Lenz Maria Moser stammt aus einer der traditionellsten heimischen Weinbaufamilien. Als Lenz Moser V., absolvierte er ein Studium der Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität in Wien und eine weintechnische Ausbildung an der BOKU und in der Weinbauschule Klosterneuburg. Nachdem seine Familie in Folge des Weinskandals in den 1980er-Jahren den Betrieb veräußern musste, obwohl sie sich selbst nichts hatte zuschulden kommen lassen, übernahm er dort für die nächsten elf Jahre die Position des Geschäftsführers.
Heute berät er die 1892 gegründete, größte und älteste Weinkellerei Chinas „Changyu“ und ist seit zehn Jahren als Winemaker für das „Château Changyu Moser XV“ verantwortlich.

Lenz Maria Moser mit den Top-Weinen des Château Changyu Moser XV © CCMXV
Der Werg nach China
Lenz Maria Moser über seinen weiten Weg, der ihn nach China führte: "Ich bin grundsätzlich neugierig. Das war der Grund warum ich bereits während des Studiums immer ein halbes Jahr lang im Ausland, im Bordeaux, in Südengland, in Kalifornien etc. gewesen bin. Einfach, weil mich immer alles fasziniert hat." Später arbeitete der Winemaker neun Jahre lang bei Robert Mondavi in Kalifornien sowie in der von ihm gegründeten Importfirma in Deutschland.
Chinesischen Boden betrat Lenz Moser erstmals vor zwanzig Jahren. "Das damalige China ist dem heutigen nicht zu vergleichen, dennoch konnte man bereits damals den Spirit fühlen, dass sich hier sehr viel bewegt. Geschichte, Sprache, Menschen, Schrift, all das hat mich fasziniert. Dennoch spreche ich trotz dreimaligen Anlaufs, und obwohl ich sehr oft dort bin, bis heute kein Chinesisch. Es ist einfach zu schwer."
Für Lenz Moser ist Changyu nicht nur "die älteste und größte, mit Sicherheit auch profitabelste Weinfirma Chinas". In acht verschiedenen Betrieben produziert Changyu über 100 Millionen Flaschen Wein und generiert einen Umsatz in guten Zeiten von 500- bis 600.000 Millionen Euro. "Wir sind mit Abstand Marktführer und haben ein Top Management Team mit denselben Leuten, mit denen ich seit 20 Jahren arbeite."

Österreichische Winzerkunst in China © CCMXV
Player in der höchsten Weinliga
Nach zehn Jahren setzte das Unternehmen den Schritt in die oberste Weinliga. "Die Europäer, aber auch die Kalifornier oder die Neuseeländer produzieren für die Konsumenten, also vor allem für sich selbst. Den Chinesen ist das alles egal, sie wollen einfach Geld verdienen. Win-win ist für sie kein Deal, sie wollen immer gewinnen. Die ersten zehn Jahre habe ich, als Mann für den Europa-Export, relativ günstige chinesische Weine, hunderttausende Flaschen in Supermärkte geliefert und wir machten einen guten Gewinn. Es waren damals schon Weine im Premiumbereich, aber austauschbar, nicht solche, die für einen erfolgreichen Export auf den Weltmarkt, geeignet sind. Wir wollten, aus dem Fußball übersetzt, von der Landesliga in die Champions League aufsteigen.
So entstand die Idee eines eigenen Châteaus. Changyu und Moser – eine gute Verbindung meinten die Inhaber. "Die Partner fragten mich, ob ich das übernehmen wolle. Egal, nicht lange überlegen, einfach zustimmen, war meine Intention. Später wurde mir klar, jetzt muss ich gegen Top-Franzosen, Top-Italiener usw. antreten und die Firma, das Headquarter ist 2.500 Kilometer weit weg."

