmen sind natürlich wirtschaftlich geführte Unternehmen, aber vielmehr sind sie wichtige Innovationszentren. BioLife ist Teil von Takeda, welches mit seiner fast 250jährigen Geschichte und Expertise zu den Top 10 Pharmaunternehmen weltweit zählt und der größte Pharmaarbeitgeber des Landes ist. In Österreich arbeiten über 4.500 Menschen, die sich aus großer Überzeugung der Medizin und dem Lebenretten verschrieben haben.

LEADERSNET: BioLife ist in der Öffentlichkeit vor allem für seine Plasmazentren bekannt. Wo ist der Unterschied zwischen klassischem Blutspenden und der Plasmaspende?

Wiesner: Das ist eine wichtige Frage. Viele sind mit der Blutspende vertraut, aber nur wenige wissen, was hinter einer Plasmaspende steckt. Die Plasmaspende ist sicher und unkompliziert und ein genauso wichtiger Beitrag. Der wesentlichste Unterschied: bei der Blutspende wird das gesamte Blut entnommen, bei einer Plasmaspende nur das Blutplasma – also der flüssige Bestandteil des Blutes. Seine roten und weißen Blutkörperchen und Blutplättchen erhält der Spender wieder zurück. Diesen Prozess nennt man Plasmapherese. Die Plasmaspende ist daher schonender als die Blutspende, da der Körper die entnommenen Eiweiße nach wenigen Tagen wieder ersetzt hat. Bis zu 50 Plasmaspenden im Jahr sind daher aus medizinischer Sicht möglich bzw. unbedenklich.

LEADERSNET: Wie wird die Plasmaspende bei BioLife organisiert?

Wiesner: Eine Spende dauert zwischen 45 und 60 Minuten. Die Spenden finden direkt in unseren Zentren unter strengen medizinischen Auflagen und Auswahlkriterien zum Schutz der Spender statt. Für diesen Zeiteinsatz gibt es auch eine kleine Aufwandsentschädigung. Im Vordergrund steht aber das „Gute tun" und „Leben retten". Rund um die Spende werden regelmäßige Gesundheitschecks und Untersuchungen durch das medizinische Personal bei allen Spendern durchgeführt. Alle nötigen Gespräche und Beratungen finden stets auf Augenhöhe mit unseren Lebensrettern statt.

LEADERSNET: Für welche Medikamente bzw. für welchen Einsatz benötigt man das Blutplasma?

Wiesner: Die im Blutplasma enthaltenen Proteine sind für viele Patienten lebenswichtig und stellen in manchen Fällen die einzige Therapieform dar. Plasma kann nicht künstlich hergestellt werden. Die wohl bekanntesten Anwendungsbereiche liegen beispielsweise in der Hämophilie, wenn Menschen gewisse Gerinnungsfaktoren im Blut fehlen, oder bei Menschen mit einem Immundefekt, wenn das eigene Immunsystem nicht genug Antikörper bilden kann. Da helfen spezielle auf menschlichem Blutplasma basierte Therapien, die fehlenden Proteine dem Körper der Patientinnen und Patienten zuzuführen. Was viele nicht wissen: jeder kann in die Situation kommen, ein Arzneimittel aus Plasma zu benötigen – zum Beispiel bei schweren Unfällen oder Operationen.

LEADERSNET: Ihr Mutterkonzern Takeda ist gemeinsam mit BioLife auch in der Forschung gegen Covid-19 tätig bzw. bei der Suche nach einem Medikament führend tätig. Wann glauben Sie, ist eine Durchbruch realistisch?

Wiesner: Takeda hat bereits mit dem Ausbruch von Sars-Cov-2 begonnen, die seit vielen Jahrzehnten bestehenden Plattformen darauf zu testen, ob eine Therapie gegen COVID-19 aufgesetzt werden kann. Sehr schnell haben wir erste Schritte in Richtung Entwicklung eines sogenannten Hyperimmunglobulins getätigt. Dabei handelt es sich um ein Antikörper-Konzentrat aus den Antikörpern von Menschen, die an COVID-19 erkrankt waren und im Verlauf der Genesung erfolgreich Antikörper gebildet haben.

Da die Zeit drängt, haben wir uns mit anderen führenden Unternehmen der Plasmaindustrie im Interesse der öffentlichen Gesundheit zusammengeschlossen, um gemeinsam an einem solchen Hyperimmunglobulin zu arbeiten. Anstatt einzelne Unternehmensprojekte zu verfolgen, haben wir Unternehmensinteressen beiseitegelegt, um gemeinsam die beispiellose Herausforderung von COVID-19 zu meistern. Auch andere globale Organisationen außerhalb der Pharmaindustrie haben sich der Allianz angeschlossen. Obwohl es nur eine von mehreren notwendigen Reaktionen auf die Pandemie ist, könnte unser Hyperimmunglobulin eine der frühesten potenziellen Behandlungsoptionen für Menschen mit dem Risiko schwerwiegender Komplikationen durch COVID-19 sein. Wann genau wir den Durchbruch bei den wesentlichen Therapien erzielen ist noch offen.

LEADERSNET: Wo kann man den von Ihnen genannten Beitrag für die Gesellschaft erleben?

Wiesner: An der Lebensfreude all jener Menschen, denen wir mit unseren plasmabasierten Therapien helfen. Philipp ist ein junger Mann mit einem primären Immundefekt und ein gutes Beispiel dafür. Er zeigt, warum Plasmaspender sein Leben retten und wie das menschliche Blutplasma zu seiner Therapie gemacht wird. Am besten einfach das Video über Philipp ansehen. Allen Interessierten und potenziellen Spender lege ich gerne unsere Webseite plasmazentrum.at nahe, wo es viele weitere Informationen gibt und wo man sich auch einen Termin im nächstgelegenen Zentrum vereinbaren kann.

www.plasmazentrum.at

www.takeda.com

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