Die ÖBB haben sich trotz Energiekrise, hoher Inflation und Wirtschaftsabschwung im Geschäftsjahr 2023 wirtschaftlich gut behaupten können. Das zeigen die Ergebnisse, die am Freitagvormittag von CEO Andreas Matthä und CFO Manuela Waldner, vorgestellt wurden. Peter Thier, Leitung Konzernkommunikation & Marke, führte durch die Pressekonferenz.
Positive Fahrgastentwicklung
Hauptverantwortlich dafür ist die positive Fahrgastentwicklung: Knapp 494 Millionen Menschen sind im vergangenen Jahr mit dem Zug bzw. mit dem Bus gefahren, 10,5 Prozent mehr als 2022 und mehr als je zuvor. Insgesamt konnte der ÖBB Konzern im Jahr 2023 ein solides Plus erwirtschaften. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) beträgt 111,6 Millionen Euro und liegt um 42,2 Prozent unter 2022 (193,2 Millionen Euro), wobei das Ergebnis aufgrund eines Sondereffekts im Jahr 2022 schwer vergleichbar ist.
Außerdem sind alle Teilkonzerne 2023 im Plus gelandet: Der ÖBB Personenverkehr hat mit 109,1 Millionen Euro abgeschlossen (2022: 158,2 Millionen Euro), die ÖBB Rail Cargo Group mit 13 Millionen Euro (2022: 7,3 Millionen Euro) und die ÖBB Infrastruktur mit 7,7 Millionen Euro (2022: -15,7 Millionen Euro.). Während der Personenverkehr einen Rekordwert bei den Fahrgastzahlen verzeichnen konnte, hat sich der Güterverkehr mit 26,1 Milliarden Nettotonnenkilometer Transportleistung hingegen im rezessiven Industrieumfeld rückläufig (-8,4 Prozent) entwickelt. Die Betriebsleistung im Netz der ÖBB Infra unterstreicht diese Entwicklungen: Die zurückgelegten Zugkilometer sind im Vergleich zum Vorjahr nur um 1,3 Prozent auf 165,9 Millionen (2022: 163,8 Millionen) gestiegen, womit aber auch hier ein neuer Rekordwert erreicht wurde.
"Es ist uns gelungen, trotz der wirtschaftlich herausfordernden Situation ein stabiles Plus zu erarbeiten. Das verdanken wir nicht zuletzt unseren Fahrgästen. In Österreich sind noch nie so viele Menschen mit der Bahn und dem Bus gefahren. Ich freue mich sehr über diesen Zustrom und Zuspruch", sagt ÖBB CEO Andreas Matthä.
"Es ist sehr erfreulich, dass alle Teilkonzerne trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen positiv abgeschlossen haben. Der Wirtschaftsabschwung und die hohen Strompreise haben den Güterverkehr allerdings belastet. Wir investieren in intermodale Angebote, um die Verlagerung auf die Schiene attraktiver zu machen", ergänzt ÖBB CFO Manuela Waldner.
Fahrgastboom mit negativer Auswirkung
Zwar zeigte sich die Fahrgastentwicklung erfreulich, jedoch litt die Pünktlichkeit unter den steigenden Passagierzahlen. Sie lag 2023 bei 95 Prozent im Gesamtsystem (2022: 95,5 Prozent). Im Nahverkehr lag die Pünktlichkeit bei 95,7 Prozent (2022: 96,1 Prozent) und im Fernverkehr bei 80,3 Prozent (2022: 81,4 Prozent).
Schwieriges wirtschaftliches Umfeld
Auch der Schienengüterverkehr war 2023 von den massiv steigenden Energiepreisen, der industriellen Rezession und der damit zurückgehenden Liefermengen konfrontiert: Trotz dieses herausfordernden Marktumfelds ist der Umsatz bei rund 1,907 Milliarden Euro (2022: 1,943 Milliarden Euro) stabil geblieben. Die Nettotonnenkilometer sind von 28,5 auf 26,1 Milliarden gesunken.
Investitionen in Infrastruktur und Züge
Der Konzern investierte 2023 4,5 Milliarden Euro (2022: 3,9 Milliarden Euro) in die Bahninfrastruktur und in die Modernisierung und den Ausbau ihrer Flotte. Das waren im Bereich Schieneninfrastruktur u.a. der Ausbau der Süd- und Weststrecke, die weitere Elektrifizierung von Regionalbahnen und die Modernisierung und Errichtung von Bahnhöfen und Park&Ride-Anlagen. Die größten Infrastruktur Projekte bleiben der Semmering Basistunnel, die Koralmbahn und der Brenner Basistunnel. Investitionen in Kraftwerke und Photovoltaikanlagen lagen ebenfalls im Fokus.
672 mehr Mitarbeiter:innen
Per 31. Dezember 2023 waren konzernweit im In- und Ausland 45.041 (2022: 44.369) aktive Mitarbeiter:innen beschäftigt. Das ist ein Anstieg von 672 Mitarbeiter:innen. Wie alle Unternehmen kämpfen derzeit auch die ÖBB mit einem Fachkräftemangel. Als neue Gegenmaßnahme wird nun in Wien Mitte "The Mall" ein neues Recruiting-Center, der ÖBB Job Shop, eröffnet. Dort sollen sich Interessierte über die rund 130 verschiedenen Berufe informieren können. LEADERSNET wollte im Rahmen der Bilanzpräsentation wissen, wie es mit den Öffnungszeiten und der Mitarbeiteranzahl aussieht. Andreas Matthä antwortete: "Im Normalfall sind zwei Kolleg:innen vor Ort. Bei den Öffnungszeiten konzentrieren wir uns von Montag bis Donnerstag auf den Nachmittag, damit man sich nach getaner Arbeit informieren kann. Montag und Donnerstag ist auch am Vormittag geöffnet, am Freitag von 10 bis 14 Uhr." Die genauen Öffnungszeiten finden Sie hier.
Für 2024 sucht der Konzern weitere 3.500 Mitarbeiter:innen, um den laufenden Generationswandel zu stemmen.
Ausblick
Die Planung für 2024 sei von den Auswirkungen der geopolitischen Krisen und dem daraus resultierenden inflationären und rezessiven Umfeld geprägt. "Wir rechnen damit, dass der 'Bahnboom' auch 2024 weiter anhält. Wir wollen die ÖBB der steigenden Nachfrage entsprechend ausbauen und wachsen. Wachstumfelder bieten der Mikro-Verkehr oder Software-Lösungen, aber auch der Güter- und Nahverkehr im Ausland", sagt Matthä abschließend.
LEADERSNET war bei der Pressekonferenz. Einen Eindruck können Sie sich hier machen.
www.oebb.at
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