So wirkt sich der Umbruch am Immobilienmarkt auf die Preise aus

| Tobias Seifried 
| 12.09.2023

Laut einer Analyse von Engel & Völkers ist der von einigen Seiten erwartete Preiseinbruch bei Wohnungen und Häusern ausgeblieben. In einigen Regionen gab es aber sehr wohl Rückgänge.

Engel & Völkers hat am Dienstag in Wien seinen Marktbericht 2023 für Wohnimmobilien in Österreich präsentiert. Darin heißt es, dass obwohl die Transaktionszahlen in den vergangenen Monaten rückläufig waren, die Preise am österreichischen Markt für Wohnungen und Häuser weitestgehend stabil geblieben sind. Damit werden die Ergebnisse einer unlängst von Remax veröffentlichten Analyse (LEADERSNET berichtete) weitestgehend bestätigt.

In Summe seien die Preise 2022 für Eigentumswohnungen um 8,9 Prozent, im Bereich der Einfamilienhäuser um 1,7 Prozent gestiegen, wobei die Preisanstiege im Vergleich zu den Vorjahren deutlich lageabhängiger waren, so die Expert:innen von Engel & Völkers. Der von einigen Seiten erwartete Preiseinbruch am Immobilienmarkt sei aber ausgeblieben. Die Preisentwicklung im 1. Halbjahr 2023 zeigt sich laut dem Marktbericht ebenfalls stabil, nur vereinzelt würden Preiskorrekturen erwartet.

Konstante Preisentwicklung erwartet

Seit Herbst 2022 verzeichnet der Wohnimmobilienmarkt einen spürbaren Rückgang beim Transaktionsvolumen. Im ersten Halbjahr 2023 gab es im Wohnungssegment im Vergleich zum Vorjahr laut dem Marktbericht ein Minus von 25 Prozent, während bei Einfamilienhäusern ein Rückgang von 21 Prozent zu verzeichnen war. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Wohnungen ist Engel & Völkers zufolge in diesem Zeitraum dennoch nur leicht auf 4.500 Euro gesunken und liege bei Einfamilienhäusern im Bundesdurchschnitt bei stabilen 3.900 Euro. Es sei davon auszugehen, dass sich die Preise in den kommenden Monaten - vor allem in sehr guten und guten Lagen - weiterhin konstant entwickeln werden.

"Die gegenwärtige Situation bietet aufgrund eines größeren Angebots reale Chancen für KäuferInnen, ihre Wunschimmobilie zu einem guten Preis zu erwerben - eine Gelegenheit, die in den vergangenen Jahren aufgrund eines geringeren Angebots nicht gegeben war. In den kommenden Jahren ist wegen der hohen Baukosten ein Rückgang bei den Fertigstellungen zu erwarten, was sich mittel- bis langfristig wieder preistreibend auf die Immobilienpreise auswirken wird", erläutert Sylvia Verdorfer, Gebietsleiterin für Österreich bei Engel & Völkers.

Entwicklung in den Bundesländern

In ihrem Marktbericht 2023 haben sich die Immobilienspezialist:innen auch einzelne Bundesländer angesehen. Die Schlussfolgerungen sehen wie folgt aus:

  • Wien

Wien verzeichnet weiterhin einen starken Bevölkerungszuwachs. Der Immobilienmarkt zeigte 2022 laut Engel & Völkers eine leichte Abkühlung, aber im zweiten Halbjahr 2022 stiegen die Quadratmeterpreise wieder auf über 6.600 Euro, vor allem in erstklassigen Lagen innerhalb des Gürtels. In den äußeren Bezirken habe es hingegen Preisrückgänge gegeben, insbesondere in einfachen Lagen. Die Nachfrage und die Preise im Luxussegment würden weiterhin stark bleiben.

Roland Schatz, Head of Sales von Engel & Völkers Wien, dazu: "Die makroökonomische Lage und die Qualität der Immobilienstandorte werden für den langfristigen Immobilienwert immer entscheidender. Ein Ausblick auf das zweite Halbjahr 2023 zeigt, dass der Wiener Markt aufgrund des anhaltenden Zuzugs aus dem In- und Ausland eine hohe Nachfrage nach Wohnraum erleben wird. Trotz rückläufiger Transaktionen sind die Quadratmeterpreise, speziell in der Innenstadt leicht über dem Vorjahresniveau."

  • Niederösterreich

Niederösterreich profitiert den Expert:innen zufolge von der Nähe zu Wien und zeichne sich trotz der aktuellen Zinslage durch eine stabile Marktentwicklung aus. Das Preisgefüge des niederösterreichischen Immobilienmarktes zeigt demnach deutliche Unterschiede zwischen dem direkten Wiener Umland, darunter Mödling, Baden und Klosterneuburg und den ländlichen Gebieten im Westen, so die Expert:innen. Der durchschnittliche Verkaufspreis von Eigentumswohnungen in Mödling entwickelte sich 2023 im Vorjahresvergleich von 4.250 Euro pro Quadratmeter (EUR/m²) auf 4.400 EUR/m² leicht steigend, in Klosterneuburg ist die Preisentwicklung 2023 im Vorjahresvergleich von 4.800 EUR/m² auf 4.700 EUR/m² leicht rückläufig.

"Für Eigentumswohnungen in Top-Lagen, wie in Baden mit einem Preis von 7.140 EUR/m², ist weiterhin mit steigenden Preisen zu rechnen", betont Oskar Beirer, Geschäftsführer von Engel & Völkers Niederösterreich.

