Masterplan, um die E-Mobilität für den Massenmarkt attraktiv zu machen

| Tobias Seifried 
| 01.11.2022

Verbund und Smartrics haben 13 Maßnahmen in fünf Handlungsfeldern für die Mobilitätswende der Zukunft definiert.

Von der Umsetzung überfälliger gesetzlicher Maßnahmen über Digitalisierung und Raumordnung bei der Infrastruktur-Errichtung bis hin zu neuen Wegen beim Finden von IT-Fachkräften: Der "Masterplan Ladeinfrastruktur 2030" des internationalen E-Mobilitäts-Dienstleisters Smatrics soll aufzeigen, wie die Mobilitätswende in Österreich bis 2030 Realität werden kann. Bei der Präsentation des ausgearbeiteten Maßnahmenbündels war neben Smatrics-CEO Hauke Hinrichs auch Verbund-CEO Michael Strugl mit dabei.

"Für die Mobilitätswende braucht es die richtigen Rahmenbedingungen, die Infrastruktur und 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen. Nur dann kann Laden statt Tanken seine Alltagstauglichkeit beweisen und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten", so Strugl. Hinrichs merkte an: "Eine funktionierende Ladeinfrastruktur ist der entscheidende Schlüssel für die Mobilitätswende. Zwar ist Österreich bei der Ladeinfrastruktur europaweit vorne dabei, doch damit 2040 die Klimaneutralität im Verkehrssektor erreicht werden kann, muss noch viel passieren, und das in höherem Tempo als bisher."

Ladeinfrastruktur-Ausbau hinkt hinterher

Zuletzt hatte das Europäische Parlament zugunsten des Klimaschutzes entschieden, dass ab 2035 keine neuen Autos mit Verbrenner mehr innerhalb der EU zugelassen werden dürfen - diese Entscheidung wird 2026 aber noch einmal überprüft (LEADERSNET berichtete). Konkret bedeutet das, dass CO2-ausstoßende Benzin- und Dieselfahrzeuge durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden sollen. In Österreich soll dieses Ziel bereits 2030 erreicht werden. Dabei werde gerade einmal ein Drittel des notwendigen Ausbaus der Ladeinfrastruktur zeitgerecht umgesetzt, so eine Studie des europäischen Automobilherstellerverbands (ACEA).

13 konkrete Maßnahmen in fünf Handlungs- und Entwicklungsfeldern

Vor diesem Hintergrund wurde der "Masterplan Ladeinfrastruktur 2030" von Smatrics entwickelt. Er beinhaltet in fünf Handlungs- und Entwicklungsfeldern insgesamt 13 konkrete Maßnahmen, die wiederum Österreichs Weg in eine erfolgreiche e-mobile Zukunft ebnen sollen. Die Handlungs- und Entwicklungsfelder betreffen Aspekte der gesamten betroffenen Wertschöpfungskette. Sie würden auf mehr als zehn Jahren Erfahrung und täglicher Umsetzungspraxis von Verbund und Smatrics beim Ausbau von Ladeinfrastruktur in Österreich fußen, so die beiden Unternehmen.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen im Überblick:

  • Gesetzliche Maßnahmen umsetzen, Überregulierung vermeiden

Die stetig steigenden regulatorischen Anforderungen für E-Mobilitätsdienstleister würden sich immer mehr zum Flaschenhals der E-Mobilität entwickeln. So sehen gesetzliche Vorgaben etwa verpflichtende Kreditkartenterminals bei Ladestationen vor, obwohl ein etabliertes System mit Ad-hoc-Bezahlung via App und Kreditkarte existiere. Auch für Dienstwagenfahrer:innen und deren Arbeitgeber:innen werde es steuerlich kompliziert, wenn die Stromkosten von dem:der Arbeitgeber:in an Mitarbeiter:innen refundiert werden sollen. Auf der anderen Seite fehlten immer noch regulatorische Minimalanforderungen wie einheitliche Abrechnungsstandards (Ladezeit in Minuten versus tatsächlichem Verbrauch nach Kilowattstunden) oder Garantien beim Recht auf eine eigene Ladestationen.

