Geht es nach den Expert:innen des größten heimischen Maler:innen-Verbundes dürfte 2024 ein gutes Jahr für Immobilienkäufer:innen werden. Sinkende Kaufpreise und ein großes Angebot bei gebrauchten Immobilien sowie steigende Einkommen würden den Markt für potenzielle Käufer:innen wieder attraktiver machen, hieß es am 31. Jänner. Diese Einschätzung lasse sich auch an konkreten Zahlen festmachen. Raiffeisen Immobilien (RI), der laut eigenen Angaben größte heimische Makler:innen-Verbund, konnte den Kund:innen im Dezember 2023 rund 3.100 Objekte anbieten, was einer Steigerung von 43 Prozent zu Dezember 2022 entspreche.
Aufholbedarf bei Eigentum
"Wir sehen aktuell einen klaren Käufermarkt. Die Preise für Gebrauchtimmobilien sind in vielen Regionen gesunken. Erstmals seit Jahren sind wieder deutlich mehr Objekte am Markt. Vor allem bei Zweitimmobilien stellen wir fest, dass aufgrund der höheren Energie- und Betriebskosten Leerstände vermieden werden und Objekte in den Verkauf kommen. Mehr Auswahl heißt für unsere Kund:innen höhere Chancen auf schöne Objekte. Diese sollten aber möglichst zeitnah genutzt werden. Wer etwas Passendes gefunden hat sollte zugreifen. Auf sinkende Preise zu hoffen, macht wenig Sinn, denn die Preise werden bestimmt nicht ins Bodenlose fallen", analysiert der Sprecher von RI Österreich, Peter Weinberger.
Sein Kollege Peter Mayr ergänzt: "Infolge der Finanzierungsklemme weichen viele Kauf-Interessent:innen auf Mietobjekte aus. 2024 wird der Mietmarkt daher weiter unter Druck kommen und Mieten generell steigen. Ein Grund mehr, alles daran zu setzen, die Schaffung von Immobilieneigentum für die Bevölkerung zu erleichtern. Österreich hat beim Eigentumsanteil im EU-Vergleich noch starken Aufholbedarf".
Raiffeisen Immobilien versandte im vergangenen Jahr laut eigenen Angaben insgesamt rund 117.000 Angebote, 5.300 Transaktionen seien erfolgreich abgeschlossen worden. Im Schnitt können Kund:innen dem Makler:innen Verbund zufolge aus monatlich ca. 3.000 Immobilien wählen, deutlich mehr als noch in den Vorjahren, so RI.
Konsolidierung am Wohnimmobilienmarkt
Weiters wurde am Mittwoch mitgeteilt, dass Raiffeisen Research eine Konsolidierung am österreichischen Wohnimmobilienmarkt beobachten. "Nach fast eineinhalb Jahren Zinswende und regulatorischer Zeitenwende kann ein Wetterumschwung, aber kein preisliches Gewitter festgestellt werden", sagt Matthias Reith, Senior Ökonom für den österreichischen Wohnimmobilienmarkt bei Raiffeisen Research. Nach einem ersten und durchaus prononcierten Preisrutsch Ende 2022 habe sich die Preiskorrektur 2023 deutlich verlangsamt, in den ersten drei Quartalen des Jahres sanken die Immobilienpreise österreichweit insgesamt lediglich um ein Prozent. Die Finanzierungsklemme infolge der KIM Verordnung (strengere Kreditvergaberichtlinien) hätte jedoch zu einem deutlichen Nachfragerückgang geführt: In den ersten drei Quartalen 2023 wechselten demnach fast 30 Prozent weniger Wohnimmobilien den Besitzer als 2022.
Etwas stärkere Preiskorrektur erwartet
Auch im laufenden Jahr rechnet RI bei Wohnimmobilien mit moderaten Preisrückgängen. 2023 sanken die Preise im Österreich-Schnitt um rund zwei Prozent. 2024 könnte die Korrektur deutlicher ausfallen, ein Preissturz sei aber auch heuer nicht zu erwarten. Wohnimmobilien werden den Experten zufolge also wohl nicht billiger werden als vor der Pandemie, denn in den Jahren zwischen 2019 und 2022 legten die Preise in Summe um rund 25 Prozent zu. Zudem gebe es starke regionale Unterschiede. So zeigten sich 2023 beispielsweise in Salzburg noch Preissteigerungen, während Wien und das Burgenland rückläufig waren und in anderen Bundesländern, wie etwa Niederösterreich oder Kärnten, die Preise stagnierten, teilte RI mit.
Preisrückgänge seien vor allem bei gebrauchten Immobilien zu erwarten. Anders im Neubau-Segment: Angesicht reduzierter Bauleistung, steigender Löhne und weiterhin hoher Materialkosten sei eine Entspannung kurz- und mittelfristig wenig wahrscheinlich. Die Neubaupreise dürften daher auch 2024 stagnieren oder sogar leicht zulegen.
Steigende Einkommen verbessern Leistbarkeit
Zum Thema Leistbarkeit würde sich laut Raiffeisen Research ein Hoffnungsschimmer abzeichnen: "In Zukunft sollten weniger die nur leicht sinkenden Zinsen, und auch nicht die - im Vergleich mit den Preiszuwächsen während der Pandemie nur moderaten - Preisrückgänge die Leistbarkeit von Immobilien verbessern. Vielmehr sind es die steigenden Einkommen: Die nominalen Haushaltseinkommen dürften 2023, 2024 und 2025 in Summe um 21 Prozent ansteigen. Die gestiegene Zinsbelastung ist dadurch leichter zu schultern", so Reith abschließend.
www.raiffeisen-immobilien.at
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