Gastkommentar Helmut Bernkopf
Unterstützung für Österreichs Exportwirtschaft

| Redaktion 
| 17.12.2024

Ein Gastkommentar von Helmut Bernkopf, Vorstand der OeKB Gruppe. 

In zwei Wochen geht ein Jahr zu Ende, welches von einem zunehmend herausfordernden geopolitischen und wirtschaftlichen Umfeld geprägt war. Schon länger virulente Protektionismus- und Entkoppelungstendenzen haben mit der Wahl von Donald Trump zusätzlichen Auftrieb erhalten. Seine Pläne zur Einführung von Zöllen und möglichen Auswirkungen wurden medial breit diskutiert, gegen Kanada, Mexiko und China will er solche bereits an seinem ersten Amtstag einführen.

Das alles fällt in eine Phase, in der sich die Weltwirtschaft zwar resilient zeigt, laut der aktuellen OECD-Prognose mit jeweils +3,3 Prozent in den nächsten beiden Jahren jedoch weiterhin ein nur moderates Wachstum aufweist. In der Euro-Zone, wohin über zwei Drittel der österreichischen Exporte gehen, und besonders in Deutschland, unserem mit Abstand wichtigsten Handelspartner, fällt die Prognose deutlich schwächer aus. Wachstum findet vor allem im asiatischen Raum statt.

Neben diesen geopolitischen und konjunkturellen Herausforderungen haben wir in Österreich zudem ein Kostenthema: Lohnabschlüsse, Energiepreise, Regulatorik – seit 2021 sind die Lohnstückkosten hierzulande um rund 30 Prozent gestiegen, in Italien und Deutschland hingegen nur um rund sieben Prozent bzw. 14 Prozent.

Diese internationale Konjunkturschwäche, die zu wenig breite Diversifizierung der Märkte und die rückläufige preisliche Wettbewerbsfähigkeit spiegeln sich in der aktuellen Außenhandelsstatistik wider: Während 2023 mit Warenexporten im Wert von 201 Milliarden Euro ein neuer Rekord erzielt werden konnte, gingen die Exporte von Jänner bis September 2024 im Jahresvergleich um 4,1 Prozent zurück, innerhalb der EU-27 sogar um -5,9 Prozent. Im Handel mit den zehn bedeutendsten Exportpartnern zeigten lediglich zwei Länder Zunahmen: die USA (+14,0 Prozent) und China (+7,3 Prozent) – womit wir wieder bei Trumps Plänen für Zölle angelangt sind.

Österreichs Exportunternehmen verfügen über hervorragendes Know-how und die entsprechenden Produkte und Technologien, um von den großen globalen Trends zu profitieren: der voranschreitende Umwelt- und Klimaschutzschutz, die Industrie-Modernisierung, Urbanisierung oder auch der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur bieten weltweit hervorragende Chancen und immense Potenziale.

Die Exportwirtschaft ist das Rückgrat unserer Volkswirtschaft, die Exporte entsprechen mehr als 50 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung. Dieses Erfolgsmodell ist gefährdet. Die neue Bundesregierung und die EU-Kommission sind dringend gefordert, die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zu verbessern und nachhaltig zu stärken. In Österreich muss es beispielsweise gelingen, die Lohnnebenkosten zu reduzieren und den Ausbau von Erneuerbaren Energien und der Netze schneller voranzutreiben. Auf europäischer Ebene müssen wir die Integration des Binnenmarktes konsequent vorantreiben und alles daransetzen, den multilateralen Handel und die globale Zusammenarbeit sowie die Autorität der WTO zu verteidigen. Die Politik scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben – jetzt müssen Taten folgen.

www.oekb.at


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