"Für Magenta ist das ein großer Tag, der mit der Übernahme von UPC gleichzusetzen ist"

| Tobias Seifried 
| 23.08.2022

Der Telekommkonzern gründet mit Meridiam ein Joint Venture für die größte private Glasfaser-Partnerschaft des Landes. Andreas Bierwirth will, dass Magenta der führende Gigabit-Anbieter Österreichs wird.

"Für Magenta ist das ein großer Tag, der mit der Übernahme von UPC vor zwei Jahren gleichzusetzen ist". Mit diesen Worten leitete Noch-Magenta-CEO Andreas Bierwirth, der im Herbst zur Erste Bank wechselt, am Dienstag sein Statement zur Pressekonferenz mit dem Thema "Größte private Glasfaser-Partnerschaft Österreichs" ein. Bei einer derartigen Ansage spitzen die Teilnehmer:innen natürlich die Ohren. Dementsprechend gespannt wartete auch LEADERSNET auf die Details. Neben Bierwirth waren bei der Präsentation auch noch Stephan Wehrmann, Business Development Director DACH Meridiam, sowie Dominique Leroy, Vorstandsmitglied für das Segment Europa der Deutschen Telekom AG, dabei. Dass der deutsche Mutterkonzern von Magenta eine eigene Vertreterin nach Wien entsandte, war ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich wirklich um eine wichtige Neuheit handeln muss.

Und das war es dann auch. Nur wenige Tage nachdem A1 und Drei eine Glasfaser-Partnerschaft verkündet haben, zieht die Magenta Telekom nach. Konkret haben das Unternehmen und der französische Investor Meridiam die Gründung einer strategischen Partnerschaft für die größte private Glasfaserausbau-Initiative Österreichs vereinbart. Bis 2030 wollen die Partner eine Milliarde Euro in den Ausbau von mehr als 650.000 neuen Highspeed-Internetanschlüssen (FTTH) für Haushalte und Betriebe investieren.

Pläne des Joint Ventures 

Wie in der Pressekonferenz zu erfahren war, ist das Joint Venture auf ländliche Regionen sowie Städte ausgerichtet. Die Finanzierung der Ausbaukosten werde grundsätzlich von Magenta und Meridiam getragen, Möglichkeiten einer (staatlichen) Förderung sollen trotzdem evaluiert werden. Für den Beginn des Ausbaus sei keine Mindestanzahl von Kund:innen erforderlich, betonte Bierwirth. Magenta und Meridiam wollen hingegen einen schnellen, engagierten und flexiblen Ausbau ohne Kosten oder Komplikationen für Gemeinden garantieren. Die Kund:innen sollen einen Anschluss in ihren Häusern erhalten und dann Zugang zur gesamten Produktpalette von Magenta haben: Highspeed-Internet, Fernsehen, digitale Lösungen mit Mobilfunk-Kombiangeboten. Ebenfalls interessant: In weiterer Folge soll die Glasfaserinfrastruktur in ein offenes Netz für andere Internetanbieter umgewandelt werden. Auf diese Weise würden unterschiedliche Telekommunikationsunternehmen ihre Produkte vermarkten und verkaufen können, was wiederum im (finanziellen) Interesse von Magenta sowie Meridiam liege. Denn der Ausbau der notwendigen Infrastruktur ist teuer und soll sich irgendwann einmal auch lohnen.

Während andere Anbieter lange Zeit hauptsächlich auf den Ausbau des schnellen Mobilfunk-Standards 5G gesetzt hätten, habe Magenta die Wichtigkeit von schnellen Festnetz-Anschlüssen früh erkannt. Diese seien in den eigenen vier Wänden sowie in Firmen für die Stabilität, die Zunahme vernetzter Geräte und den ständig steigenden Datenverbrauch von großer Bedeutung. Lediglich in ganz abgelegenen Regionen, wo sich die Verlegung von Glasfaserleitungen nie rechnen würden, werde Magenta ausschließlich auf mobiles Internet setzen. Denn in der heutigen digitalisierten Umgebung sei die Glasfaser ein wesentlicher Dienst für die vollständige Integration und den sozialen Zusammenhalt. Deshalb wolle das Joint Venture mit dem Ausbau dafür sorgen, dass ländliche Gebiete attraktive und wettbewerbsfähige Orte bleiben.

