Überarbeitet, überfordert und unterbelichtet - so stellt das Online-Reiseportal Booking.com Lehrer in einem aktuellen Werbe-Clip dar, die im Web für Diskussionen sorgt. Während eine Lehrerin bereits von ihrem Urlaub träumt, tanzen ihr die Schüler auf der Nase herum. Gedankenverloren gibt sie sich ihren Tagträumen hin, ohne dabei zur Kenntnis zu nehmen, was im Klassenzimmer geschieht.
Kritik unangebracht
"Booking.com hat in den USA eine Reihe unterschiedlicher Berufsbilder herangezogen, um auf humorvolle Weise die Wichtigkeit des Urlaubs herauszustellen. Dass Interessenvertreter dieser Berufsgruppen teils Kritik an solchen humorvollen Darstellungen üben, die ja von ihrem Zugespitztsein leben, ist nicht verwunderlich", so Markenexperte und Strategieberater Oliver Schmitt von viennabrand. In dem Fall sei die Kritik an der Werbung unangebracht: "Objektiv kann aus dem Beispiel keine entwürdigende, irreführende oder gegen allgemein anerkannte gute Sitten verstoßende Darstellung herausgelesen werden", erläutert Schmitt. Allerdings stelle die nachfolgende Kommunikation mit den Kritikern im Rahmen des Beschwerdemanagements ein Negativbeispiel dar, das Booking.com im Sinne einer entsprechenden PR verbessern sollte. "Da auch die Kommentare von Usern im Web kaum negativ ausfielen, kann man davon ausgehen, dass die Kampagne der Marke keinen Schaden zufügt. Humor stellt vielmehr ein Element zum Aufbau von Markensympathie dar und unterstützt letztlich die Steigerung des Markenwerts", stellt der Experte fest. Eine missglückte nachgelagerte Kommunikation zu beschwerdeführenden Interessen- oder Berufsvertretern, die möglicherweise zu weiteren negativen Reaktionen führt, könne allerdings langfristig sehr wohl schädlich sein. In diesem Punkt habe Booking.com im Sinne einer entsprechenden Markenführung Nachholbedarf.
In der Werbung ist eine Frau zu sehen, die völliges Desinteresse an ihrer Klasse zeigt. Während ein Junge an seinen Stuhl gebunden wird, sitzt ein anderer im Aquarium. Die Schüler werfen Dinge durch die Gegend und sind außer Rand und Band. "Es ist für Lehrer ein Schlag ins Gesicht", sagt Chantal Kawecki, eine Lehrerin aus North Carolina, die im Mai eine Petition auf der Plattform Change.org gestartet hat.
Entspannungspille?
Nachdem sich Kawecki in einer E-Mail an Booking.com gwandt hatte, wurde ihr geraten, eine Entspannungspille zu nehmen. "Wir sind sicher, dass wir jene erreichen, die relevant sind", heißt es in der Nachricht. Vonseiten des Unternehmens wird die Kampagne als unbeschwerter Scherz gesehen. In einem Kommentar der PR-Firma heißt es: "Unsere Werbung ist nur als kleiner Spaß über die unterschätzten und überarbeiteten Lehrpersonen gedacht." Die Werbung zeige, wie wenig Wertschätzung Lehrpersonen heutzutage in unserer Gesellschaft erfahren. Anstatt Lehrern den Respekt zuteilwerden zu lassen, der ihnen zusteht, würden sie systematisch herabgesetzt und unterbezahlt. Diese Werbung bedeute also für jene, die versuchen, das öffentliche Bildungssystem zu untergraben, einen Erfolg. Kawecki besteht auf einer Entfernung der Werbung und eine Entschuldigung des Unternehmens. (pte)
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