Video-Interview mit Hartwig Löger
"Ich möchte meine Erfahrung als Minister nicht missen, suche sie aber nicht noch einmal"

Im LEADERSNET.tv-Interview spricht Hartwig Löger, Vorstandsvorsitzender der Vienna Insurance Group, u.a. über die Bedeutung des "S" beim Thema ESG, Nachhaltigkeit und die Diversität im international tätigem Unternehmen. Zudem verrät der Ex-Finanzminister, dass er nicht mehr in die Politik zurück will und wieso die bevorstehende Nationalratswahl sein "Moment der Wahrheit" ist.

Neben Wirtschaftsminister Martin Kocher und dem steirischen Landeshauptmann Christopher Drexler bat Opinion Leaders Network CEO Paul Leitenmüller im Rahmen des Forum Alpbach 2024 auch Hartwig Löger zum LEADERSNET.tv-Einzelinterview. Im Wirtschaftstalk mit dem Vorstandsvorsitzenden der Vienna Insurance Group (VIG) ging es u.a. über das diesjährige Hauptthema des Forums, ESG, die Wahlen und Nachhaltigkeit. 

LEADERSNET.tv: Sehr geehrter Herr Löger, heuer lautet das Thema des Wirtschaftstreffens "The moment of Truth". Was ist denn Ihr persönlicher Moment der Wahrheit?

Hartwig Löger: Der Moment der Wahrheit hier in Alpbach bezieht sich auf Europa. Die Europawahlen sind bereits geschlagen. Der Moment der Wahrheit in Österreich kommt erst mit der Wahl im Herbst. Für mich persönlich bedeutet das in diesem Bereich, dass es nach der Wahl notwendig sein wird, die richtigen Schritte für die Zukunft zu setzen. Das hängt wiederum sehr stark von den Konstellationen, die sich nach der Wahl bilden werden, ab.

LEADERSNET.tv: Crif, LEADERSNET, der Handelsverband und Telemark Marketing haben in Alpbach eine große Studie zum Thema "Wie Nachhaltigkeits-fit ist Österreichs Wirtschaft?" vorgestellt. Dabei wurden immerhin rund 450 Top Manager:innen befragt. Ein Ergebnis ist, dass bei den ESG Themen - Environmental, Social und Governance – nur vier Prozent der österreichischen Manager:innen auf das "S" setzen. Die meisten glauben, dass ESG vor allem Stromsparen ist. Wie sehen Sie das?

Löger: In der Vienna Insurance Group haben wir im Rahmen unseres ESG-Programms einen klaren Schwerpunkt gesetzt. Dieser liegt auf dem "S", also dem sozialen Element. Klar ist, dass wir alle gefordert sind. Denn mittlerweile sehen wir fast jeden Tag, dass die Klimakrise wirkt. Ökologische Momente und Zielsetzungen sind erforderlich, aber das Soziale ist der Aspekt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Und gerade in dem Bereich wollen wir als Gruppe in Zentral- und Osteuropa Vorbild werden.

LEADERSNET.tv: Man sagt ja, diverse Mannschaften, egal, wie man die zusammenstellt, sind wesentlich effektiver. Ist das bei der VIG bereits so?

Löger: In der VIG sind wir in 30 Ländern aktiv, das heißt sozusagen 30 Nationen sowie unterschiedlichste Persönlichkeiten und Mentalitäten in diesen Ländern. Diese Vielfalt ist einzigartig und ist auch ein Mehrwert für unsere Gruppe. Und ich denke, das sollte in allen Bereichen so sein.

LEADERSNET.tv: Wir leben in einer Zeit, in der kein Stein auf dem anderen bleibt. Von Digitalisierung bis zu Klimawandel - viele wirklich eruptive Veränderungen stehen vor der Tür. Wie bereitet man sich bei so einem internationalen Konzern auf diese neuen Herausforderungen vor?

Löger: Also für uns war es wichtig, dass wir von Beginn an alles nach dem "Bottom-up"-Ansatz entwickelt haben. Das heißt, wir haben alle unsere Länder und auch die CEOs eingeladen, an einem Nachhaltigkeitsprogramm mitzuarbeiten. Bei der VIG entwickeln wir das nicht "top-down" aus einer Konzernidee heraus, sondern nehmen die Breite in die Wirkung und das funktioniert sehr gut.

LEADERSNET.tv: Hier in Alpbach trifft man quasi die halbe Regierung. Sie waren ja einst selbst in der Regierung. Darf ich Sie trotzdem fragen, ob Sie ein bisschen froh sind, jetzt nicht vor einer Wahl zu stehen?

Löger: Also ich sage es immer wieder – ich möchte die Erfahrung nicht missen, die ich machen durfte als Minister, aber ich suche sie nicht noch einmal.

LEADERSNET.tv: Die VIG ist auch Partner vom Forum Alpbach. Was macht ihr als Gruppe hier genau?

Löger: Wir sind seit vielen Jahren Sponsor und wir nutzen auch die Gelegenheit, immer wieder Stipendien zu vergeben und zu unterstützen. Dieses Jahr war für mich besonders spannend und interessant, weil ich auch ein Frühstück mit unseren fünf Stipendiat:innen hatte. Das war unglaublich erfrischend, belebend und eine extrem positive Perspektive für alle.

LEADERSNET.tv: Dürfen wir uns auf die Zukunft freuen oder müssen wir diese mit großem Respekt erwarten? Wie sehen Sie das?

Löger: Also ich denke, die Zukunft ist immer etwas, das mit positiver Perspektive zu versehen ist. Und Herausforderungen sind dazu da, um sie zu meistern.

Das gesamte Interview mit Martin Kocher sehen Sie im LEADERSNET.tv-Video.

www.group.vig

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