Jaguar hat den I-Pace überarbeitet und schickt ihn nun als "Modelljahr 2024" ins Rennen um die Käufergunst. Die Neuerungen betreffen eher die Kosmetik, an der Basistechnik des 4,68 Meter langen Elektro-Crossovers ändert sich nichts. Auch am Produktionsstandort halten die Briten fest. Und diesbezüglich kann die "leise Raubkatze" in Österreich besonders punkten, schließlich wird der I-Pace von Magna in Graz gefertigt. LEADERSNET konnte die Faceliftvariante testen.
Design und Interieur
Jene Neuerung, an der die aufgefrischte Version am einfachsten erkennbar ist, findet sich an der Front. Hier ist der "Grill" nun geschlossen, während bisher ein klassisches Rautenmuster zum Einsatz kam. Die Farbe der neuen Verkleidung ist in mattem Atlasgrau gehalten, was auch für die vertikalen Blenden gilt. Zudem sind die Chromakzente nun geschwärzt, Leisten an der Front und den Türen sowie der Heckdiffusor werden in Wagenfarbe lackiert. Wer will, kann sich das Panoramadach nun in einer Kontrastlackierung bestellen. Diese Option war am Testwagen nicht an Bord. Dafür verfügte er über die R-Dynamic Ausstattung, welche die Sportlichkeit noch weiter betont. Gleiches gilt für die ebenfalls neu verfügbaren, diamantgedrehten 22-Zöller.
Der Innenraum wurde bereits im Jahr 2021 stark überarbeitet, weshalb sich bei der jetzigen Aktualisierung nicht allzu viel geändert hat. Im I-Pace geht es nach wie vor äußerst stilvoll und luxuriös zu. Wer kleine Kinder hat, sollte sich zwar besser nicht für das weiße Leder des Testwagens entscheiden, optisch macht es aber ordentlich was her. Auch die Verarbeitung und die verwendeten Materialien sind der Preisklasse angemessen. Dreh- und Angelpunkt ist das Infotainmentsystem namens "Pivi Pro", das nun auch aktiv dabei hilft, die optimale Ladestation zu finden - inklusive Verfügbarkeit, Preis und Dauer. Im Test hat die Routenplanung inklusive vorgeschlagenen Ladepunkten sehr gut geklappt. Apple CarPlay und Android Auto lassen sich kabellos nutzen, als vorinstallierte Sprachsteuerung kommt Amazons Alexa zum Einsatz. Ein weiteres praktisches Feature ist das what3words-Navi. Bei der Spracheingabe hat Jaguar jedenfalls ordentlich nachgelegt. Im Test kam sie der aktuellen Benchmark, dem MBUX-System von Mercedes, sehr nahe. Die Befehle werden selbst bei frei gewählter Formulierung sehr gut verstanden und zudem äußerst flott und zuverlässig umgesetzt. Wer einen Spotify-Account nutzt, darf sich ebenfalls freuen - der Streamingdienst ist nun direkt ins Infotainment integriert. Dank Over the Air (OTA)-Updates bleibt das System auch immer auf dem neuesten Stand, ohne dass man dafür die Werkstätte seines Vertrauens aufsuchen müsste.
Leistung, Fahren und Reichweite
An den Fahrleistungen ändert sich bei der Faceliftversion nichts. Hier bestand beim I-Pace aber auch wenig Nachholbedarf. Mit seinen 294 kW (400 PS), die aus zwei Elektromotoren - je einer pro Achse - generiert werden, sprintet der Allradstromer von null auf 100 km/h in flotten 4,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 200 km/h abgeregelt. Dank einem maximalen Drehmoment von 696 Newtonmeter gelingen die Beschleunigung oder Überholmanöver mit einer Leichtigkeit und Gelassenheit, wie man sie nur von potenten Elektroautos kennt. Aufgrund der im Innenraum vorherrschenden Stille, die neben dem Antriebskonzept auch der hervorragenden Dämmung geschuldet ist, wirkt das Ganze fast schon etwas surreal. Der immerhin 2,2 Tonnen schwere Jaguar rollt trotz seiner großen Räder äußerst komfortabel über die Straßen. Lediglich kurze Stöße werden etwas uncharmant in den Innenraum übertragen. Trotz der komfortablen Grundabstimmung lässt sich der I-Pace durchaus behände durch Kurven scheuchen. Hier kommt ihm der niedrige Schwerpunkt aufgrund der weit unten installierten Batterie zugute. Im Sportmodus haltet sich die Seitenneigung stark in Grenzen. Passend dazu gibt es eine direkte Lenkung und ordentlich zupackende Bremsen. Alles in allem ist das Fahrverhalten vollkommen Narrensicher und macht durchaus Laune.
