Heimische Banken sehen sich als "Schlüssel für die grüne Wende"

| Tobias Seifried 
| 01.06.2023

Der Bankenverband "ist immer am Ball" – so lautete das Motto seiner 77. Generalversammlung. Themen waren u.a. eine KESt-Befreiung, Anreize für Anleger:innen, die Inflation und Green Bonds. Der Finanzminister sieht den digitalen Euro "zurückhaltend und skeptisch".

Am Mittwoch fand die 77. Generalversammlung des Bankenverbands in der Wiener Urania statt. Dabei schlug die Branchenvertretung einige Pflöcke ein. Vor allem in Sachen Nachhaltigkeit würde ohne diese Unternehmen nicht allzu viel gehen. Das vergangene Jahr sei herausfordernd gewesen, mit den ersten Monaten 2023 habe sich jedoch eine Trendwende abgezeichnet. Neben hochkarätigen Branchen-Vertreter:innen war auch Finanzminister Magnus Brunner mit dabei.

Jahr der Extreme

"Der Bankenverband ist eine proaktive und dialogbereite Branchenvertretung, die bei allen relevanten Banken- und Finanzthemen für Unternehmen wie für private Haushalte am Ball bleibt", erklärte Robert Zadrazil, Präsident des Bankenverbands und Vorstandsvorsitzender der UniCredit Bank Austria, bei seinem Eröffnungsstatement.

"Wir verstehen uns einerseits als Partner und Servicestelle und andererseits als starke Stimme für unsere Mitgliedsunternehmen. Wir treiben Zukunftsthemen voran und möchten mit einem aktiven Informationsmanagement Wissen transportieren", fügte Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbands, hinzu.

Es sei ein Jahr der Extreme gewesen, betonte Zadrazil bei seinem Rückblick auf 2022 und ergänzt: "Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen konnte sich die österreichische Wirtschaft gut behaupten und zu Jahresbeginn 2023 erholte sich die Stimmung etwas." Zum vielfach kontrovers diskutierten Thema Inflation sagt der Bankenverbandspräsident: "Die Bekämpfung der Inflation gestaltet sich in Österreich weiterhin schwierig und unser Land bleibt hinter dem Euroraum-Durchschnitt zurück."

Banken seien "Schlüssel für die grüne Wende"

Die aktuellen geopolitischen Entwicklungen hätten nochmals die Dringlichkeit von ESG und Green Investments verstärkt, so Zadrazil. Zudem würden die laufenden Transformation hohe Investitionen erfordern. Weiters sagte der Bankenverbandspräsident: "Rund 80 Prozent der Investitionen, die für die Erreichung der Klimaziele notwendig sind, betreffen die ökologisch nachhaltige Ausrichtung der gesamten Prozess-, Produktions- und Lieferketten."

Der Bankensektor sei "der Schlüssel für die grüne Wende". Denn den Banken und dem Kapitalmarkt komme die Funktion zu, die Geldströme in zukunftsträchtige und klimaschonende Investitionen zu lenken. Daher fordert Zadrazil: "Nutzen wir in Österreich endlich verstärkt auch den Kapitalmarkt als 'Ermöglicher', um die ambitionierten Ziele der Klimatransformation zu erreichen. Schaffen wir entsprechende Anreize für Anleger:innen, damit die Menschen in eine nachhaltige Zukunft investieren und gleichzeitig Wertverlusten durch die Inflation entgegenwirken können. Milliarden Euro könnten für die Klimatransformation in Bewegung gesetzt werden, wenn beispielsweise eine KESt-Befreiung bei Einhaltung einer Behaltefrist eingeführt wird und wenn bei Pensionskassen und betrieblichen Vorsorgekassen das zulässige Investitionsuniversum geöffnet wird".

Besserung bei Inflation

"Bei der Inflation ist Besserung in Sicht", betonte Finanzminister Magnus Brunner bei seinem Statement in der Diskussion mit Kurier-Ressortleisterin Sandra Baierl bei der Bankenverbands-Generalversammlung. Am darauffolgenden Tag wurde bekannt, dass mit dem Rückgang der Inflation in Höhe von knapp einem Prozentpunkt auf 8,8 Prozent der niedrigste Wert seit fast einem Jahr erreicht wurde. Zu den Gründen der noch immer hohen Inflation würden der Warenkorb mit dem Fokus auf Gastronomie und Tourismus und die hohen Lohnabschlüsse zählen.

Zum Thema "grüne Transformation" sagte der Finanzminister: "Der Staat kann die Transformation nicht allein finanzieren. Wir müssen auch privates Kapital mobilisieren" und kündigt eine Neuauflage der Green Bonds an. Auf die Frage der Bedeutung des digitalen Euro antwortet Brunner, dass dies für den Interbankenbereich relevant sein werde und nur "ergänzend" sein könne. Sonst sehe er die Entwicklung "zurückhaltend und skeptisch". Politische Gespräche auf europäischer Ebene habe es dazu noch nicht gegeben.

Finanzbildungsinitiative und Studien

Die Förderung von Finanzbildung werde im Bankenverband seit vielen Jahren gelebt, zeigte man sich überzeugt. 2022 wurde mit der Initiative "Fact Finding Finance" ein Schwerpunkt auf das Thema Financial Literacy gesetzt. "Mit einer eigenen Landingpage, einem Podcast, einem Quiz und einer Advertorial-Serie haben wir starke Akzente gesetzt und auf das Thema aufmerksam gemacht", sagte Resch. "Finanzbildung spielt im österreichischen Bildungssystem leider bis heute eine untergeordnete Rolle. Wir treiben die Vermittlung von Finanzwissen aktiv voran. Mit unseren Angeboten schaffen wir attraktive Möglichkeiten zur Vermittlung von Finanzwissen", so der Generalsekretär weiter.

"Wissen und Informationen schaffen einen Vorsprung und sind eine fundierte Entscheidungsgrundlage", ist Resch überzeugt. Deshalb habe der Bankenverband auch im vergangenen Jahr wieder mit umfassenden Studien relevante Themenbereiche untersucht und mit dem "ökonomischen Ausblick" eine internationale volkswirtschaftliche Perspektive eröffnet. "Mit der Studie 'So zahlt und spart Österreich' haben wir das aktuelle und künftige Zahlungsverhalten der Österreicher:innen und Österreicher analysiert. Wir erhalten damit einen wertvollen Einblick in die Wünsche der Bankkund:innen", so Resch abschließend.

LEADERSNET war bei der Generalsversammlung. Fotos sehen Sie in der Galerie.

www.bankenverband.at

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