Tesla: 1500 Fahrzeuge, 30 Länder, 16 Mio. Kilometer

Daniel Hammerl im Exklusiv-Interview über E-Mobilität und Fahrspaß, Visionen und warum der Roadster eigentlich wie ein iPhone ist.


2010 war ein starkes Jahr für Tesla – im Mai unterzeichnete man eine Partnerschaft mit Toyota, die dem Konzern insgesamt 110 Mio. Dollar einbrachte, ein Monat später folgte der offizielle Börsengang, welcher 226 Mio. Dollar in die Taschen des Unternehmens schwemmte. Zusätzlich schloss man Ende des Jahres einen Batterie-Deal mit Panasonic in Höhe von 30 Mio. Dollar ab. Mehr als 1500 Tesla Roadsters rollen mittlerweile in 30 verschiedenen Ländern über die Straßen, Tendenz stark steigend. Ende 2012 steht der Launch der neuen Limousine „Model S“ an - Grund genug für leadersnet.at Daniel Hammerl, seit Anfang 2011 neuer Sales & Marketing Manager Tesla Österreich, zum Interview zu bitten.

leadersnet.at: Tesla investiert in sportliche und schnittige Autos mit Elektroantrieb, sind denn Limousinen auch geplant?

Hammerl: Derzeit bauen wir mit dem Roadster einen fantastischen Sportwagen ohne Kompromisse. Der Tesla Roadster Sport beschleunigt von 0 auf 97 km/h in 3,7 Sekunden ohne einen Tropfen Benzin zu verbrauchen. Mitte 2012 beginnen wir in den USA mit der Produktion des Model S – einer Premium-Limousine mit bis zu 7 Sitzplätzen, die wir komplett in der Tesla Fabrik in Fremont, Kalifornien fertigen.

leadersnet.at: Wie sieht der typische Tesla-Kunde aus?

Hammerl: Unsere Kunden sind so individuell wie unser Produkt – der Roadster – selbst. Das geht vom erfahrenen Sammler, über Sportwagen-Afficionados bis hin zur ökologisch-bewusst lebenden jungen IT-Unternehmerin.

leadersnet.at: Ist ein Tesla Showroom bzw. Flagship Store für Österreich geplant? Wenn ja, wann wird es soweit sein und wie kann man sich das vorstellen?

Hammerl: Derzeit gibt es weltweit 17 Stores, 7 davon in Metropolen Europas – erst vor wenigen Wochen wurde der Store in Mailand eröffnet. Natürlich findet sich da auch Österreich auf der Roadmap der nahen Zukunft. Unsere Stores sind mehr als funktionale Ausstellungsflächen – es ist uns ein Anliegen, als Pionier im Bereich der elektrischen Fahrzeuge, den Besuchern einen Einblick in die Technik zu bieten.

leadersnet.at: Nachdem es momentan keine Niederlassungen in Österreich gibt, wie gestaltet sich der Verkaufsprozess und wie funktioniert das Service im Falle technischer Gebrechen?

Hammerl: In den meisten Fällen kommen Kunden bereits mit großem Produktwissen auf uns zu, dass sie sich durch unsere Webseite sowie unabhängige Berichterstattung von Medien oder in Foren angeeignet haben. Da jedoch kaum jemand bereits eigene Erfahrungen mit E-Mobilität sammeln konnte und Autos am Ende des Tages ein hoch emotionales Gut sind,  gibt es immer individuelle Fragen, die wir gerne via Email oder am Telefon beantworten – in diesem Rahmen kann auch ein persönlicher Termin für eine Probefahrt vereinbart werden – der kann überall stattfinden, dafür braucht es nicht zwingend einen Store. Beim Service gehen wir mit unseren Service Rangern neue Wege – nicht der Kunde muss zu uns kommen – wir kommen zum Kunden! Da Elektrofahrzeuge weniger Servicebedarf haben als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, können Wartungsarbeiten meist einfach beim Kunden zu Hause oder an seinem Arbeitsplatz erfolgen.

leadersnet.at: Zu den Zahlen: Wie viele Tesla Autos fahren weltweit auf den Straßen? Gibt es Unterschiede zwischen USA und Europa? Wie schaut es im speziellen am österreichischen Markt aus?

Hammerl: Wir haben bis heute über 1.500 Fahrzeuge an Kunden in über 30 Ländern geliefert mit denen rund 16 Millionen Kilometer emissionsfrei zurückgelegt wurden. Führender Markt sind die USA gefolgt von Deutschland. In Österreich durften wir einige der ersten Kunden Europas willkommen heißen. Hier haben Kunden den großen Vorteil auch dezitiert Ökostrom zu beziehen und ihren Roadster so ausschließlich mit erneuerbarer Energie zu betreiben – und dafür sogar noch eine Förderung zu erhalten.

leadersnet.at: Wie viele wollen Sie in den nächsten zwei Jahren in Österreich absetzen?