In den Kellereien des Château Changyu Moser XV lagern 2.500 Barrique-Fässer © CCMXV
Château Changyu Moser XV
2013 eröffnete in Yinchuan, in der Provinz Ningxia, am Rande der Wüste Gobi, das nach ihn benannte Château Changyu-Moser XV, im Stil eines klassischen Bordeaux-Schlosses. Mit einer hochmodernen Kellerei mit beeindruckenden 2.500 Barrique-Fässern und Abfülltechnik. Moser setzte dabei auf die Fusion von europäischer Weinbautradition und chinesischem Innovationsgeist. Dabei ist er stets auf der Suche nach Verbesserung. "Zum Beispiel steht zurzeit die Barrique-Lagerung auf dem Prüfstand. Derzeit benutzen wir kleine 225-Liter-Barriquefässer. Wir wollen allerdings nicht mehr soviel Holzeinsatz, deshalb steigen wir auf 500-Liter-Fässer um.
Die größte Herausforderung beim Winemaking war und ist allerdings das Wüstenklima auf 1.100 Meter, weil jeden Tag Entscheidungen zu treffen sind. Ein, zwei Tage Unterschied und der Wein ist ein anderer. Bewässert wird alles über den Yellow River, den drittgrößten Fluss Chinas, der im Himalaya entspringt."
China ist ein Rotweinland
China, mit 800- bis 900.000 Hektar Weinbaufläche der drittgrößte Weintrauben-Produzent (Österreich hat 44.210 Hektar), ist ein reines Rotweinland. 80 Prozent der Changyu-Weine bleiben in China. "Die Chinesen trinken alles was gesund ist, also auch Rotwein. Unsere Hauptsorte ist der Cabernet Sauvignon, zu hundert Prozent. Wir haben auch Merlot, Petit Verdot und Syrah gepflanzt, da stehen wir aber erst am Beginn. Nun produzieren wir seit 2016 auch Weißwein. Weil etwas anderes verlangt wird, speziell die Jugendlichen wollen mal was Weißes oder Rosafarbenes haben und weil wir, und das ist sehr wichtig, somit die Ersten sind."

Frucht und Eleganz - das Mantra des Château Changyu Moser XV © CCMXV
Uniqueness – der Schlüssel zum Erfolg
Vor Jahren entwickelte Moser bereits eine Produktionstechnik, um aus Weißwein Rotwein zu machen. "Champagner wird zum Großteil ebenfalls aus Rotwein produziert. Wir haben als einzige weltweit aus dem Cabernet einen Weißwein gemacht, das hat gut eingeschlagen und nachdem es in Europa funktioniert, setzen wir diese Methode nun auch in China ein."
Durch das Wüstenklima sind die Beeren so klein wie Erbsen, erklärt Lenz Maria Moser, ihre dicke Haut schützt sie vor Verdunstung. "Unser Mantra heißt Frucht und Eleganz. Das haben wir bereits in den Generationen Weine, die wir jetzt schon produzieren, umgesetzt. Und seit 2016 gehen wir den letzten Schritt und bringen diese kleine Beere zum Sprechen. Unser Slogan: 'Let the berries speak'. Das ist ein Bild, wenn die Beere spricht, weil sie so klein ist und weil sie so konzentriert ist. Da kann sich dann jeder was vorstellen."
Um die kleine Beere in die Flasche zu bringen, ist es notwendig, alle Weingärten zu zertifizieren. "Da sind wir gerade dabei, es wird noch ein paar Jahre dauern, bis alle fünf Weingärten, neben denen im Château, auch umgestellt sind. Jetzt gehen wir an die Umsetzung dieser puren Frucht in der Flasche. Immer noch mit Frucht und Eleganz, aber ohne irgendwelche Schnörkel. Wir wollen ein sehr typisches Produkt aus unserem Château anbieten, das Wiedererkennungswert hat. Nämlich nicht nur von der Etikette her, sondern auch vom Geschmacksbild. Allein der Geruch muss unverwechselbar sein. Der neue Jahrgang 2023 des Helan Mountain Range Cabernet Sauvignon Blanc de Noir zeigt uns, dass wir auch hier am richtigen Weg sind."
Bis alle Ziele erreicht sind, kann es noch etwas dauern, aber auch in puncto Zeitintervalle denkt man in China sowieso in anderen Dimensionen.
Erhältlich sind die Weine aus dem Château Changyu Moser XV bei Interspar und bei Billa Corso am Hohen Markt in Wien.
www.changyu-moser-xv.com