Swarovski steckt in der Krise

Corona zwingt den Tiroler Kristallkonzern zu weitreichenden Umbaumaßnahmen: Weltweit werden 600 Stellen gestrichen, 200 davon in Österreich.

Die Auswirkungen der Coronakrise beuteln die Weltwirtschaft weiterhin. Einige Sparten, wie Tourismus, Gastronomie oder auch Luxusgüter sehen sich besonders betroffen. Zu letzteret Branche zählt auch das heimische Traditionsunternehmen Swarovski. Der Tiroler Kristallkonzern musste im ersten Halbjahr 2020 massive Absatzrückgänge hinnehmen und hatte bereits vor Ausbruch der Krise ein Sparprogramm angekündigt. Nun teilte das Unternehmen mit, dass auch ein umfassender Konzernumbau sowie ein den Umständen entsprechender Stellenabbau bevorstehen.

"Strukturen kritisch hinterfragen"

"125 Jahre nach der Unternehmensgründung ist es wichtiger denn je, bestehende Strukturen kritisch zu hinterfragen, Ressourcen zu bündeln sowie uns effizienter aufzustellen. Eine Notwendigkeit, die jetzt durch die Corona-Krise noch weiter verstärkt wird", meinte Swarovski-CEO Robert Buchbauer gegenüber unseren Kollegen von der Tiroler Tageszeitung.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung übernahm erst im April das Konzernruder von Markus Langes-Swarovski, der weiterhin im Beirat des Konzerns sitzt. Die nun anberaumte Transformation sei "für den erfolgreichen Weiterbestand von Swarovski essenziell. Dabei wird es auch zu schmerzhaften Einschnitten kommen", erläutert Buchbauer.

Neuaufstellung mit Kurzarbeit und Kündigungswelle

Der Umbau soll schrittweise vonstatten gehen wobei als erste Maßnahme die bisher auf verschiedene Geschäftsbereiche verteilten Marketing- und Vertriebsaktivitäten zusammengeführt und verschlankt werden sollen. Wie Swarovski am Montag mitteilte, sollen vorerst 200 Mitarbeiter am Standort Wattens und 600 global vom Stellenabbau betroffen sein. In der Produktion in Wattens wurde die Kurzarbeit, wie berichtet, bis Ende September verlängert. Insgesamt sind in Wattens 4800 Mitarbeiter beschäftigt.

"In unserer Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen wir in den nächsten Wochen und Monaten sehr transparent den neuen Weg und die Veränderungen aufzeigen", erklärte Buchbauer und ergänzte:"Wir wollen dabei möglichst viele Menschen mitnehmen."

Der Swarovski-Chef erklärte überdies, dass er im Herbst weitere konkrete Zahlen zum geplanten Abbau nennen wolle: "Dann lässt sich auch besser abschätzen, wie sich der Markt erholt bzw. entwickelt." Die Nachfrage auf den großen Absatzmärkten in Asien und den USA sei im Zeitraum zwischen Dezember und Mai "deutlich eingebrochen". Dennoch rechnet man bei Swarovski mit einer langsamen Rückkehr aus dem krisenbedingtn Einbruch und einem deutlichen Umsatzrückgang für 2020. Im Vorjahr war der Umsatz in der Kristallsparte bei 2,7 Milliarden Euro stagniert, wo ursprünglich ein Plus von vier bis fünf Prozent eingeplant gewesen war.

Land Tirol will helfen

In einer Reaktion auf den geplanten Stellenabbau bei Swarovski sagte die Tiroler Landesregierung den Betroffenen am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz Hilfe zu. Landeshauptmann Günther Platter, der den Abbau als "bedauerlich" bezeichnete, verwies zudem auf noch anstehende Gespräche zwischen Geschäftsführung und Land.

Im Juli wolle man eine weitere Stiftung beschließen, im bereits präsentierten Konjunkturpaket habe man außerdem die "finanzielle Vorsorge" für eine weitere Erhöhung der Plätze in den Insolvenz- und Unternehmensstiftungen getroffen. In der bereits bestehenden Swarovski-Unternehmensstiftung seien zudem noch 60 Plätze frei. Auch laufende Programme sollen Betroffene Arbeitnehmer auffangen können. (red)

www.swarovski.com

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