"Wir erkennen die Anforderungen jedes Unternehmens und entwickeln Lösungen"

| Dejan Filipovic 
| 28.08.2023

Im LEADERSNET-Interview spricht Christian Ochs, Geschäftsführer von FINcredible, u.a. über das Geschäftsmodell der Fintech-Firma, wo die Unterschiede zu ähnlichen Konzepten liegen und gibt Ausblicke auf die kommenden Unternehmenspläne. 

LEADERSNET: Für viele digitale Geschäftsabschlüsse ist eine Online-Identifikation von Kund:innen erforderlich. Vor allem bei Bank- und Finanzgeschäften muss dabei das strenge "Know-Your-Customer" Prinzip (KYC-Prinzip) zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung befolgt werden. Es treten aber auch im allgemeinen Online-Handel, z.B. bei Produktbestellungen, Abo-Abschlüssen, Mietautos, Urlaubsbuchungen, Immobilienabschlüssen, etc., immer mehr Betrugsfälle auf, die eine Kunden-Identifikation nach dem KYC-Prinzip notwendig machen. Wo und wie setzt FINcredible hier an? Bitte erläutern Sie uns das Geschäftskonzept/-modell Ihrer Firma? Was sind Ihre Grundprinzipien?

Christian Ochs: Unser Geschäftsmodell zielt darauf ab, Unternehmen das digitale Onboarding von Endkund:innen zu erleichtern. Mithilfe unserer Lösungen können Endkund:innen sich mühsame Dateneingaben, fehleranfällige Angaben, zahlreiche Dokumentenuploads sowie andere Identifikations- und Nachweispflichten ersparen, die beispielsweise im Rahmen einer Bestellung von Produkten/Dienstleistungen oder einer Kundenregistrierung auftreten.

Wir integrieren uns dazu nahtlos in die Bestell- oder Onboarding-Prozesse von Unternehmen. Endkund:innen haben die Möglichkeit, mit nur einem Klick automatisch alle erforderlichen Informationen auszufüllen. Zudem entfällt das Hochladen von Dokumenten. Wir nutzen ein angegebenes Bankkonto als verifizierte Datenquelle für die Endkund:innen. Dies ermöglicht beispielsweise die Bestätigung der Identität einer Person, die Bereitstellung von Gehaltsnachweisen und Arbeitsbestätigungen, den Nachweis der Bonität oder auch die Erstellung eines SEPA-Lastschriftmandats. Es bestehen aber auch noch viele weitere Anwendungsfälle.

Stellen Sie sich vor, Sie möchten heutzutage ein Bankkonto online eröffnen. Dies erfordert das Fotografieren und Hochladen verschiedener Dokumente sowie die manuelle (und oftmals sogar mehrfache) Abfrage von Informationen. Dieser Aufwand ist wirklich unnötig und führt letztendlich nur zu Frustration bei den Endkund:innen. Genau dieses Problem lösen wir.

LEADERSNET: Wo liegt der Unterschied zu anderen Unternehmen, die vielleicht ein ähnliches Konzept/Modell verfolgen?

Ochs: Unsere besondere Stärke liegt in der engen Zusammenarbeit mit unseren Kund:innen. Wir erkennen die spezifischen Anforderungen und Herausforderungen jedes Unternehmens und entwickeln maßgeschneiderte Lösungen, die genau auf diese Bedürfnisse zugeschnitten sind. Diese kundenzentrierte Herangehensweise ermöglicht es uns, langfristige Partnerschaften aufzubauen und eine hohe Kundenzufriedenheit zu gewährleisten.

Ein wesentlicher Unterschied für Endkund:innen liegt darin, dass wir sie aktiv und transparent in unsere Bonitätsprüfungen einbinden. Ohne die ausdrückliche Zustimmung und Beauftragung eines:r Endkunden:in werden wir nicht aktiv. Daher liegt unser Fokus zu 100 Prozent darauf, den Nutzen des digitalen Onboardings für Endkund:innen zu maximieren. Dies kommt sowohl den Unternehmen als auch den Endkund:innen zugute.

LEADERSNET: Wie finanziert sich das Unternehmen?

Ochs: In der Startphase hat sich der KSV1870 als strategischer Investor bei uns beteiligt und uns mit dem Investment die Etablierung am Markt ermöglicht. Wir verfügen über komplementäre Geschäftsmodelle mit dem KSV1870, und es gibt große Synergieeffekte in der operativen Zusammenarbeit, sowie viele Gemeinsamkeiten im strategischen Marktzugang.

Mittlerweile haben wir uns fest im Markt etabliert. Unsere Dienstleistungen werden gegen eine Gebühr angeboten, die in der Regel auf Grundlage des jährlichen Abfragevolumens oder des Umfangs der bereitgestellten Informationen festgelegt wird. Die Abrechnungsmodelle sind aber sehr flexibel, wir bieten unter anderem auch Vermittlungsmodelle oder Pauschalverträge an. Darüber hinaus sind wir auch in der Beratung bzw. in der Produkt- und IT-Entwicklung tätig, z.B., im Rahmen der Entwicklung von effizienten Onboarding-Strecken und Verwendungsmöglichkeiten für unsere Kund:innen.

LEADERSNET: Klimawandel, Umwelt, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit sind immer wichtigere Themen. Welche Rolle nimmt das Thema ESG in Ihrem Unternehmen ein?

