Während es im Vorjahr beim Auftakt zur Herbstlohnrunde bereits bei den Metallern ordentlich krachte, fallen die Lohnverhandlungen heuer deutlich entspannter aus. Die Metaller haben sich bereits im Vorjahr auf einen zweijährigen Abschluss verständigt (heuer macht das Plus 4,8 Prozent aus) und auch beim Handel zeigt man sich in diesem Jahr schon nach einer Runde zuversichtlich, rasch(er) einen Abschluss erzielen zu können. Im Vorjahr kam es sogar im wichtigen Weihnachtsgeschäft zu Streiks. Die gemäßigte Stimmung hängt sicher auch mit dem deutlichen Rückgang der Inflation sowie der angespannten wirtschaftlichen Lage zusammen. Dadurch halten sich die Forderungen der Gewerkschaften in Grenzen.
Gehaltsprognose 2025
Abseits der Lohnverhandlungen gibt es Studien, die Aufschluss über die künftige Gehaltsentwicklung geben sollen. Eine von diesen, die hierzulande Jahr für Jahr auf große Beachtung stößt, wurde nun von Kienbaum Wien veröffentlicht. Die Ergebnisse der Gehaltsentwicklungsprognose für das Jahr 2025 basieren laut dem Beratungsunternehmen auf den Angaben von 1.258 Unternehmen, die im Zeitraum vom 26. August bis zum 23. September 2024 befragt wurden. Die Daten zeigen eine leichte Verlangsamung der Gehaltsdynamik in Österreich, während der Druck auf die Gehälter nach wie vor spürbar bleibt. Mit einer prognostizierten Gehaltssteigerung von durchschnittlich 4,2 Prozent sei ein Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren zu verzeichnen. Die Kollektivverträge und der Fachkräftemangel bleiben dominante Faktoren, die die Gehaltsentwicklung auch weiterhin prägen, so die Kienbaum-Expert:innen.
Moderate Gehaltssteigerung und stabiler Reallohnzuwachs
Nach den überdurchschnittlichen Gehaltserhöhungen der letzten Jahre zeigen die Ergebnisse der Kienbaum-Prognose eine Verlangsamung. Die durchschnittliche Gehaltserhöhung in Österreich wird für 2025 auf 4,2 Prozent geschätzt, nach 6,5 Prozent im Vorjahr.
Trotz der moderateren Gehaltserhöhungen können Arbeitnehmende in Österreich auch 2025 mit einem Reallohnzuwachs rechnen. Die Prognosen zeigen, dass der Reallohn um 1,3 Prozent steigen wird. Dies bedeutet, dass die Gehaltsanpassungen weiterhin über der Inflationsrate liegen und zu einem realen Einkommenszuwachs führen.
Weitere Einflussfaktoren
Wie hoch das Plus ausfällt, hängt der Prognose zufolge auch von der Unternehmensgröße und der Branche ab.
© Kienbaum Wien
Leichte Entspannung am Arbeitsmarkt
Eine positive Entwicklung zeigt sich in der Entspannung des Arbeitsmarktes: 51 Prozent der befragten Unternehmen berichten, dass es ihnen im Jahr 2024 leichter fällt, offene Stellen zu besetzen. Trotz dieser Verbesserung bleiben die Gehaltsforderungen der Bewerbenden hoch. Nur neun Prozent der Unternehmen berichten von sinkenden Gehaltserwartungen, was den anhaltenden Druck auf die Gehälter unterstreicht. Dabei seien die wesentlichsten Treiber der Gehaltsentwicklung die Kollektivverträge und der Fachkräftemangel.
Die globale Perspektive
Die Inflation als Treiber schwächt auch international ab, weshalb in vielen Ländern eine Rückkehr zu moderaten Gehaltssteigerungen erwartet wird. In Deutschland wird eine durchschnittliche Gehaltssteigerung von 3,8 Prozent, bei einer Inflationsprognose 2025 von 2,2 Prozent erwartet. Eine durchschnittliche Gehaltsentwicklung von 1,6 Prozent bei einer prognostizierten Inflation von 1,4 Prozent würde zu einem minimalen Reallohnwachstum von 0,2 Prozent in der Schweiz führen. © Kienbaum Wien
Die Studie zeigt auch Einblicke in die anderen Nachbarländer Österreichs. In der Slowakei wird eine Gehaltssteigerung von 5,5 Prozent erwartet, während die Tschechische Republik eine Gehaltsentwicklung von 4,8 Prozent prognostiziert. In Slowenien wird eine Zunahme von 4,6 Prozent erwartet, und Ungarn verzeichnet mit 6,9 Prozent das stärkste Wachstum in der Region, während Italien das geringste Wachstum mit 2,9 Prozent aufweist.
International betrachtet verzeichnen die USA und Spanien vergleichbare durchschnittliche Entwicklungen von 3,3 bzw. 3,4 Prozent, bei Inflationserwartungen von 2,2 Prozent und 2,3 Prozent. In Japan wiederum wird eine reale Gehaltsentwicklung von 1,1 Prozent bei einer durchschnittlichen Gehaltsentwicklung von 3,1 Prozent erwartet.
Ausblick
Trotz der leichten Entspannung am Arbeitsmarkt, bleibe der Druck auf die Gehälter hoch. "Die Gehaltssteigerungen gehen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück. Die angespannte gesamtwirtschaftliche Lage und die Kollektivvertragsabschlüsse setzen die Unternehmen weiter unter Druck. Die knappen Budgets gilt es sinnvoll einzusetzen", erklärt David Jaksch, Manager Compensation & Performance Management bei Kienbaum.
www.international.kienbaum.com
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