Deshalb sind Kryptowährungen erneut stark unter Druck

| Redaktion 
| 24.08.2022

Die zwischenzeitliche Kursrallye von Bitcoin & Co. hatte kein Happy End. Neben der strikten Zinspolitik der Fed gibt es noch weitere Gründe.

In den vergangenen zwei Wochen legten die Kryptowährungen rund um Bitcoin, Ethereum und Co eine kleine Erholungsrallye hin. Bitcoin kletterte sogar von seinem Jahrestief (knapp 19.000 US-Dollar) zurück auf ein Zwischenhoch von über 25.000 US-Dollar. Doch die kurze Verschnaufpause an den Kryptomärkten nahm ein jähes Ende. Seit Montag verlor der gesamte Kryptomarkt laut Daten des Analysehauses Coinmarketcap 15 Prozent an Wert.

Einen noch härteren Hieb musste die zweitgrößte Kryptowährung, Ethereum, hinnehmen. Der Kurs stieg zuletzt auf mehr als 2.000 US-Dollar an, nachdem am Markt ein Update erwartet wurde. Mittlerweile ist der Kurs aber wieder unter die Marke von 1.600 US-Dollar gefallen (Stand: 24. August 2022).

"Hawkishe" Fed setzt Tech-Welt unter Druck

Am Markt herrscht derzeit eine spannende Stimmung. Während die vorherrschenden Inflationsdaten, wie jene aus dem Monat Juli (8,5 Prozent in den USA), grundsätzlich für wenig euphorische Stimmung am Börsenparkett sorgen sollten, so konnte man vor Kurzem das genaue Gegenteil beobachten. Die Teuerungsrate lag unter den Erwartungen der Analyst:innen sowie Anleger:innen und führte zu einem Anstieg der Kurse an den internationalen Kapitalmärkten. Dies beflügelte neben den Tech-Werten auch die Kryptowährungen, welche eng mit dem Tech-Index der USA, dem Nasdaq, korrelieren.

Der leichte Rückgang der Inflation heizte die Debatte rund um die Zinswende der US-Notenbank Fed erneut an. Anleger:innen fingen an, darüber zu spekulieren, ob Fed-Chef Jerome Powell bei den Zinserhöhungen auf die Bremse drücken könnte und die Fed zukünftig Zinsschritte von 0,5 oder sogar 0,25 Basispunkten anstrebe. Diese Hoffnung wurde aber von Fed-Mitglied James Bullard im Keim erstickt, nachdem er sich im Wall Street Journal dazu aussprach, die Leitzinsen auch im September um 0,75 Basispunkte zu erhöhen. Der weiterhin "hawkishe" Kurs der Fed setzte anschließend Tech-Aktien, Krypto-Börsen und auch die Kryptowährungen deutlich unter Druck. Kein Wunder, schließlich haben es Digi-Währungen wie Bitcoin & Co als zinsloses Investment in einem Marktumfeld steigender Zinsen schwer.

Urlaubssaison als zusätzlicher Faktor

Krypto-Experte und Analyst Timo Emden geht zusätzlich noch von technischen Ursachen aus, die den Kursverfall begünstigt haben sollen. Er meinte im Gespräch mit dem Handelsblatt, dass zuletzt ein geringes Handelsvolumen beobachtet werden konnte. Laut dem Experten sorge die aktuelle Urlaubszeit dafür, dass wenige Menschen an den Börsen aktiv handeln, was wiederum zu einem Angebotsüberhang führe. Sobald also jemand große Mengen an Coins auf den Markt werfe, sei zu wenig Nachfrage gegeben, um diese wieder aufzunehmen. Dadurch falle der Kurs weiter nach unten und löst eine Abwärtsspirale aus.

Long Squeeze am Markt

Spannend in diesem Zusammenhang ist aber auch, dass es zu einem sogenannten Long Squeeze kam. Analyst:innen aus dem Hause Coinglass veröffentlichten Daten, welche zeigen, dass am vergangenen Freitag Wetten auf steigende Kurse (Long Positionen) in der Höhe von 560 Millionen US-Dollar aufgelöst wurden. Dies war der höchste Wert seit Juni 2022 und war der Auslöser für das seltene "Kurs-Phänomen".

Weitere Gründe

Und natürlich haben auch die Pleiten diverser, teils großer Kryptobörsen der vergangenen Wochen einen Anteil daran, dass das Vertrauen in Digitalwährungen gelitten hat. Außerdem wurden zuletzt wieder Stimmen aus Politik und Finanzwelt laut, die fordern, Bitcoin & Co stärker an die Kandare zu nehmen.

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