Ochs: Besonders auf gesellschaftlicher und sozialer Ebene können wir mit unseren Lösungen einen positiven Beitrag leisten. Mit einer verständlichen und transparenten Aufbereitung der eigenen Bankkontodaten von Endkund:innen, geben wir diesen das richtige "Werkzeug" zur Beurteilung der eigenen Finanzlage in die Hand, z.B. ob ein Kredit in Anbetracht der eigenen Fixkosten leistbar ist. Wir ermöglichen es aber auch Unternehmen, sich in der Finanzbildung ihrer Endkund:innen zu engagieren. Beispielsweise können diese eine verantwortungsvolle Kreditvergabe durch eine gezieltere, individuelle Kundenberatung gestalten. Gemeinsam mit der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH und den mit den Beratungsstellen der Social City Wien arbeiten wir aber auch aktiv an einer sozialorientierten Forderungsbetreibung ("Sustainable Collection"), um Personen in finanzieller Notlage individuell zu beraten und Lösungen aus der Schuldenfalle zu erarbeiten, die auch sozial-ökonomische Faktoren berücksichtigen. Für uns ist Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Wir setzen uns kontinuierlich für eine nachhaltige Entwicklung in diesen relevanten Bereichen ein.

Natürlich sind auch Klimawandel und Umweltschutz von großer Bedeutung. FINcredible ist allerdings kein GreenTech, unsere Technologie kann den Klimawandel nicht einbremsen. Wir möchten aber zumindest unsere Verantwortung wahrnehmen, keinen negativen Beitrag zur Umwelt zu leisten. Darauf achten wir, und möchten uns auch zukünftig weiter verbessern.

LEADERSNET: Nach welchen Kriterien sucht sich FINcredible ihre neuen Angestellten aus und gibt es vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels Probleme, die richtigen Arbeitskräfte zu finden?

Ochs: Wir sind ein hoch spezialisiertes Team, jede:r Mitarbeiter:in ist Fachexpert:in auf ihrem Gebiet und damit gleichzeitig eine Schlüsselkraft für das Unternehmen. Die Auswahl neuer Angestellt:innen bei FINcredible erfolgt auf Grundlage einer sorgfältigen Abwägung von Fachkompetenzen, in Abstimmung mit unserer Unternehmenskultur. Wir suchen gezielt nach Kandidat:innen, die nicht nur über umfassende Expertise in Bereichen wie Informationstechnologie, Cybersicherheit, Data Science und Finanzwesen verfügen, sondern auch eine positive Einstellung und das richtige Mindset mitbringen. Wir arbeiten in einem sehr dynamischen und innovationsgetriebenen Umfeld in dem es wichtig ist, Verantwortung zu übernehmen und auch Fehler eingestehen zu können. Jede:r von uns legt daher viel Wert auf Eigenverantwortung und ein konstruktives, familiäres Arbeitsumfeld.

Diesen Talent-Pool und diese Unternehmenskultur aufzubauen hat lange gedauert. Trotz des Fachkräftemangels haben wir streng ausgewählt und nur Personen ins Boot geholt, die 100 Prozent ins Team passen. Wir hatten aber auch großes Glück, dass sich in der Vergangenheit immer genau die richtigen Personen durch uns angesprochen gefühlt haben. Angesichts des aktuellen Fachkräftemangels sind wir uns bewusst, dass die Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter:innen in Zukunft noch eine größere Herausforderung darstellen wird. Wir setzen jedoch auf gezielte Rekrutierungsstrategien, die sowohl aktive als auch passive Kandidat:innen ansprechen. Zudem investieren wir stark in die Weiterbildung und berufliche Entwicklung unserer Mitarbeiter:innen, um ihr Know-how kontinuierlich zu erweitern. Die Auswahl der richtigen Talente, die sowohl fachlich als auch in Bezug auf unsere Unternehmenskultur passen, erfordert sicherlich Anstrengungen. Wir sind jedoch überzeugt, dass eine gezielte und werteorientierte Auswahl letztlich dazu beiträgt, ein hochqualifiziertes und engagiertes Team aufzubauen, das unsere Unternehmensvision vorantreibt.

LEADERSNET: Wie schauen die Pläne von FINcredible für 2023 und die (noch) weitere Zukunft aus?

Ochs: Für die kommenden Jahre, insbesondere für 2023 und 2024, haben wir ambitionierte Pläne um das Wachstum von FINcredible weiter voranzutreiben. Wir streben an, unsere Marktposition zu festigen und unseren Kundenstamm sowohl national als auch international auszubauen. Ein zentraler Fokus liegt dabei auf der Verstärkung unserer Marktposition durch eine breitere Produktpalette und die Entwicklung innovativer Lösungen, die den Anforderungen der sich wandelnden digitalen Geschäftswelt gerecht werden.

Unsere Technologie zur sicheren Identifikation und Verifikation von Kundendaten hat hierbei eine entscheidende Bedeutung. Wir möchten dazu beitragen, digitale Geschäftsabschlüsse absolut vertrauenswürdig und für den:die Endkunden:in reibungslos zu gestalten. Unsere Vision ist es, mit unseren Produkten den globalen Markt zu prägen. Mittlerweile setzen Firmenkund:innen aus allen Branchen auf unsere Lösungen, und unzählige Endkund:innen schenken uns bei der Nutzung unserer Services heute ihr Vertrauen. Das bestätigt uns auf unserem Kurs, und motiviert uns für die Zukunft.

LEADERSNET: Was kann der Geschäftsführer Ochs von der Privatperson Ochs lernen?

Ochs: Konfliktfähigkeit, Offenheit und Anpassungsfähigkeit sind für mich sowohl im beruflichen, als auch im familiären Kontext von großer Bedeutung. Aus meiner Sicht sind diese Eigenschaften unbedingt notwendig, um in einer Gesellschaft sinnvoll und konstruktiv miteinander zu interagieren bzw. auch eine angenehme Atmosphäre zu erschaffen. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob es um den respektvollen Umgang mit meinen Team-Kolleg:innen geht oder die gemeinsame Zeit mit meiner Familie.

www.fincredible.io

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