Insolvenzen und Privatkonkurse trotz Corona im ersten Quartal 2020 "deutlich rückläufig"

KSV1870 hat die neuesten Zahlen zu Insolvenzen in Österreich. "Einführung einer neuen Zeitrechnung" durch COVID-19.

Die Coronakrise hat die Weltwirtschaft wie ein "Blitzeinschlag" getroffen, diesen Vergleich zieht der Kreditschutzverband KSV1870 in seiner Aussendung zu den aktuellen Insolvenzzahlen aus dem ersten Quartal 2020. Doch die guten Nachrichten sind, dass die heimische Wirtschaft derzeit mit Insolvenzen noch zuwarte, denn die Konkurszahlen seien in den ersten drei Monaten des jungen Jahres "deutlich rückläufig"

Insgesamt wurden 1.151 Unternehmen insolvent, was einen Rückgang von rund neun Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2019 darstellt. Es wurden 668 Insolvenzverfahren eröffnet und das stellt einen Rückgang von fast 14 Prozent dar. Die Passiva allerdings haben sich in diesem Zeitraum auf 750 Millionen Euro fast verdoppelt. Die Zahl der betroffenen Dienstnehmer betrug 4.463 und lag damit um rund zwölf Prozent über dem Wert des Vergleichszeitraums 2019.

Einfüh­rung einer "neuen Zeit­rech­nung"

Das Jahr 2020 wird zukünftig in einen Zeitraum vor Corona und einen danach eingeteilt werden. Dabei sind es vor allem die einschneidenden Maßnahmen, die mit etwa Mitte März in Kraft traten und Teile des Wirtschaftslebens vollkommen zum Erliegen brachten (Gastronomie, Non-Food-Handel, Tourismus) und andere andauernd erheblich in Mitleidenschaft ziehen. Dies geschieht in einem Ausmaß, der heute noch nicht einmal annähernd seriös überblickt werden kann.

Dieser Einschnitt mit Mitte März hat auch schon in der Insolvenzstatistik Niederschlag gefunden: Waren die Zahlen der Gesamtinsolvenzen im Februar 2020 noch drei Prozent über dem selben Monat des Vorjahres, so haben alleine zwei Wochen im März einen rund 50-prozentigen Einbruch erbracht, sowohl bei den Eröffnungen, als auch bei den mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren. Und in einem so kurzen Zeitraum wie dem ersten Quartal mit genau 13 Wochen, spielen zwei Wochen und zwei Tage schon statistisch eine bedeutende Rolle – repräsentieren diese doch rund ein Sechstel des Beobachtungszeitraums. Aus diesem Grund schlägt der 50-prozentige Einbruch der Insolvenzzahlen in dieser kurzen Zeit entsprechend auf die Gesamtstatistik durch.

Der zwölfprozentige Zuwachs an betroffenen Dienstnehmern entgegen dem Gesamtbild der Eröffnungen ist vor allem darauf zurückzuführen, dass diese Zahl im ersten Quartal 2019 besonders niedrig war (42 Prozent unter 2018) und die gegenwärtig durchschnittlich 6,7 betroffenen Dienstnehmer eher einem langjährigen Schnitt entsprechen, als der Vorjahreswert.

© KSV1870

Privatkonkurse: "Wann wird es so sein, wie es noch nie war?"

Ein Blick auf die Insol­venz­ent­wick­lung bei den Privat­kon­kursen zeigt, dass diese mehr denn je von jener der Unter­nehmen abhängig ist, so der KSV1870. Eröffnete Privatkonkurse gingen im ersten Quartal gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 um fast ein Viertel zurück. Lag der Rückgang im Februar noch bei rund drei Prozent, so hat ein weitgehender Stillstand der Justiz beziehungsweise auch der Anträge der Schuldner seit etwa Mitte März diesen Rückgang substanziell verursacht.

Daher sind die 1.895 eröffneten Privatkonkurse des ersten Quartals beziehungsweise der 24-prozentige Rückgang keineswegs Spiegel der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, sondern nahezu zur Gänze einem Ausnahmezustand geschuldet, dessen Ende heute niemand genau absehen kann. Der Rückgang der Passiva um 28 Prozent auf rund 237 Millionen Euro ist österreichweit nicht signifikant und bestätigt den Trend, dass nunmehr wieder weniger Schuldner mit besonders hohen Verbindlichkeiten den Weg zum Konkursgericht suchen.

Bundes­länder-Rund­blick

Drei große Bundesländer (Wien, Oberösterreich und Steiermark) liegen im Österreich-Trend. Besondere Ausreißer sind das Burgenland (allerdings aufgrund der geringen absoluten Zahlen wenig aussagekräftig), Tirol und Vorarlberg. Die beiden letztgenannten Bundesländer haben traditionell, gemessen an der Bevölkerung, ein intensives Insolvenzaufkommen und reagieren auch verhältnismäßig rasch auf Veränderungen.

In Tirol und Vorarlberg mag auch hinzukommen, dass dort Coronafälle viel früher gehäuft auftraten als in anderen Bundesländern. Salzburg weist einen Rückgang von 15 Prozent auf und ist damit klar unterdurchschnittlich. Niederösterreich ist mit einem Rückgang von nur zehn Prozent ein Bundesland, welches, gemessen an der Bevölkerung, einen gewissen Nachholbedarf an Entschuldungsverfahren mit Zahlungsproblemen aufweist und voraussichtlich noch länger für diesen Nachholbedarf benötigen wird. (red)

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