"Fairtrade", "AMA", "MSC" & Co – So gut sind Gütesiegel wirklich

| Redaktion 
| 26.07.2023

Laut dem bisher umfangreichsten Check ist keines dieser Labels perfekt. Einige der 63 untersuchten Initiativen aus den Bereichen Lebensmittel und Bekleidung stechen jedoch positiv hervor.

Das Angebot an Nachhaltigkeits-Siegeln und -Initiativen wächst seit Jahren. Aufgrund des großen Angebots ist es für Konsument:innen nicht einfach, deren Qualität zu beurteilen und richtig einzuordnen. Die österreichische Menschenrechtsorganisation Südwind hat daher in Kooperation mit der Umweltschutzorganisation Global 2000 und der deutschen Romero Initiative (CIR) 63 Gütesiegel und Initiativen für Lebensmittel und Bekleidung untersucht. 

"Wegweiser durch das Gütesiegel-Labyrinth"

"Die große Auswahl an Siegeln macht es Konsument:innen schwer, zwischen strengen Standards und reiner Selbstvermarktung zu unterscheiden. Mit unserem Check bieten wir einen Wegweiser durch das Gütesiegel-Labyrinth", sagt Angelika Derfler, Südwind-Koordinatorin des Gütesiegel-Checks.

Von den insgesamt 63 Siegeln und Initiativen wurden 40 per Ampelbewertung in den drei Kategorien "Ökologie", "Soziales" und "Transparenz & Wirksamkeit" bewertet. Abgerundet wird die Bewertung in Form eines kurzen Kommentars. Neun Siegel und Initiativen sind in mindestens einer Kategorie mit der besten Bewertung "anspruchsvoll" (grün) bewertet worden, zum Beispiel "Fairtrade" im Bereich Soziales und "Bio Austria" im Bereich Ökologie.

Vier Kennzeichnungen und Initiativen haben in mindestens einer Kategorie (Ökologie) die schlechteste Wertung "mangelhaft" (rot) bekommen: das "AMA Gütesiegel", "MSC", "RSPO" und "amfori BEPI". Eigenmarken, die sich auf andere Siegel beziehen und Siegel mit spezifischen Fokus wie "Ohne Gentechnik hergestellt" wurden aus der Ampelbewertung herausgenommen und mit einordnenden Kommentaren versehen. Die Detailergebnisse finden Sie am Ende des Beitrags zum Download (PDF-File).

"Ein perfektes Siegel gibt es nicht"

Mit dem Check könn jedes Siegel in den drei bewerteten Kategorien differenziert betrachtet werden. "Ein perfektes, allumfassendes Gütesiegel gibt es nicht, trotzdem sind Gütesiegel ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung", so Derfler. Um ökologischen und sozial-fairen Konsum zu garantieren, brauche es aber auch gesetzliche Verpflichtungen für Unternehmen. Ein effektives Lieferkettengesetz müsse Firmen die verbindliche Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards vorschreiben.

Eine weitere Forderung kommt von Martin Wildenberg, Nachhaltigkeitsexperte von Global 2000, der für den Gütesiegel-Check die ökologische Nachhaltigkeit der Labels untersucht hat: "Der Label-Dschungel ist für Konsument:innen eher irreführend als richtungsweisend. Wir begrüßen die Bemühungen der EU diesen Wildwuchs mit der sogenannten Green Claims Richtlinie zu regulieren." Viele Gütesiegel würden im Umweltbereich nur mit sehr groben Vorschlägen oder Richtlinien arbeiten. In diesen Fällen sei es dann sehr schwer nachzuvollziehen, was die Landwirt:innen tatsächlich umsetzen. Verbindliche Qualitätskriterien oder einheitliche Mindeststandards für Gütesiegel wären dringend notwendig, so Wildenberg. Zudem untermauert er, dass eigentlich alle Schritte in der Wertschöpfungskette berücksichtigt werden müssten - inklusive der Verpackung.

Soziale Nachhaltigkeit zu wenig berücksichtigt

Großer Aufholbedarf bestehe laut der Untersuchung in der Kategorie Soziales bei den Lebensmittel-Siegeln. Bei diesen würde meist nur der ökologische Aspekt im Vordergrund stehen. Dabei gebe es hier große Risikobereiche vor allem im Globalen Süden wie etwa Kinder- und Zwangsarbeit, menschenunwürdige Bezahlung und gefährliche Arbeitsbedingungen.  Angelika Derfler sagt dazu: "Wenn man von Nachhaltigkeit spricht, muss die soziale Nachhaltigkeit genauso mitbedacht werden wie die ökologische."

Von den 38 Lebensmittel-Siegeln (darunter Eigenmarken der Unternehmen), konnten in der Kategorie Soziales 14 bewertet werden. Davon schneiden nur drei mit "anspruchsvoll" ab: "Fairtrade Lebensmittel", "Rapunzel Hand in Hand" und "Fair Bio". Acht wurden mit "mittelmäßig" bewertet und drei mit "unzureichend". Bei einem Vergleich der Eigenmarken habe sich herausgestellt, dass einige durchaus strenge Kriterien erfüllen, während andere nur die Mindestkriterien des EU-Bio-Siegels erfüllen.

Gütesiegel CheckSüdwind-Gütesiegel-Check funktioniert online auch via Smartphone © Südwind

Tool für Konsument:innen

Den Südwind-Gütesiegel-Check gibt es als Online-Tool. Mit diesem sollen sich Konsument:innen beim Einkaufen informieren können. 

www.suedwind.at

www.global2000.at

www.ci-romero.de

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV