Gleich zum Wochenstart wurde es spannend am Handelsgericht Wien. Am Montag fanden nämlich die Sanierungsplantagsatzungen der insolventen Signa-Gescellschaften Prime Selection und Development Selection statt. Dabei handelt es sich um die wichtigsten Töchter des von René Benko gegründeten Unternehmens. Mit besonderer Spannung wurde erwartet, wie die Gläubiger:innen der Signa Prime Selection abstimmen. Denn in dieser Gesellschaft befinden sich die prestigeträchtigsten Immobilien der Gruppe.
Sanierungsplan der Prime abgesegnet
Zunächst wurden die Gläubiger:innen von der mit der Sanierung der Signa Prime Selection beauftragten Kanzlei Abel Rechtsanwälte über die aktulle Fakentlage informiert. Demnach haben bis 18. März 475 Gläubiger:innen in Summe rund 12,8 Milliarden Euro angemeldet, davon 6,2 Milliarden Euro bedingt. Derzeit seien rund 5,9 Milliarden Euro anerkannt. Der vorgelegte Sanierungsplan beinhaltet eine Quote von 30 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren.
In der anschließenden Abstimmung wurden sowohl die Kopf- als auch die Kapitalmehrheit erreicht und der Treuhandsanierungsplan somit von den Gläubiger:innen angenommen. Damit steht fest, dass die prestigeträchtigsten Immobilien der Signa-Gruppe verkauft werden. Dazu zählen u.a. das Goldene Quartier oder das Hotel Park Hyatt in Wien. Den Gläubiger:innen werde damit das gesamte verwertbare Vermögen zur Befriedigung ihrer Forderungen zur Verfügung gestellt und nach rechtskräftiger Bestätigung des Sanierungsplanes der Abel Rechtsanwälte als Treuhänderin übergeben.
Sollte sich im Rahmen der Treuhandschaft herausstellen, dass die Verwertungserlöse die Sanierungsplanquote übersteigen, wird der Mehrerlös in Form einer sogenannte "Superquote" an die Gläubiger:innen verteilt. Laut KSV1870 bleibe abzuwarten, ob die angebotene Sanierungsplanquote im Rahmen der Treuhandschaft nach Verwertung sämtlichen Vermögens tatsächlich erzielt werden kann.
"Es besteht für die Gläubiger aber auch die Möglichkeit, eine Quote über 30% zu erhalten. Ob dies tatsächlich eintreffen wird, hängt in erster Linie von der Entwicklung des Immobilienmarktes in den nächsten Jahren ab. Mit der Annahme des Sanierungsplans ist jedenfalls der Grundstein für eine erfolgreiche Entschuldung gelegt", so Karl-Heinz Götze, Leiter Insolvenz vom KSV1870 in einer Stellungnahme.
Der Sanierungsplan soll nach Erfüllung der vereinbarten Bedingungen zeitnah gerichtlich bestätigt und rechtswirksam werden. Die Signa Prime Selection AG beabsichtigt den Angaben vom Montag zufolge die Bestätigungsvoraussetzungen bis Ende April 2024 zu erfüllen. In diesem Zusammenhang soll auch die außerordentliche Hauptversammlung am 10. April 2024 noch befasst werden.
Signa Development
Wie bei der Prime hat auch die Mehrheit der Gläubigerversammlung der Signa Development Selection AG dem Treuhand-Sanierungsplan am Montag zugestimmt. Damit wird die vollständige Verwertung der Vermögenswerte ebenfalls an eine Treuhänderin übergeben.
"In den letzten drei Monaten konnte ich Signa als eine internationale, höchst professionelle Immobilienunternehmung mit sehr kompetenten Mitarbeiter:innen kennenlernen. Etwas Vergleichbares gibt es in Österreich nicht. Heute ist die Situation klar, die Signa Prime Selection AG hat ihr Vermögen an eine Treuhänderin übertragen und wird mit dieser versuchen, für die Gläubiger:innen die bestmögliche Befriedigung zu erreichen. Auch werden die Organe der Gesellschaft, Management und Aufsichtsrat neu bestellt. Besonderer Dank gilt natürlich dem gesamten Team, ohne das wir das nicht erreichen hätten können", so Erhard F. Grossnigg, Sprecher des Vorstandes der Signa Prime Selection AG. Die außerordentliche Hauptversammlung werde laut ihm auch über die Besetzung des Aufsichtsrates entscheiden.
Der zur Abstimmung gelangende Sanierungsplan beinhaltet auch hier eine Quote von 30 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren. Zusätzlich wurde der zur Treuhänderin bestellten Andrea Fruhstorfer, de facto das gesamte Vermögen zur Verwertung übergeben. Sollte sich im Rahmen der Treuhandschaft herausstellen, dass die Verwertungserlöse die Sanierungsplanquote übersteigen, wird der Mehrerlös auch bei der Sign Development in Form einer "Superquote" an die Gläubiger:innen verteilt. Dem Kreditschutzverband zufolge bleibe es auch hier abzuwarten, ob die angebotene Sanierungsplanquote im Rahmen der Treuhandschaft nach Verwertung sämtlichen Vermögens tatsächlich erzielt werden kann.
"Es besteht für die Gläubiger aber auch die Möglichkeit, eine Quote über 30 Prozent zu erhalten. Ob dies tatsächlich eintreffen wird, hängt in erster Linie von der Entwicklung des Immobilienmarktes in den nächsten Jahren ab. Als erster Schritt ist es gelungen mit Hilfe eines gewährten Massekredits notwendige Stabilisierungsmaßnahmen bei einzelnen Projektgesellschaften durchzuführen. Mit der Annahme des Sanierungsplans ist jedenfalls der erste Schritt für eine erfolgreiche Entschuldung gesetzt", so Karl-Heinz Götze.
Der Sanierungsplan muss vom Handelsgericht Wien noch bestätigt werden. Dafür ist eine Frist bis 30. Juni 2024 vorgesehen.
www.ksv.at
www.abel-legal.at
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