Digitales Österreich …ja eh?

| 08.05.2018

expressis verbis – ein Kommentar von Dominik Frey.

Die kürzlich veröffentlichte Studie des KSV1870* spricht Bände und ist mehr traurig als lustig (siehe Grafik in der Slideshow). 84 Prozent der Unternehmen sehen einen Webshop als kein Thema und die Digitalisierung der Produktionsprozesse und Arbeitsläufe wollen gerade einmal 30 Prozent überhaupt thematisieren. Die Tatsache, dass Amazon, Google und Freunde solch furchtbar marktbeherrschende Stellungen haben, verdanken diese Konzerne nicht nur sich selbst, sondern vor allem auch dem Zusehen von anderen großen Unternehmen – ganz besonders in Europa.

Jahrelang hat etwa die MediaMarktSaturn Gruppe dabei zugesehen, wie ihnen Amazon die Kunden wegschnappt, in dem naiven Glauben, dass es "ja eh" nur um die CDs und DVDs gehe, mit denen sich sowieso kein Geld verdienen lasse. Gnade ihnen Gott, sollte Amazon in Europa in den stationären Handel einsteigen, bei dem es heute mehr denn je um Erlebniswelten gehen sollte, als um lieblos ins Regal eingeschlichtete Produkte, bewacht von Verkäufern die "nicht für die Abteilung zuständig" sind.

Ähnlich verhält es sich mit dem Reisebüro, wo einem der Berater den Reisekatalog mit Fotos im Briefmarkengröße vor die Augen knallt …"ja eh"! Die Kartenzahlung in Österreich – auch so ein leidiges Thema – besonders in traditionellen Kaffeehäusern, wo traditionell nur Barzahlung akzeptiert wird …"ja eh". Tradition um der Tradition willen ist in diesem Fall des Gastes Ärger, wenn man – wie ich – so gut wie nie genug Bargeld dabei hat. Kundenservice? ..."ja eh". In Melbourne zahlt man sogar am Flohmarkt mit Karte, wenn man will.

Diese Beispiele könnte man wohl stundenlang fortsetzen. Worauf ich hinaus will: Die digitale Transformation (mittlerweile fast schon als Schimpfwort einzuordnen) ist sowohl bei vielen KMUs als auch bei großen Konzernen noch immer nicht angekommen – geschweige denn, dass sie gelebt wird. Und das, obwohl die Themen so offensichtlich sind und in den nächsten Jahren über das wirtschaftliche Überleben entscheiden werden.

Die einzige Konstante ist die Veränderung. Das gilt mehr denn je und passiert schneller denn je. Wir versuchen das mit OPINION LEADERS NETWORK, so gut es uns möglich ist, zu leben. Es wäre aber gelogen zu behaupten, es sei nicht oft schwindelerregend.

*Im Rahmen des Austrian Business Checks (AB-Check) befragt der KSV1870 zwei Mal jährlich Unternehmen in Österreich zu aktuellen Themen. An der Umfrage im März 2018 haben mehr als 1.000 Unternehmen teilgenommen.

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