  • Steiermark

Weiters zeigt der Marktbericht 2023, dass sich das Preisniveau in der Steiermark nach wie vor moderat entwickelt, einzig im Burgenland gebe es noch günstigere Durchschnittspreise. Im internationalen Vergleich sei Graz im Verhältnis zum Einkommen die günstigste Stadt Europas. "Die Verkaufspreise für Wohnungen sind im Jahr 2022 wider Erwarten nicht gesunken, sondern blieben sehr stabil bzw. stiegen teilweise leicht an. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Eigentumswohnungen in der Südsteiermark lag 2022 bei knapp 2.900 Euro, bei Ein- und Zweifamilienhäusern lag der Preis bei 250.000 Euro", erklärt Harald Martich, Geschäftsführer von Engel & Völkers Steiermark. Dieser Trend setzte sich auch seit Jahresbeginn 2023 mit einer seitwärts gerichteten Preisentwicklung auf einem moderaten Niveau fort. Die Nachfrage in Toplagen werde weiterhin anhalten, während lediglich in einfachen Lagen Preiskorrekturen zu erwarten seien, so Martich. 

  • Kärnten

Im Gegensatz zu anderen Regionen konnten der Analyse zufolge am Kärntner Immobilienmarkt 2022 deutliche Preisanstiege verzeichnet werden. Besonders im Segment der Eigentumswohnungen habe es einen beachtlichen Preiszuwachs auf durchschnittlich 4.500 EUR/m² gegeben. Ein leichter Rückgang in der Nachfrage und eine längere Vermarktungsdauer seien lediglich im mittleren Preissegment aufgrund erschwerter Finanzierungsbedingungen erkennbar.

"Die Nachfrage nach erstklassigen Immobilien in Toplagen mit Seeblick, Seelage oder Bergpanorama bleibt ungebrochen. Auffällig ist ein zunehmender Trend zu einer diskreten und stillen Vermarktung, bekannt als 'Silent Marketing', bei EigentümerInnen von exklusiven Liegenschaften", berichtet Hansjörg Lenz, Geschäftsführer von Engel & Völkers Kärnten. Die zukünftige Preisentwicklung am Immobilienmarkt des südlichsten Bundeslandes sei stark lageabhängig. Eines scheint jedoch so gut wie fix: Die Nachfrage nach erstklassigen Seeregionen und hochwertigen Alpenchalets dürfte weiterhin zunehmen. 

  • Salzburg

Der Salzburger Immobilienmarkt erfreut sich nach wie vor großer Nachfrage und hat weiteres Wachstumspotenzial, was u.a. an der attraktiven Stadtlage, dem Panoramablick und der Nähe zu Seen liegen würde. Aufgrund der Zinsentwicklung, seien die Verkäufe im Segment der Ein- und Zweifamilienhäuser 2022 leicht gesunken. Der Durchschnittspreis für Eigentumswohnungen liegt seit Mitte letzten Jahres bei 5.800 EUR/m², jedoch sind die Preise für Eigentumswohnungen im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Im Segment der Einfamilien- und Zweifamilienhäuser würde sich ein leichter Preisrückgang von 1.562.000 Euro im zweiten Quartal 2022 auf 1.300.000 Euro im zweiten Quartal 2023  zeigen.

Ein Ausblick auf das zweite Halbjahr 2023 und erste Tendenzen für 2024 würden weiterhin auf eine stabile bis positive Marktentwicklung in guten und sehr guten Lagen hindeuten, attestiert Mark Hüsges, Geschäftsführer von Engel & Völkers Salzburg.

Weiters sind die Immobilienspezialisten davon überzeugt, dass die Entwicklung neuer hochwertiger Projekte im Salzkammergut neue attraktive Wohnstandorte, die sich durch ihre Exklusivität direkter Seezugänge oder angebundener Badeplätze und großzügigen Freiflächen auszeichnen, schafft. Im Segment der Seelagen konnten für Ein- und Zweifamilienhäuser Spitzenpreise von über zehn Millionen Euro erzielt werden, während der Durchschnittspreis für Eigentumswohnungen im Jahr 2022 knapp 5.000 EUR/m² betragen habe.

  • Tirol

In Tirol habe ein größeres Angebot zu einer Abkühlung des Immobilienmarktes geführt und den Käufer:innen gleichzeitig mehr Verhandlungsspielraum verschafft. Trotz steigender Zinsen seien die Quadratmeterpreise insgesamt weiter gestiegen. Im Jahr 2022 lag der durchschnittliche Verkaufspreis für Eigentumswohnungen laut Engel & Völkers erstmals über 6.000 EUR/m², während er im Segment der Ein- und Zweifamilienhäuser bei 933.000 Euro lag. 

Insgesamt würden die Preise in dem westlichen Bundesland ein vielfältiges Preisspektrum zeigen, wobei Kitzbühel mit Quadratmeterpreisen für Eigentumswohnungen von 7.000 bis 28.000 Euro und Preisen für Einfamilien- und Zweifamilienhäusern von 1,5 Millionen bis 28 Millionen Euro auch im Jahr 2023 die Spitzenregion des Bundeslandes bleibt. "Objekte in Premiumlagen fungieren als krisensicheres Investment und sind für viele High Net Worth Individuals ein wichtiger Bestandteil der Vermögenssicherung gegen die Inflation", sagt Florian Hofer, Geschäftsführer von Engel & Völkers Tirol und Zell am See.

www.engelvoelkers.com

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV