Was haben eine Tiroler Craft Brauerei und eine international agierende Umweltorganisation gemeinsam? Sie wollen das schützen, was sie lieben – die Berge und die Natur. Deshalb haben sich Bierol und Protect our Winters Austria (POW) zusammengetan, um mit einem gemeinsam gebrauten Bier in der Dose der Müllverschmutzung in unserem Land den Kampf anzusagen und ein Zeichen für richtiges Recycling und die Kreislaufwirtschaft zu setzen. Unterstützt werden sie dabei von der Recycling-Initiative "Jede Dose zählt".
LEADERSNET: "Bier trinken und die Berge schützen": Was steckt hinter der Idee?
Renauld: Wir wollen damit ein Bewusstsein für klimabewusstes Handeln schaffen. Klimabewusstsein bedeutet für uns eben nicht nur mit der Bahn zu fahren und sich vegetarisch zu ernähren, sondern auch bei jeder anderen scheinbar alltäglichen Entscheidung die ökologische Konsequenz mitzudenken und nach eigenem Verbesserungspotential zu suchen. Eben auch beim Gipfelbier.
LEADERSNET: Wie fanden die Tiroler Brauerei Bierol, die Umweltorganisation "Protect Our Winters" und die Recyclinginitiative "Jede Dose zählt" zueinander?
Renauld: Der erste Kontakt ergab sich, als wir für unseren General Assembly einen Getränkesponsor gesucht haben. Schnell hat sich aber herausgestellt, dass wir gleiche Ideale teilen und Lust auf mehr haben. So hat sich die Idee von einer Kooperation entwickelt, die über ein klassisches Getränkesponsoring hinaus geht.
Als wir später gemerkt haben, dass die Verpackung einen essenziellen Einfluss auf die ökologische Auswirkung des Biers hat, haben wir einen Partner gesucht, der uns bei Fragen zur Dose als Verpackung berät. Die Initiative "Jede Dose zählt" beschäftigt sich genau mit diesem Themenfeld und war für uns die Ergänzung, die wir gesucht haben.
LEADERSNET: Wie steht es in Österreich um Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft? Hinken wir im internationalen Vergleich weit nach?
Renauld: Weltweit ist die Wirtschaft zu 9,1 Prozent zirkulär geprägt. Österreich liegt mit 9,7 Prozent in etwa auf demselben Niveau. Die Lücke in der Wirtschaft zwischen den insgesamt produzierten und der tatsächlich recycelten und wiederverwendeten Waren ist also enorm und bietet allgemein großes Potential beim Klimaschutz. Die größten Verbesserungen lassen sich dabei durch den Ausstieg aus fossilen Energieträgern, forciertem Recycling und der Wiederverwendung von Bauten und Baustoffen erreichen.
LEADERSNET: War von vorneherein ein gemeinsam gebrautes Bier im Gespräch?
Bichler: Schon bei unserem ersten Kontakt stand ein gemeinsames Bier im Raum. Da war aber noch bei weitem nicht klar, wohin der Weg wirklich führt. Nachhaltigkeit war ein Stichwort, alles weitere entwickelte sich dann sukzessive.
LEADERSNET: Wie kam es zum Namen "Cold Stoke"? Was hat es geschmacklich zu bieten?
Bichler: Es gab einiges Vorschläge. Hier hat uns letztendlich die Doppeldeutigkeit gefallen. Zum einen das Wort stoke, das für aufgeregt sein/sich freuen steht. Man freut sich über den perfekten Schnee oder den Geschmack des Bieres. Auch cold steht hier für beides. die Kälte am Berg und das kühle Bier. Geschmacklich ist Cold Stoke sicher auf der süffigeren Seite, mit 4,9 Prozent ist es nicht allzu schwer. Die selbst angebaute Gerste bringt eine ausgewogene Malzigkeit, im Vordergrund stehen allerdings die schönen, leicht fruchtigen Aromen der Hopfensorten Ariana und Calista.
© Bierol
LEADERSNET: Im ersten Moment verbindet man Dosen ja nicht unbedingt mit Umweltschutz. Sie wollen damit aber der Müllverschmutzung in unserem Land den Kampf ansagen und ein Zeichen für richtiges Recycling setzen. Wie geht das?
Renauld: Das stimmt, wenn wir in Österreich an Dosenbier denken, kommt uns vor allem ein billiges Produkt vor Augen, dessen Verpackung den Straßenrand verschmutzt.
Wir möchten mit dem Cold Stoke eine Antithese zu diesem Image verbreiten. Mit dem Projekt möchten wir vor Augen führen, welches Potential bei der korrekten Entsorgung von Rohstoffen auszuschöpfen ist.
Die Aluminiumdose bietet, wenn sie korrekt entsorgt wird, den Vorteil, mit einem geringen Energieumsatz wieder vollständig zum Ausgangsmaterial zurückgeführt zu werden. Indem wir von den Leuten fordern, die Entsorgung in den richtigen Behälter zu dokumentieren und auf sozialen Medien zu teilen schaffen wir dafür eine hohe Aufmerksamkeit.
Gleichzeitig zeigt unser Projekt, dass es häufig nicht den einen nachhaltigen Weg gibt, sondern die individuellen Gegebenheiten ausschlaggebend sind. Dass die Dose in unserem Fall auf den ersten Blick Leute irritiert, weil das Image der Aluverpackung schlecht ist, soll ihnen bei einer tieferen Beschäftigung vor Augen führen, vorurteilsfrei zu bewerten und faktenbasiert zu entscheiden.
LEADERSNET: Wie steht es um die Ökobilanz der Dose?
Bierth: Getränkedosen aus Aluminium sind ein ideales Verpackungsmaterial für die Kreislaufwirtschaft. Im Vergleich zur Neuproduktion wird beim Recycling von Aluminium 95 Prozent weniger Energie benötigt. Ressourcen werden geschont und Emissionen reduziert. Außerdem verursacht der Recycling-Prozess nur 6 Prozent der Treibhausgasemissionen, die bei der Herstellung aus Primärrohstoff entstehen. Das Recycling von Dosen spart so das jährliche Äquivalent von ungefähr drei Millionen Tonnen THG-Emissionen, das entspricht den jährlichen Emissionen einer Stadt mit etwa 400.000 Einwohnern. Voraussetzung ist die richtige Entsorgung und Rückführung in den Recyclingkreislauf- dann kann Aluminium nahezu unendlich oft wiederverwertet werden. Wir freuen uns, dass wir genau diese Vorzüge der Dose mit der Kooperation sichtbar machen können.
LEADERSNET: Bringt die Aluminiumdose für den Genießer am Berg geschmackliche Vorteile oder ging es vor allem um die Bruchsicherheit beim Sport?
Renauld: Neben den nachhaltigen Aspekten hat die Dose für den Biergenießer tatsächlich auch geschmackliche Vorteile. Sie schützt das Bier optimal vor Licht und Sauerstoff. Dadurch schmeckt der Inhalt länger frisch. Dass dann noch weniger Gewicht im Rucksack auf den Berg getragen werden muss und man weiß, da kann kein Glass splittern oder brechen, ist natürlich top.
LEADERSNET: Wo kann man Ihr Bier erwerben?
Bichler: Im Bierol Onlineshop, im Tribaun und der Bierwelt Innsbruck, in Wien im Beerstore Vienna in der Beerboutique Graz und bei weiteren ausgesuchten Händlern.
LEADERSNET: Sie haben auch eine Aktion auf Instagram gestartet. Gibt es hier bereits viel Zuspruch?
Renauld: Die Aktion läuft ja noch nicht so lange und deshalb haben bisher noch nicht viele Zusendungen den Account @protectourwintersaustria erreicht. Wir waren aber überrascht, dass die Videos, die wir bekommen haben, wirklich kreativ waren! Die Interaktionen zeigen eine tiefere Beschäftigung, die wir uns vorgestellt haben - das lässt uns zukünftiger auf mehr hoffen!
LEADERSNET: Haben Sie Ihr Ziel erreicht?
Renauld: Wir können jetzt noch nicht wirklich abschätzen, wie viele Leute wir erreichen konnten und bei wie vielen es tatsächlich zu einem veränderten Bewusstsein geführt hat. Fest steht aber, dass wir einen Diskurs anregen konnten der sich tiefer mit der Problematik beschäftigt und in den Fokus rückt, dass wir nicht pauschal von der einen nachhaltigen Lösung sprechen können und scheinbar alltäglichen Handlungen, wie auch die Müllentsorgung, großes Potential für einen klimafreundlichen Lebensstil bergen. Das war für alle Beteiligten ein Erkenntnisgewinn, den wir gerne mit den Leuten teilen, die über Cold Stoke darauf aufmerksam werden.
Bierth: Jede Dose zählt – das ist nicht umsonst der Name unserer Initiative. Nur gemeinsam können wir die Vision von 100 Prozent Dosenrecycling in Österreich und Europa erreichen – die Aktion ist ein wichtiger Baustein in diesem Gesamtbild.
LEADERSNET: Was steht künftig alles auf der Agenda?
Renauld: Das Projekt "Cold Stoke" war sicherlich nicht das letzte seiner Art! (jw)
www.bierol.at/shop
www.everycancounts.eu
www.protectourwinters.eu
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