Für Käufer:innen von E-Autos spielt die Reichweite eine große Rolle. Laut WLTP-Norm schafft der Brite mit seinem 90,7-kWh-Akku (84,7 kWh netto) und einem Normverbrauch von 22,0 kWh auf 100 km eine Reichweite von bis zu 470 Kilometern. Das haben wir im Test nicht ganz geschafft. Gefahren sind wir von Wien ins westliche Oberösterreich und hatten einen guten Mix aus Stadt-, Autobahn- und Landstraßenverkehr. Der Verbrauch pendelte sich bei rund 24 kw/h ein, was einer realistischen Reichweite von 370 bis 400 km entspricht. Wie bei allen E-Autos hängt diese aber auch stark von der Außentemperatur und der jeweiligen Fahrweise ab. Positiv aufgefallen sind die starke Rekuperationsleistung und der technische Feinschliff beim Aufladen. Dank Vorkonditionierung während des Ladevorgangs, hält die Batterie die optimale Temperatur, was den Ladevorgang verkürzt. Bei der Ladeleistung kennt man dem I-Pace sein Alter jedoch mittlerweile etwas an. An der Wallbox zapft er Strom mit maximal 11 kW und braucht für eine komplette Aufladung rund 8,5 Stunden. In dieser Klasse sind mittlerweile 22 kW Standard. Noch enttäuschender ist das Schnellladen, das nur mit einer Ladeleistung von bis zu 100 kW funktioniert. Hier sind mittlerweile viele Kompaktwagen schneller und die Klassenbesten schaffen deutlich mehr als 200 kW, was sich vor allem auf Langstrecken beim I-Pace mit deutlich längeren Zwischenstopps bemerkbar macht.
Platzangebot
Jaguar hat den I-Pace von Anfang an als reines E-Auto konzipiert und dafür eine eigene Plattform entwickelt. Diese macht sich beim Raumangebot positiv bemerkbar. Mit einer Länge von 4,68 Meter ist der Stromer deutlich kürzer als Konkurrenten wie BMW iX, Mercedes EQC und EQE oder Audi Q8 e-tron. Davon merkt man im Innenraum so gut wie nichts. Vorne herrschen auf den großen, bequemen Sitzen ohnehin fürstliche Platzverhältnisse vor. Aber auch im Fond kommen zwei Großgewachsene problemlos unter. Auch weil man hier die Füße im Gegensatz zu vielen anderen Elektroautos problemlos unter die Vordersitze bringt. Knie- und Kopffreiheit sind für Personen mit einer Größe von 1,90 Metern ebenfalls ausreichend. Lediglich die Füße müssen etwas stärker angewinkelt werden, was dem Akku im Unterboden geschuldet ist. Der Kofferraum fasst laut Jaguar sehr ordentliche 656 bis 1453 Liter. Ebenfalls positiv: Unter der Fronthaube befindet sich zusätzlich ein Gepäckfach ("Frunk") mit 27 Litern, in dem man das Ladekabel ideal verstauen kann.
Preis und Fazit
Mit dem Facelift hat Jaguar die Angebotspalette ausgedünnt. Das günstigere S-Einstiegsmodell für zuletzt gut 76.000 Euro ist nicht mehr verfügbar. Los geht es nun mit dem I‑Pace R‑Dynamic SE für 93.126 Euro. Wer also auf der Suche nach einem Elektro-SUV im Premiumsegment ist, muss nicht unbedingt zu den etablierten deutschen Herstellern greifen. Der Jaguar ist routiniert gefertigt, bietet viel Liebe zum Detail, spielt bei den Fahrleistungen im guten Mittelfeld mit, verfügt über ein modernes Infotainment und punktet hierzulande zudem mit seiner Produktionsstätte in Graz. Die reale Reichweite ist nicht herausragend, fällt gegenüber den direkten Konkurrenten aber auch nicht gravierend ab. Nachholbedarf gibt es jedoch bei der Ladeleistung. Ansonsten kann man am I-Pace kaum etwas kritisieren - leisten muss man ihn sich halt können.
www.jaguar.at
Technische Daten Jaguar I-Pace
Antrieb: Zwei Elektromotoren / Allrad
Leistung: 294 kW / 400 PS
Drehmoment: 696 Nm
0 bis 100 km/h: 4,8 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Reichweite (WLTP): 470 km
Verbrauch kombiniert (WLTP): 22,0 kWh/100 km
Batteriekapazität: 90,2 kWh (brutto) / 84,7 kWh (netto)
Ladeleistung: AC: 2,0-11,0 kW DC:50,0-100,0 kw
Kofferraumvolumen: 638 bis 1.453 Liter
Leergewicht: 2.208 kg
Anhängelast: 750 kg (gebremst und ungebremst)
Abmessungen: 4.682 mm x 2.011 mm x 1.566 mm (LxBxH)
Grundpreis: 93.126 Euro (I-Pace R-Dynamic SE)
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