  • Energieintegration und Prozesse verbessern

Ladestationen sind Anlagen, die insbesondere im High-Power-Bereich eine hohe Leistung am Ort der Abgabe erfordern. Sowohl für Infrastrukturerrichter als auch Verteilnetzbetreiber (VNB) sei der Netzzutritt bzw. die Netzbereitstellung für Ladeinfrastruktur aktuell eine große Herausforderung. Um die VNB zu entlasten, sei es sinnvoll, österreichweit einheitliche und digitalisierte Prozesse zu etablieren. Auch sollten die VNB finanziell und personell besser ausgestattet werden, sodass sie der E-Mobilität eine hohe Priorität einräumen können, fordern Smatrics und Verbund. Eine weitere Herausforderung betreffe die Netzentgelte: Obwohl aus öffentlicher Ladeinfrastruktur heute fast ausschließlich Grünstrom fließe, sei für sie zusätzlich eine Erneuerbaren-Förderpauschale zu zahlen. Infrastruktur, die Ökostrom vermarktet und somit fördert, zahle also wieder für die Erneuerbaren Energien. Aus Sicht der Infrastrukturbereitsteller sollte sich das ändern, ist im Masterplan zu lesen.

  • Maximaler Raum für die Mobilitätswende

Um die E-Mobilität für den Massenmarkt attraktiv zu machen, sei Ladeinfrastruktur in der breiten Fläche essenziell. Dazu müssten Parkplätze entsprechend ausgerüstet und dem Ladeprozess gewidmet werden. Was bereits existiert, aber stärker gefördert werden sollte, sei die Verknüpfung von nachhaltigen Verkehrsmitteln, beispielsweise die Ausstattung von Park-and-Ride-Parkplätzen an Bahnhöfen mit Ladeinfrastruktur.

  • Attraktivierung durch Förderungen

Eine optimale Steuerungsmöglichkeit für die Energiewende und den Ausbau der E-Mobilität würde laut Smatrics und Verbund unter anderem die Kraftstoffverordnung (KVO) – sofern sie ausgebaut und verschärft werde - bieten. Die KVO regelt unter anderem, wie Inverkehrbringer von fossilen Kraftstoffen Treibhausgase kompensieren müssen. Der zu leistende Ausgleichsbetrag, wenn CO2-Ziele verfehlt werden, beträgt derzeit 15 Euro pro Tonne CO2-Äquivalent. Zum Vergleich, der entsprechende Ausgleichsbetrag in Deutschland beträgt 600 Euro pro Tonne CO2-Äquivalent. Unabhängig davon sei es im aktuellen Marktumfeld schwierig bis kaum möglich, Ladestationen kostendeckend zu errichten bzw. zu betreiben. Aus diesem Grund müssten Förderprogramme für öffentliche Ladestationen aufrechterhalten werden, um eine flächendeckende Infrastruktur bereitstellen zu können – auch wenn diese noch nicht wirtschaftlich ausgelastet werden könne.

  • Ausbildung von Fachkräften

Last but not least spielt auch hier der Fachkräftemangel eine große Rolle. In der Elektromobilität wird wie in allen digitalen Branchen intensiv nach qualifizierten Fachkräften gesucht, hierbei insbesondere Fachleute in der IT sowie der Elektrotechnik. Deshalb brauche es zum einen Ausbildungsprogramme und Lehrgänge für Berufe mit elektrotechnischem Hintergrund. Selbiges müsse auch in Form von Bildungs- bzw. Studienwegen für IT-Berufe erfolgen. In beiden Fällen sollten bereits Spezialisierungen für die branchenspezifischen Anforderungen der E-Mobilität angeboten werden, heißt es im Masterplan. Zum anderen müsse die Anwerbung von ausländischen Fachkräften stark vereinfacht werden (vereinfachter Zugang zur Rot-Weiß-Rot-Karte, Klassifizierung als Mangelberufe bzw. systemkritische Berufsgruppen).

www.smatrics.com

www.verbund.com

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