Bereits im Vorjahr attestierten die Credit Suisse und Deloitte so klingenden Namen wie "Birkin" und "Kelly" besonders hohe Inflationsresistenz. In ihrem Report zu Sammlerstücken zählten bestimmte Designertaschen zu den vielversprechendsten Investitionsformen. Insbesondere drei Marken überdauern seit Jahrzehnten alle Trends: Hermès, Chanel und Louis Vuitton. Im letzten Jahrzehnt stieg der Wert bestimmter Sammlerstücke um satte 92 Prozent. Zu den Evergreens französischer Hersteller gesellen sich aber aktuell auch weitere investitionswürdige Taschenmodelle, die sich nicht nur in der Garderobe, sondern auch im modischen Anlageportfolio gut machen.
1. Der Klassiker: Die Birkin
Die Warteliste ist lang, die Nachfrage entsprechend groß. Die legendäre Birkin Bag von Hermès – der Name geht Muse Jane Birkin zurück– ist seit Jahrzehnten ein heißbegehrtes Investment-Piece. Wenn man das Glück hat, auf die Warteliste zu kommen, dauert es einige Jahre, bis man eine "Birkin" sein Eigen nennen kann. Als Faustregel gilt: Makelloser Zustand und seltene Luxus-Ausführung in Exotenleder treiben den Preis nach oben.
Diese Hermès "Birkin 35" erzielte beim Dorotheum einen Preis von 30.300 Euro. © Dorotheum
2. Die Medium Classic Flap von Chanel
Chanel verfolgte mit seinen Taschen schon seit jeher eine exklusive Preispolitik, seit dem Tod von Karl Lagerfeld im Jahr 2019 sorgt die Steigerung für Schweißausbrüche an der Kassa. 2021 wurden die Preise um rund 15 Prozent angehoben, 2022 ging man um weitere sechs Prozent hoch, heuer rechnet man nochmal mit fünf bis zehn Prozent Aufschlag. Die "Flap Bag" in der Größe Medium gilt als besonders verlässliche Wertanlage. Seit 2016 hat sich der Preis der "Medium Classic Flap" verdoppelt. Neben dem Bestseller-Modell könnte sich auch die herzförmige "CC In Love" aus dem Vorjahr preislich gut entwickeln, da Sammler:innen nach seltenen Keypieces Ausschau halten und hier gerne tiefer in die Chanel-Tasche greifen. Wer keine Experimente wagen will, kann alternativ auch in eine "Coco Handle" oder "Chanel 2.55" investieren, sich zurücklehnen, und warten, bis die nächste Preiserhöhung kommt.
Die klassische Chanel "Flap" aus Lammleder in der Größe Medium. Aktuell kostet sie 9.700 Euro. © Chanel
3. Vuitton für jedes Budget
Wer auf Louis Vuitton setzen will, hat die Qual der Wahl. Von den Einsteiger-Modellen und Monogramm-Bestsellern wie der "Speedy" (ab 1.250 Euro) oder "Neverfull" (ab ca. 1.450 Euro) über das neuere Modell "Twist" (ab 3.500 Euro) bis hin zur "Capucine" (siehe unten) geht man von einer stabilen Preisentwicklung nach oben aus.
Die "Capucine" gilt als investitionswürdige Tasche mit zurückhaltendem Logo-Design. Sie kam 2013 auf den Markt und hat sich bislang gut behaupten können. Dieses Modell in Dunkelblau kostet 6.300 Euro. © Louis Vuitton
4. Quiet Luxury von Bottega Veneta
Das italienische Label zählt zu jenen, die für Understatement stehen. Bereits als Daniel Lee als Chefdesigner fungierte, feierte Bottega Veneta eine stille Renaissance. Seine "Casette Bag" (ab 1.100 Euro), der "Pouch" (ab 1.900 Euro) oder die "Jodie" (ab 1.300 Euro) kamen ohne Logos aus und ließen stattdessen die Qualität des geflochtenen Leders für sich sprechen. Lees Nachfolger Matthieu Blazy setzt diese Linie fort und konnte mit der "Kalimero"-Bag oder dem Modell "Sardine" (siehe unten) an den Erfolg anknüpfen. Letztere gilt als moderner Klassiker, an dem sich Fashionistas aktuell nicht sattsehen können.
Die "Sardine" von Bottega Veneta stammt aus Matthieu Blazys Debütkollektion und kostet aktuell 3.500 Euro. © Bottega Veneta
5. Eine echte Kennedy
Als Alessandro Michele 2015 bei Gucci im Designer-Chefsessel Platz nahm, weckte er die Marke aus dem Dornröschenschlaf, in dem sie seit dem Abgang Tom Fords geraten war. Neben einer Reihe an logolastigen It-Bags mit hohem Wiedererkennungswert gelangen Michele auch zeitgemäße Interpretationen von Klassikern aus dem Gucci-Archiv. In einer seiner letzten Kollektionen – der Ready-to-wear-Show für Herbst/Winter 2020/21 – präsentierte er seine Version der "Jackie". Die namensgebende Kennedy-Witwe hatte eine Vorliebe das Modell "Constance", welches aufgrund ihrer berühmten Trägerin in "Jackie" umbenannt wurde. Micheles Neuauflage besticht gleichermaßen durch Zeitlosigkeit wie Vielseitigkeit.
Die "Jackie 61" Schultertasche kostet 2.500 Euro. © Gucci
6. Totgesagte leben länger...
...und die "Baguette" von Fendi ist besonders lang. Ende der 90er-Jahre wurde sie von Silvia Venturini Fendi entworfen und schaffte es prompt unter "Carrie's" Arm in der Serie "Sex and the City". Der Rest war Taschengeschichte. 2022 feierte das Label mit einer Jubiläumskollektion ein Vierteljahrhundert "Baguette", was die Nachfrage einmal mehr anheizte. Wer sich aktuell eines der vielen neuen Modelle zulegt (in der kleinsten Ausführung um 1.650 Euro), der könnte spätestens zum 50. Jubiläum auch Grund zum Feiern haben.
Die klassische "Baguette" aus mit dem FF-Motiv aus Jaquard-Gewebe, um 2.900 Euro. © Fendi
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