„Man hofft, dass die User sich zum Beispiel auch ein Video zur Krise in der Ukraine ansehen"

| 09.03.2015

Medienriesen CNN, ESPN und Time Warner setzen voll auf Snapchat.

Große Medienkonzerne wollen über Snapchat ein junges Publikum erreichen, das sich nicht für News interessiert. Einem Bericht der Washington Post nach verschwinden die von Partnern wie CNN, ESPN oder National Geographic eingespeisten Inhalte zwar rasch, man hofft jedoch, dass die User sich zum Beispiel auch ein Video zur Krise in der Ukraine ansehen, an einem Ratespiel teilnehmen oder ein Rezept ausprobieren. Die meisten der geschätzten mehreren zehn Mio. User von Snapchat sind zwischen 13 und 25 Jahren alt.

Abhängigkeit vom Social Web

Der Zugang zu Nachrichten hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert. Facebook, Google+ und Twitter und Co sind heute die größten Quellen für Geschichten und Videos im Internet. Das bedeutet, dass etablierte Anbieter für die Verbreitung ihrer Nachrichten immer mehr von Anbietern wie Snapchat abhängen. Mit Facebook oder Snapchat steigt zwar die Wahrnehmbarkeit, die finanziellen Vorteile sind jedoch eingeschränkt, da die Einnahmen normalerweise zwischen den Anbietern aufgeteilt werden. Seiten wie Facebook oder Snapchat müssen zudem kein Geld für die Herstellung der Geschichten und Videos ausgeben.

Offen bleibt auch die Frage, ob es überhaupt möglich ist, komplexe Nachrichten innerhalb von Sekunden über Snapchat zu vermitteln. CNN hat vor Kurzem über den weltweit zunehmenden Einfluss von IS geschrieben. Yahoo News postete über Jeb Bushs Rede zur Außenpolitik. Laut Meredith Artley von CNN Digital geht es nicht darum, alle zu erreichen. "Es geht darum, das junge Publikum dort zu erreichen, wo es ist. Genau deshalb ist Snapchat so wichtig. Snapchat verfügt über ein sehr interessantes und charakteristisches Publikum."

Online-Konsum von Nachrichten

Soziale Netzwerke werden heute vor allem von Menschen unter 34 genutzt. Das hat Anbieter wie Viacom oder Time Warner dazu gebracht, engere Verbindungen mit sozialen Netzwerken einzugehen. Hinzu kommt, dass es Zeitungen und TV-Sender nicht schaffen, über Online-Werbung die Verluste aus dem traditionellen Kerngeschäft auszugleichen. Von den 18- bis 29-Jährigen gaben 61 Prozent laut einer Umfrage von Pew Research im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014 an, dass sie ihre Informationen zur Politik und zur Regierung in der vergangenen Woche von Facebook haben. Ein Viertel dieser Altersgruppe gab an, sich politische Informationen über YouTube zu holen.
Für die Nachrichtenanbieter wird es entscheidend sein, junge Nutzer dazu zu bringen, ihre Angebote regelmäßig zu nutzen. Menschen unter 34 Jahren nutzen großteils nicht den Fernseher und haben auch keine Zeitungsabos. Eine Pew-Studie aus dem Jahr 2013 hat aufgezeigt, dass jüngere Nachrichtenkonsumenten und jene, die ihre News über soziale Netzwerke bekommen, Nachrichten eher nur von Zeit zu Zeit lesen. (pte/jw)

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