Zitterpartie bei Opel: Wiener Werk muss Motorenproduktion einstellen

200 bis 270 Mitarbeiter in Aspern müssen um ihre Jobs fürchten.

Das Opel-Werk in Wien Aspern wird künftig keine Motoren mehr fertigen – die Produktion soll Mitte des Jahres auslaufen, was bedeutet, dass in der Automobilkonzern in der Bundeshauptstadt zukünftig nur noch Getriebe produzieren lassen wird und dementsprechend weniger Mitarbeiter benötigt. Es ist nicht der erste herbe Kahlschlag, den das Asperner Werk und seine Mitabeiter hinnehmen müssen: bereits im Frühjahr 2019 mussten bis zu 400 Jobs gestrichen werden – damals lief ein Großvertrag zur Fertigung eines Getriebes aus. 

Nun sollen zwischen 200 und 270 Jobs gefährdet sein, die Zahl der Mitarbeiter dürfte auf unter 600 sinken – so hieß es von Unternehmensseite am Dienstag gegenüber der Presse.

General Motors- Auftrag läuft aus

Die Arbeiterbetriebsratsvorsitzende bei Opel Wien, Renate Blauensteiner, zeigte sich am Dienstag über den weiteren Stellenabbau bei dem Autohersteller in der Bundeshauptstadt nicht überrascht. Dass der General-Motors-Auftrag zur Motorenproduktion mit Jahresmitte auslaufe, sei im Betrieb seit Langem bekannt. Für die Betroffenen wurde ein Sozialplan mit Vorruhestand erarbeitet.

"Wir haben schon seit Jahren gewusst, dass der Motor ausläuft", sagte Blauensteiner. Man habe auch ein neues Produkt bekommen, aber man brauche ein zusätzliches Produkt für die Fertigung, das den Jobabbau der 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abfedere. Derzeit schaue es leider nicht danach aus, aber "wir geben natürlich die Hoffnung nicht auf".

Von 3.000 auf unter 600 Mitarbeiter in 25 Jahren

Der rapide Abbau beim Opel-Werk spricht für die angespannte Lage in der Automobilindustrie. Vor 25 Jahren, im Jahr 1995, befand sich das Werk am Höhepunkt der Produktion und beschäftigte in den Fabrikshallen in Aspern an die 3.000 Leute. Mit dem Bau war 1980 begonnen worden, bei der offiziellen Eröffnung am 15. Oktober 1982 standen bereits 1.600 Mitarbeiter an den Fließbändern. Seitdem wurden im Werk Motoren gefertigt, 1983 stieg die Jahresproduktion auf 230.000 Motoren und 250.000 Getriebe. Viele Jahre fuhr jedes zweite Auto von General Motors in Europa mit einem Getriebe aus Wien-Aspern.

Die Geschichte des Werks in Wien ist eine stolze: sie begann im Jahr 1979, als der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) und GM-Austria-Generaldirektor Helmuth Schimpf einen Vertrag über die die Errichtung eines Motorenwerkes unterzeichneten. Die ursprüngliche Aufgabe war es, Motoren und Getriebe für den – damals neuen – Opel Corsa zu liefern. Keine 10 Jahre später, im Jahr 1988, zählte das Werk in Wien 2.700 Mitarbeiter und die Jahresproduktion stieg auf 380.000 Motoren und 510.000 Getriebe. Noch im selben Jahr eröffnete nebenan das GM-Schwesterwerk Rochester, das später in einer weltweiten Umstrukturierung ausgegliedert wurde. 1992 wurden die Opel-Produktionshallen erneut erweitert. Dieser rasante Wachstumsprozess befindet sich aktuell in einer Umkehrphase.

Die Hoffnung lebt noch – Getriebe werden ja weiterhin produziert. Hier konnte als letzter Erfolg das Sechsganggetriebe, das in großer Stückzahl gefertigt wird, verbucht werden. Realisiert wurde dies mit Zuschuss zu den Entwicklungskosten seitens der Stadt Wien. Der Wermutstropfen hierbei ist jedoch, dass Elektroautos kein Getriebe benötigen und auch auf viele andere Komponenten und Teile verzichten können.

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