Direkter Zugang auf Gemeinden

Um sicherzustellen, dass das Projekt den Bedürfnissen der Gemeinden entspreche, werde Magenta ein Team einsetzen und in Kürze mit den örtlichen Bürgermeister:innen und Interessenvertreter:innen Kontakt aufnehmen. Ebenso könnten sich alle interessierten Gemeinden an Magenta wenden. Der Baubeginn sei bereits für dieses Jahr vorgesehen. Die Partnerschaft mit Meridiam soll dafür sorgen, dass der Anschluss von 650.000 neuen Haushalten und Betrieben in einer Rekordzeit von sechs Jahren fertiggestellt werde, gibt sich der Magenta-CEO überzeugt und weiter: "Mit Meridiam haben wir einen starken Partner gefunden, der über große Erfahrung in der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Industriepartnern und lokalen Gemeinden verfügt. Gemeinsam machen wir die Alpenrepublik zur Digital-Republik. Als Magenta ist es unsere klare Strategie, unsere Position als führender Highspeed Netzanbieter auszubauen. Nachdem wir in den letzten Jahren vor allem unser bestehendes Netz flächendeckend auf 1 Gbit/s hochgerüstet haben, werden wir uns in den kommenden Jahren voll auf den Ausbau der Netze fokussieren. Dabei konzentrieren wir uns nicht nur auf die großen Städte, sondern gehen bewusst auch in den ländlichen Raum. Wir bauen direkt und sofort aus ohne Mindestkundenzahl, die einen Vorvertrag unterschreiben müssen, damit bringen wir schneller Hochleistungsinternet in die Regionen. Und wir bieten eine Abstimmung mit dem Ausbau unseres Mobilfunknetzes an. Damit jede Gemeinde die beste, perfekte integrierte Infrastruktur aus Glasfaser und Mobilfunk vorweisen kann."

Meridiam seit 2005 in Österreich aktiv

Meridiam ist laut den im Rahmen der Pressekonferenz verlautbarten Angaben auf die Entwicklung, Finanzierung und das langfristige Management nachhaltiger öffentlicher Infrastrukturen in drei Kernbereichen spezialisiert: nachhaltige Mobilität, kritische öffentliche Dienstleistungen und innovative kohlenstoffarme Lösungen. Der französische Investor ist seit 2005 in Österreich aktiv. Da arbeitete das Unternehmen erstmals mit der ASFINAG zusammen, um die Autobahn A5 nördlich von Wien zu finanzieren und zu betreiben. Außerdem habe sich Meridiam bereits vor dem Joint Venture dazu verpflichtet, mehr als 150 Millionen Euro zu investieren, um bis zu 60.000 Haushalte im steirischen Bezirk Liezen im Rahmen eines 50-Jahres-Vertrags mit der dortigen Gemeinde an Hochgeschwindigkeits-Glasfaserinternet anzuschließen. Auf dieses Netz werde künftig auch Magenta zurückgreifen.

Stephan Wehrmann sagt zur Zusammenarbeit mit Magenta: "Meridiam hat sich verpflichtet, eine nachhaltige Infrastruktur zu schaffen, die die Lebensqualität der Menschen verbessert. Die strategische Partnerschaft mit Magenta, um Glasfaser zu über 650.000 Haushalten und Betrieben zu bringen, unterstreicht dieses Engagement für die österreichische Bevölkerung. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Magenta und den lokalen Gemeinden, um diese wichtige Infrastruktur auszubauen, den Zugang zu qualitativ hochwertigem Internet zu ermöglichen und einen langfristigen positiven Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen."

Dominique Leroy zeigt sich vom Erfolg der Partnerschaft ebenfalls überzeugt: "Österreich ist für die Deutsche Telekom ein sehr wichtiger Markt. Seit 20 Jahren investieren wir in den Ausbau digitaler Infrastruktur. Heute schreiben wir das nächste Kapitel: die bisher größte private Glasfaser-Initiative in Österreich. Die Deutsche Telekom steht für digitale Teilhabe: durch unser gemeinsames Engagement werden 2,5 Millionen Kunden bis 2030 gigabit-fähig. Das sind großartige Nachrichten für Kunden, Bürgermeister und Partner in Österreich."

"Größter und am schnellsten wachsender Gigabit-Anbieter"

Magenta hat im Februar 2022 bereits eine Milliarde Euro für den eigenen fixen und mobilen Netzausbau angekündigt, addiert man beide Vorhaben, dann würden insgesamt zwei Milliarden Euro in den Ausbau Gigabit-fähiger Internetleitungen für eine Million neue Gigabit-Anschlüsse und österreichweite 5G-Netzabdeckung fließen. Das Unternehmen sei schon heute Österreichs größter und am schnellsten wachsender Gigabit-Anbieter mit 1,5 Millionen versorgten Haushalten und Betrieben auf Basis eines hybriden Glasfaser- und Koaxialkabelnetzes, wovon der Glasfaser-Anteil über 90 Prozent ausmache, so Bierwirth. Mit dem Joint Venture mit Meridiam werde das Magenta Gigabit-Angebot bis 2030 insgesamt 2,5 Millionen (60 Prozent) aller Haushalte und Betriebe erreichen.

EU-Genehmigungsverfahren läuft

Eine Hürde muss das Joint Venture von Magenta Telekom und Meridiam, das 40 Mitarbeiter:innen haben wird, noch überwinden. Es bedarf nämlich der Genehmigung durch die EU-Kommission. Das entsprechende Wettbewerbsverfahren wurde bereits gestartet, ein Abschluss wird bis Ende 2022 erwartet. Dennoch soll der erste Spatenstich für neue Glasfaserleitungen noch im September dieses Jahres erfolgen.

www.magenta.at

www.meridiam.com

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