„In 15 Jahren ist E-Sport größer als Fußball“

Lorenz Edtmayer, Gründer der DIAMIR Holding und Unternehmer des Jahres 2017, im LEADERSNET-Interview über digitalen Transformationsbedarf in Deutschland, Standort Österreich und bevorstehende Umbrüche.

LEADERSNET: Sie wurden vor einem Jahr als „Entrepreneuer Of The Year“ ausgezeichnet. Damals hieß es, sie würden als nächsten Schritt die Präsenz der DIAMIR Holding in Deutschland aufbauen. Wie läuft das Unterfangen?

Edtmayer: Es läuft sehr gut an! Im März haben wir unser Büro in München eröffnet. Wir haben bereits einen Büroleiter den wir von Tesla abwerben konnten, da er lieber mit uns den deutschen Markt erobert (lacht). Ich plane, im nächsten Jahr jeweils zwei Tage die Woche dort zu sein, wir sehen in Deutschland extrem viel Potenzial, weil die deutschen Unternehmen noch konservativer als die Österreicher sind, es daher beim Thema digitaler Transformation von Unternehmen sehr viel zu tun gibt. Wir haben auch schon spannende Kunden!

LEADERSNET: Zum Beispiel?

Edtmayer: Die PVG Gruppe, Festo, Moët Hennessy, Axel Springer Töchter, Maingau Energie – um nur einige zu nennen.

LEADERSNET:  Sie sagen auf ihrer Webseite “Die Zukunft liegt in einem verschränktem Konzept aus Kreation, Code und Geschäftssinn! – Nur so behauptet man sich gegen die Amazon, Google, Apple, & Facebooks dieser Welt!” Was kann man im deutschsprachigen Raum können, was die genannten Unternehmen in den USA nicht können?

Edtmayer: Da muss man zwischen zwei Bereichen grundsätzlich unterscheiden: Das eine ist, sich an Start-ups zu beteiligen. Dafür braucht es Risikobereitschaft, Venture Capital, Anschlussfinanzierungen. Da ist Österreich noch nicht ganz vorne dabei. Dann gibt es allerdings auch bestehende Unternehmen, die durch Transformationsprozesse fit für die Digitalisierung werden – dann entsteht Raum für innovative, vielversprechende Projekte. Mein Lieblingsbeispiel dazu ist Alexa: Amazon hat Alexa nicht selbst entwickelt. Es hat das Projekt Alexa gekauft und als Paradebeispiel für ein digital skalierbares Unternehmen optimal in die Gruppe integriert! In Europa gibt es sehr viele superspannende Unternehmen, die Ihre Potenziale in der digitalen Welt noch nicht einmal annähernd ausgeschöpft haben, daher sehen wir hier riesiges Potenzial. Dieses riesige Potenzial möchten wir als DIAMIR Holding und Anlagenbauer der Digitalisierung gemeinsam mit unseren Kunden realisieren!

LEADERSNET: Gerade ist Österreich im Ranking der wettbewerbsfähigsten Länder des Wirtschaftsforums aus den Top 20 rausgefallen. Wie empfinden Sie die Bedingungen hierzulande?

Edtmayer: Natürlich gibt es Themen wie die hohen Lohnnebenkosten oder die Bürokratie – in den USA gründet man zum Beispiel eine Firma in wenigen Stunden. Auch würde ich mir Steuervorteile bei Investitionen in Forschung und Entwicklung, allgemeine steuerliche Entlastung von Unternehmen sowie Investitionen in digitale Bildung wünschen. Aber grundsätzlich bin ich niemand, der jammert. Ich habe außerdem das Gefühl, dass sich viel Positives tut, auch der EU-Ratsvorsitz hilft uns imagemäßig. Vor allem hat Wien als lebenswerteste Stadt der Welt – und das ist der Ort, den ich auch am besten beurteilen kann, keine Probleme, junge Talente anzuziehen, da unter anderem die Lebenserhaltungskosten im internationalen Vergleich zu anderen Metropolen sehr attraktiv sind.

LEADERSNET: Blockchain, Artificial Intelligence, E-Sports... – gibt es etwas, worauf Sie besonders Ihren Fokus richten?

Edtmayer: Fakt ist, dass durch Artificial Intelligence und Machine Learning in 20 bis 30 Jahren, vielleicht sogar früher, 80% dessen, was Unternehmen derzeit tun, maschinell erledigt wird. Beim Thema E-Sports: da streamen heute schon Millionen Menschen. Ich bin davon überzeugt, dass in 10 bis 15 Jahren E-Sport größer als Fußball ist. Riesige Themen sind Sprachsteuerung, das wird vor allem den Umgang von Kindern und älteren Menschen mit der digitalen Welt verändern, oder Big Data durch intelligentes Management zu Smart Data zu machen. Es gibt viele Buzzwords, und es gehört zu unserer Unternehmensphilosophie, uns nicht auf eine Technologie zu konzentrieren, sondern breit aufgestellt zu sein. Man muss sich genau anschauen: Welche Technologie macht für welches Unternehmen Sinn. Ich kann nicht eine alte Struktur nehmen und einfach auf die Blockchain stellen.

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