In Großbritannien mussten seit Juni 2018 über 1.400 Restaurants Insolvenz anmelden. Laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Hacker Young (UHY) wurden in der ersten Häflte des Jahres 2019 um 25 Prozent mehr Gastwirtschaften insolvent als im gesamten Jahr 2018. Grund dafür sei, dass viele Briten aufgrund von Geldsorgen angesichts des bevorstehenden Brexit keine Restaurants mehr besuchen.
"Sowohl gute als auch schlechte Restaurants kämpfen mit Überkapazitäten, niedrigen Konsumausgaben und steigenden Kosten. Eine loyale Anhängerschaft zu haben, ist zwar gut, aber wenn diese aufhört, essen zu gehen, ist das ein großes Problem. Die Zahl der Restaurants, deren Umsatz bei voller Kapazität liegt, ist sehr klein, sie sind die Ausnahme", meint Peter Kubik, Young-Partner bei UHY Hacker.
Jamie Olivers Imperium betroffen
Nach der Finanzkrise 2008 wuchs der Markt für Restaurants mit schnellem Service und niedrigen Preisen laut UHY Hacker Young massiv. Das führte jedoch zu einer Übersättigung an mittelständischen Betrieben. Durch die finanziellen Ängste der Konsumenten aufgrund des Brexit und dem gefallenen Wert des britischen Pfunds, sind nicht nur viele kleine Restaurants, sondern auch große Ketten zusammengebrochen.
Zu den betroffenen Betrieben gehören unter anderem Ableger des Gastgewerbe-Imperiums von Starkoch Jamie Oliver. "Die Krise im Restaurantsektor wurde bislang nur als ein Problem für größere Ketten präsentiert, die Kunden nicht mehr begeistern können. Damit übersieht man aber hunderte von kleinen, unabhängigen Restaurantbetrieben, die insolvent werden", gibt Kubik zu bedenken.
Restaurants im Überlebenskampf
Insgesamt machten Großbritanniens 100 größte Restaurants im Jahr 2018 Verluste von 82 Millionen Pfund (etwa 92 Millionen Euro). Dagegen erzielten sie im Jahr 2017 noch einen Profit von 102 Millionen Pfund (ungefähr 115 Millionen Euro). Kubik zufolge müssen Gastwirtschaften in den kommenden Monaten ihren Geldfluss besonders aggressiv verwalten, vor allem, da Banken in diesem Sektor mit Krediten momentan nicht sehr großzügig seien. Nur Restaurants mit treuen Kunden, einer starken Marke und einem breit gestreuten Angebot würden die Krise überleben.
Nach dem Brexit-Referendum 2016 waren viele britische Gastbetriebe noch zuversichtlich, dass trotz der drohenden Isolation wirtschaftlich gute Zeiten bevorstehen würden. So hat die Pub-Kette Wetherspoon sämtliche Getränke aus anderen EU-Ländern aus ihrem Sortiment verbannt (pte).
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