Wiens Sportstadtrat Peter Hacker gab vergangene Woche die Entscheidung bekannt, kein neues Nationalstadion in Wien in Auftrag zu geben. Der Observer untersuchte die daraus entstandene Kommentarflut unter den entsprechenden Online-Berichten der größten österreichischen Tages- sowie Sportzeitungen. Alleine der Artikel auf derstandard.at löste über 1.000 Postings aus. Der Zeitraum der Analyse wurde auf den Tag der Bekanntgabe und den Folgetag eingeschränkt.
Auch Mehrheit der Bevölkerung gegen Stadionbau
Das Ergebnis zeigt, dass 67 Prozent der Postings die Entscheidung befürworten, kein neues Nationalstadion in Wien zu bauen. Das dabei mit 26 Prozent häufigste Argument war, dass die geschätzte Summe von 300 - 400 Millionen Euro an Steuergeldern nicht zu rechtfertigen sei. Einen weiteren Hauptgrund für die Ablehnung (17 Prozent ) sahen die User darin, dass Österreich mit den Stadien in Klagenfurt und Salzburg bereits über zwei moderne und große Spielstätten verfüge, in denen das Nationalteam spielen könne. Vereinzelt wurde argumentiert, dass das Nationalteam zu wenige Spiele im Jahr hat, um den Bau eines eigenen, neuen Stadions zu rechtfertigen. Zudem halte sich der Erfolg des Teams in Grenzen, weshalb eine Investition in dieser Größenordnung unverhältnismäßig sei.
29 Prozent der Kommentare zeigten sich dagegen von der Entscheidung der Stadt Wien enttäuscht. Das Happel-Stadion sei als Spielstätte zu alt und es sei eine Schande für eine Millionen-Metropole wie Wien, kein modernes und großes Nationalstadion zu besitzen. Wien brauche ein Aushängeschild dieser Art und ein hochmodernes, international taugliches Stadion solle eine internationale Selbstverständlichkeit sein, so der Tenor von knapp ein Drittel der Postings.
Vermeintlicher Taktischer Schachzug trifft auf Ablehnung
Unmittelbar nach der Absage der Stadt Wien räumte ÖFB-Präsident Leo Windtner die Überlegung ein, ein neues Nationalstadion in einem anderen Bundesland, etwa in Niederösterreich oder im Burgenland, zu errichten. Dieser Gedanke wird von den Usern flächendeckend abgelehnt und nur als taktischer Zug Windtners interpretiert, um die Stadt Wien unter Druck zu setzen.
Unter den vier Prozent neutralen Postings fand sich folgender Kompromissvorschlag: Der Denkmalschutz für Teile des Happel-Stadions solle durch die Regierung aufgehoben und die Prater-Spielstätte, die infrastrukturell die besten Voraussetzungen bietet, zu einem modernen, multifunktionalen Stadion umgebaut werden. Die Kosten sollen sich die Stadt Wien bzw. der Steuerzahler und der ÖFB gleichmäßig untereinander aufteilen. Uneinigkeit herrscht bei diesem Lösungsansatz darüber, ob eine Renovierung des alten Prater-Ovals nicht mehr Kosten verursache und daher weniger sinnvoll sei als ein vollständiger Abriss und Neubau. (red)
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