Hammerl: Der Roadster wurde von Beginn an als limitierte Serie geplant. Das Gesamtvolumen wird bei 2.500 Stück liegen – über 1.500 sind wie gesagt bereits verkauft und ausgeliefert – es ist somit nicht nur die Frage wieviele man hier in Österreich absetzen möchte, sondern wieviele wir noch nach Österreich liefern können – der Andrang in einigen neuen Märkten Europas, aber auch Asiens, nimmt derzeit rapide zu. Mit der Limousine – dem Model S – sieht es da anders aus. Diese sind heute bereits reservierbar und werden ab Ende 2012 in Europa ausgeliefert.

leadersnet.at: Immer mehr Hersteller erkennen das Potential von Elektroautos. Kürzlich launchte BMW eine eigene Submarke, BMW i, für die Elektroschiene des Konzerns. Wie beurteilen Sie die momentanen Marktentwicklungen?

Hammerl: Unsere Mission ist die massentaugliche Mobilität ohne Verwendung fossiler Kraftstoffe. Aus diesem Grund begrüßen wir jede Anstrengung bestehender Automobilkonzerne als auch neuer Player, die diese Vision teilen. Augenblicklich sieht man sehr viele Studien und Zukunftsvisionen die sicherlich helfen Entwicklungszeiträume zu überbrücken und Konsumenten langsam an das Thema heranzuführen. Über diese "Konzeptphase" sind wir hinaus, bei uns ist Elektromobilität kombiniert mit enormen Fahrspass bereits heute Programm.

leadersnet.at: Wann glauben Sie entfalten Elektroautos in Punkto Verbreitung ihr volles Potential? Wann wird es in Österreich soweit sein?

Hammerl: Ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf den Massenmarkt ist der Preis der Elektrofahrzeuge. Teslas Ziel ist es ein lückenloses Sortiment von Elektrofahrzeugen, vom erstklassigen Sportwagen bis zum Auto für Jedermann, herzustellen und so die Kosten von Elektrofahrzeugen konsequent zu senken.

leadersnet.at: Die Verbreitung von Elektro-Vehikel wird wahrscheinlich eng mit der dafür benötigten Infrastruktur, Stichwort Stromtankstellen, in Verbindung stehen. Wie beurteilen sie die momentane Situation? Kommt man derzeit mit einem Elektroauto problemlos von Wien nach Bregenz?

Hammerl: Alle Tesla Roadster können an herkömmlichen Steckdosen geladen werden – Tesla Besitzer laden in ihren Garagen, im Hotel, an Ladesäulen oder auch auf öffentlichen Parkplätzen. Das Ladegerät des Roadsters ist bereits im Fahrzeug installiert, ähnlich wie beim iPhone muss das Auto nur noch angesteckt werden. Außerdem ist der Roadster der einzige Sportwagen, der mit Strom aus erneuerbaren Energien, wie Sonnen-, Wasser-, oder Windenergie, befüllt werden kann. Zu Wien-Bregenz: Natürlich kommen Sie problemlos von Wien nach Bregenz – allerdings mit geplanten Pausen für Zwischenladungen. Wußten Sie wieviel Prozent der Gesamtbevölkerung derartige Strecken regelmäßig zurücklegt? Das Umweltbundesamt hat in einer Potentialanalyse zur Elektromobilität im Jahr 2010 festgestellt: 97% aller Fahrten sind geringer als 150km!

leadersnet.at: Welche Rolle sprechen Sie den nationalen, bzw. in unserem Fall der österreichischen, Regierung im Verbreitungsprozess der Elektromobilität zu? Wie beurteilen Sie die momentane Situation in Österreich, wo man gerade was Symposien, Perspektivengruppen, etc. betrifft immer voll dabei ist, in der Umsetzung von konkreten Ergebnisse es aber meistens hapert?

Hammerl: Es ist unbestritten dass Regierungen bzw Kommunalpolitik einen enormen Einfluss auf diese Entwicklung haben kann. Nehmen Sie als Beispiel Norwegen, hier sind bereits tausende Elektrofahrzeuge unterwegs – das hat mehrere Gründe: Elektroautos sind nicht nur von verschiedenen Steuern befreit (einer Autosteuer die bis zu 160% des Fahrzeugpreises ausmachen kann, Mehrwertsteuer von 25% und einer Umweltverträglichkeitssteuer) sondern sind auch abgabenbefreit in der Parkraumbewirtschaftung und dürfen Busspuren verwenden. Also eine Kombination aus monetären und nicht-monetären Vorteilen die ein Besitzer eines EVs gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungstechnik genießt.

Tesla Motors

Das Unternehmen wurde 2003 von Elon Musk, JB Straubel, Marc Trappening, Martin Eberhard und Ian Wright in San Carlos gegründet. Im Juli 2006 wurde der "Roadster" der Öffentlichkeit vorgestellt. 2008 wurde der erste Tesla Store in LA eröffnet, mittlerweile gibt es weltweit insgesamt 17 Niederlassungen, sieben davon in Europa. Momentan halten unter anderem die Daimler AG und Toyota Anteile am kalifornischen Autobauer. 2012 steht der Launch der Limousine "Model S" an.

Tesla Motors

Das Unternehmen wurde 2003 von Elon Musk, JB Straubel, Marc Trappening, Martin Eberhard und Ian Wright in San Carlos gegründet. Im Juli 2006 wurde der "Roadster" der Öffentlichkeit vorgestellt. 2008 wurde der erste Tesla Store in LA eröffnet, mittlerweile gibt es weltweit insgesamt 17 Niederlassungen, sieben davon in Europa. Momentan halten unter anderem die Daimler AG und Toyota Anteile am kalifornischen Autobauer. 2012 steht der Launch der Limousine "Model S" an.

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